Tolle Technik für einen Prachtbau

Wemmetsweiler. Das 1926 in Dienst genommene Rathaus Wemmetsweiler wurde von der Architektenkammer des Saarlandes ausgewählt, weil es bestens zum Motto 2012 des "Tags der Architektur" passt. Es geht nämlich um "Energie"

Wemmetsweiler. Das 1926 in Dienst genommene Rathaus Wemmetsweiler wurde von der Architektenkammer des Saarlandes ausgewählt, weil es bestens zum Motto 2012 des "Tags der Architektur" passt. Es geht nämlich um "Energie". Und es ist in der Tat beeindruckend, was in der nun schon rund zwölf Jahre währenden Sanierung des Wemmetsweiler Prachtbaus nicht nur für die Optik und die Sicherheit, sondern auch für den gescheiten Umgang mit Energie getan worden ist. Wer sich über etliche Stufen hinauf unter das mächtige Dach bemüht, stößt auf lange Reihen blitzender Kästen, in denen sich die hochkomplexe Lüftungsanlage verbirgt. Und das ist nur ein Teil der baulichen Maßnahmen, die ergriffen wurden, um einerseits die Bausubstanz in ihrer historischen Optik zu erhalten und andererseits den neusten Stand der Technik unterzubringen. Was augenscheinlich im Wemmetsweiler Rathaus bestens gelöst wurde.Zum Architekten-Team der in mehrere Abschnitte gegliederten Arbeiten gehören neben dem Merchweiler Architekturbüro Klein auch die Saarbrücker Architekten Oliver Brünjes und Vera Burbach-Brünjes mit den Mitarbeiterinnen Susanne Sami und Elisabeth Puhl. Ihrer Arbeit gilt im Rahmen des Architektur-Tages, initiiert von der Architekten-Kammer des Saarlandes, besondere Aufmerksamkeit.

Die SZ hat sich im Vorfeld des Architektur-Tages vom Bauherrn, dem Merchweiler Bürgermeister Walter Dietz, Bauamtsleiter Joachim Dörr und dem Projektleiter Dietrich Maltz zeigen und erklären lassen, wofür die rund 4, 8 Millionen Euro (58 Prozent davon musste die Gemeinde Merchweiler aufbringen), die im Wemmetsweiler Rathaus "verbaut" wurden, verwendet worden sind.

Noch ist das imposante Gebäude eingerüstet, wird drinnen und draußen gearbeitet, doch die Sanierung befindet sich auf der Zielgeraden. Endlich wieder enthüllt, wird das neoklassizistische Haus mit der unübersehbaren Kuppel hell strahlen, so wie es sein Erbauer Otto Eberbach erdachte.

Acht Positionen listet das Bauamt in seinem Sanierungs-Bericht auf. "Alles wurde mit Mario Reuter vom Landesdenkmalamt abgestimmt", erinnert sich das Rathaus-Trio an intensives gemeinsames Ringen um jedes Detail. Und so steht der Besucher beispielsweise im kleinen Kuppelsaal und staunt nicht nur über die edle Wand- und Deckengestaltung, sondern auch über die den eleganten Originalen nachgebildeten Fenster, deren Griffe sich wie von Zauberhand drehen, sollte Brand-Gefahr im Verzug sein.

Apropos Brandschutz: Damit fing nämlich alles an. Denn die Gemeinde Merchweiler wollte das Kleinod Rathaus als offizielle Versammlungsstätte ausgewiesen haben, was nach diversen Sicherheits-Untersuchungen die aufwändige Rundum-Sanierung in Gang setzte.

Die einzelnen Maßnahmen in Kürze: Umbau und Sanierung der Gaststätte Ratkeller (Architekturbüro Klein, Merchweiler; neue Toiletten, Nebenräume einschließlich Lüftung und Brandschutz). Anbau eines zweiten notwendigen Treppenhauses (Architekturbüro Klein, Merchweiler; Stahlkonstruktion, behindertengerecht). Brandschutzmaßnahmen (KMW Ingenieure Saarbrücken; historische Nachbauten für Brandschutztüren, die trotz ihrer Eigenschaften von den Originalen kaum zu unterscheiden sind, komplexe Lüftungsanlagen). Innensanierung der Kuppelsäle (Architekturbüro Brünjes, Saarbrücken, Einbau von Akustikdecken zur Minimierung des Nachhalls, Sanierung der Flure). Erneuerung der historischen Fenster als energetische Maßnahme (Architekturbüro Klein, Merchweiler). Sanierung der WC-Anlagen und des Ausschankbereiches (Architekturbüro Brünjes; auch neue Künstlergarderoben, Schankbereich wurde zum Saal geöffnet). Sanierung Dach und Fassade (Architekturbüro Klein, Merchweiler, Schieferdach mit altdeutscher Deckung, Fassade mit historischem Kratzputz und entsprechendem Farbsystem, untere Mansarde und Dachraum voll gedämmt).

Auf einen Blick

Aus Wemmetsweiler und der neu gegründeten Gemeinde Heiligenwald war 1921 die Bürgermeisterei Wemmetsweiler gebildet worden. Da es vorher keine Verwaltungsgebäude gegeben hatte, entstand schnell die Notwendigkeit, ein neues Rathaus zu errichten. Mit der Planung wurde Kreisbaumeister Dr. Otto Eberbach betraut. Nach seinem Baustil ist es dem Neoklassizismus zuzuordnen. Die großzügige Planung repräsentierte wohl auch das Selbstbewusstsein der neu entstandenen Bürgermeisterei. Nachdem das Gebäude bis zur Gebiets- und Verwaltungsreform im Jahre 1973 Sitz der Verwaltung der amtsfreien Gemeinde Wemmetsweiler war, beherbergt es nun noch einen Teil der Kommunalverwaltung der Gemeinde Merchweiler, die Sozialstation, eine Gaststätte und dient der Schützengilde als Stammsitz.

 Die große Kuppel ist charakteristisch für das Rathaus in Wemmetsweiler. Foto: SZ-Archiv

Die große Kuppel ist charakteristisch für das Rathaus in Wemmetsweiler. Foto: SZ-Archiv

Der Kleine Kuppelsaal wird für Sitzungen, kleinere Veranstaltungen und Empfänge sowie Eheschließungen genutzt. Im außergewöhnlichen Ambiente des Großen Kuppelsaales finden zahlreiche kulturelle Veranstaltungen statt. Auch Vereine und Privatleute schätzen das Rathaus. Seit 1991 ist das Rathaus in Wemmetsweiler in die Denkmalliste aufgenommen worden. sl

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