Premiere Wenn Geschichten zu Musik werden

Neunkirchen · Gitarristin Susan Weinert geht ihren Weg weg vom E-Sound zur akustischen Musik weiter. Das neue Album zeigt, wie gut sich das anfühlt und -hört.

 Das Susan Weinert Rainbow Trio, das sind von links Martin Weinert am Kontrabss, Susan Weinert an der Gitarre und Sebastian Voltz am Piano. An diesem Freitag stellen sie in Neunkirchen ihr brandneues Album „Der Baum vor meinem Fenster“ vor.

Das Susan Weinert Rainbow Trio, das sind von links Martin Weinert am Kontrabss, Susan Weinert an der Gitarre und Sebastian Voltz am Piano. An diesem Freitag stellen sie in Neunkirchen ihr brandneues Album „Der Baum vor meinem Fenster“ vor.

Foto: Rich Serra

Es passt so ganz wunderbar in diese Jahreszeit, das neue Album des Susan Weinert Rainbow Trios, das an diesem Freitag, 22. November, ab 20 Uhr in der Stummschen Reithalle in Neunkirchen präsentiert wird. „Der Baum vor meinem Fenster“ ist ein sehr poetisches Album, das einlädt an dunklen Herbstabenden einfach mal die Augen zu schließen und sich von den Klängen entführen zu lassen. Acht Stücke sind auf der brandneuen CD, sechs davon hat die Gitarristin alleine geschrieben, eines („A long Winterday“) gemeinsam mit Ehemann Martin. Für das längste Stück, „Congo Tales“, zeichnet der Konzertpianist Sebastian Voltz verantwortlich.

„Eigenständig, anspruchsvoll und kreativ“, so beschreibt die Neunkircher Kulturgesellschaft „Der Baum vor meinem Fenster“. Einfach nur zum Wegträumen schön mag es der „gemeine“ Hörer empfinden. Poetisch wie die Musik, das Zusammenspiel von Gitarre (Susann Weinert), Kontrabass (Martin Weinert) und Piano (Sebastian Voltz), so poetisch sind auch die Titel – und so passend gewählt. Wie ein sanfter Hauch kommt „Herbstwind“ daher, träumerisch verspielt erklingt „Leise, fast unbemerkt“. Das Voltz-Stück „Congo Tales“ passt dann noch einmal ganz zu dunklen Abenden, lässt Bilder entstehen von einsamen Häusern inmitten blätterumwehter Lichtungen mit leichtem Gruselfaktor – aber schööön. Sie laden ein, auf Gedankenreise zu gehen, die acht Songs des neuen Albums, zum Schwelgen in traurig-schönen Erinnerungen wie der Titelsong, der sich auch auf dem Cover wieder grafisch umgesetzt findet. Lange nach hält dieses neueste Album – und das stellenweise im wahrsten Sinne wie in „A Long Winterday“, und man möchte gar nicht mehr daraus hervortauchen.

Die Kompositionen erzählen Geschichten, bestätigt Susan Weinert, setzen Erlebtes in musikalischen Klang um. „Viele der Stücke haben ihre Inspiration in der Natur oder der Welt der Kunst.“ So weise der Titelsong auf die persönliche Note der CD. Die meisten Namen trügen ihre Geschichte bereits im Titel. „Leise, fast unbemerkt“ beschreibe das Erwachen des Frühlings. „Congo Tales“ sei nach dem Besuch einer Ausstellung in Berlin entstanden. „Trust Yourself“ beschwört das Vertrauen in die eigene Persönlichkeit.

„In dem Album steckt immens viel Liebe zum Detail, Energie und Leidenschaft“, hat Martin Weinert der SZ erzählt. „Wir haben uns viel Zeit zur Entwicklung gegeben.“ Ende Juli ging es nach Pernes les Fontaines in der Provence. Dort im Studio La Buisonne hat das Trio zusammen mit Sound-Engineer Gérard de Haro die Titel aufgenommen. Im September wurde am finalen Klang des Albums gemixt. „Gérard de Haro hat einen richtig tollen Sound gemacht und Nicolas Baillard mit seinem feinfühligen Mastering das Ganze noch veredelt. Alles klingt sehr natürlich und authentisch. Wir sind sehr glücklich mit dem Ergebnis“, sagt Weinert.

Besonders froh sind Susan und Martin Weinert auch darüber, dass das Album erstmalig bei einem Konzert in ihrer Heimatstadt Neunkirchen vorgestellt wird. SR2 Kultur zeichnet das Konzert übrigens auf.

Das neue Album ist für das Neunkircher Musikerpaar auch Anlass für ein bisschen Rückblick. 30 Jahre Mauerfall, da erinnern sie sich an die positive Energie und die Aufbruchstimmung, die Hoffnung und Zuversicht, die in der Luft lag. Doch nicht nur das. „1989 war auch für uns persönlich ein ganz wichtiges und sehr ereignisreiches Jahr“, erinnert Martin Weinert. Eine USA-Reise mit Auftritten in Los Angeles, ein Festival in der damaligen Tschechoslowakei, eine Tournee im Süden Frankreichs, eine Einladung nach Moskau. „Es entstanden vermehrt eigene Kompositionen, die im Jahr 1992 auf unserem ersten Album ‚Mysterious Stories’ erscheinen würden, was wir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht ahnen konnten. 1989, ein Jahr des Aufbruchs, auch eines ganz persönlichen Aufbruchs“, sagt Susan Weinert. 30 Jahre danach, im Jahr 2019, ist der Termin-Kalender voll: Festival-Auftritte in Deutschland und Polen, wie das Elbjazzfestival in Hamburg, die Jazz Baltica am Timmendorfer Strand, das Enter Jazz Festival in Poznan und viele, viele Auftritte mehr.

„Der Baum vor meinem Fenster“ ist das 14. Album von Susan Weinert, die mittlerweile auf mehr als 3000 Konzerten in der ganzen Welt gespielt hat. Die CD kommt frisch aus dem Presswerk. Im allgemeinen Handel wird sie erst im Frühjahr 2020 sein. Exklusiv gibt es sie  zurzeit nur bei Bücher König, Bahnhofstraße in Neunkirchen, auf der Homepage der Band und bei den Konzerten. Dort auch gerne handsigniert. Zum Träumen zu Hause mit Brief und Siegel sozusagen.

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