Tiefer Blick in die kreative Seele

Neunkirchen · Ihre Werke sind lebendig und kraftvoll. Sie auch. Was die Neunkircher Künstlerin Iris Rickart derzeit im Frankenholzer Martin-Niemöller-Haus zeigt, ist ohne Vorlagen, dafür aber aus ihrem Innersten entstanden.

 Iris Rickarts abstrakte Werke, derzeit zu sehen im Frankenholzer Martin-Niemöller-Haus, lassen mit ihrer direkten und offenen Art tief in die Seele der Neunkircher Künstlerin blicken. Foto: Thorsten Wolf

Iris Rickarts abstrakte Werke, derzeit zu sehen im Frankenholzer Martin-Niemöller-Haus, lassen mit ihrer direkten und offenen Art tief in die Seele der Neunkircher Künstlerin blicken. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Für was steht Iris Rickart? Mit Sicherheit für eine Künstlerin, deren abstrakte Werke ein gerüttelt Maß an Aufmerksamkeit verdienen. Für was steht Rickart nicht? Mit Sicherheit für Eitelkeit. Davon konnte man sich am Donnerstag im Martin-Niemöller-Haus in Frankenholz überzeugen. Da wurde Rickarts aktuelle Ausstellung eröffnet.

Und: So lebendig und kraftvoll ihr Werk, so lebendig und kraftvoll ist die Neunkircherin selbst. Man könnte sagen: Sie scheint eins mit ihren Arbeiten. Und nach einem kurzen Gespräch mit der Malerin ist dann schon klar: Sie scheint nicht nur eins mit dem, was sie tut, sie ist tatsächlich eins mit ihren Gemälden.

Wer sie nach ihrem Antrieb fragt, der bekommt kein verbales Künstler-Geschwurbel zu hören. Vielmehr lässt Rickart sich offen und direkt in ihre kreative Seele schauen. Und eben "offen" ist für Rickart ein zentraler Anspruch, den sie an sich selbst und ihre Arbeit hat. "Mich treibt mein Inneres an, ich male ohne Vorlagen, ich gehe an die weiße Leinwand und wähle ganz intuitiv die Farben, die Materialien." Und was verarbeitet Rickart von sich selbst? "Das sind meine Emotionen, meine inneren Eindrücke, Impulse." Dieses sehr gefühlsbetonte Herangehen an ein Bild führe im Entstehungsprozess immer wieder zu Veränderungen im Werk. "Ein Bild wird erst dann öffentlich, wenn ich wirklich stimmig und im Einklang mit ihm bin. Es muss von innen her passen. Tut es das nicht, dann bleibt das Bild erstmal stehen." So gebe es immer ein paar Werke, die schlicht ihr Finale noch nicht erreicht hätten, "es kann schon mal Wochen oder auch Monate dauern". Dann gebe ihr, wie es Rickart formulierte, ein Bild schon mal "ein Zeichen" und signalisiere: Jetzt bin ich mal dran.

In ihren Arbeiten fänden sich all ihre Stimmungen, alle ihre Emotionen, gesteht Rickart am Rande der Vernissage, "das Denken ist in diesen Bildern weg, alles kommt aus dem Bauch und dem Herzen". Ihre Malerei sei für sie eine Expedition, ein Eintauchen ins Innere, "es ist wie eine Reise und jedes Mal anders", erzählt sie.

Rickarts "Reiseberichte ", wenn man diesem Bild folgen will, sind sowohl direkte Visualisierungen vom Innersten der Künstlerin selbst. Macht einen das für Kritik besonders empfindlich? "Ich glaube niemandem, der sagt, dass ihn Kritik nicht rührt. Man muss Kritik wahrnehmen, aber auch Abstand zu ihr halten. Denn all das hier ist mein Ding. Und wenn ich Kritik zu sehr einfließen lassen würde, dann würde ich mich ja verbiegen. Das mag ich nicht. Man soll schon den eigenen Weg unbeirrt gehen."

Dieser Weg zeigt sich im Niemöller-Haus kraft- und farbvoll. Rickarts Arbeiten bestehen als Solitär, aber auch in ihrer Gesamtheit, sprechen eine einheitliche Sprache, ohne sich dabei in plumpen Wiederholungen der Gefälligkeit zu ergehen. Die Werke überraschen, ohne sich im Effekt anzubiedern, sie sind im besten Sinne, und wie die Künstlerin selbst, uneitel. Oder, wie es Rickart formuliert: "Authentisch".

Wer sich also noch bis 15. Mai im Martin-Niemöller-Haus den Werken Rickarts nähert, der nähert sich auch der Künstlerin selbst - auf eine sehr direkte und emotionale Art.

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