Strom und Wasser für die AlmDer Berg ruft und der Alm-Ebi freut sich drauf

Landsweiler-Reden. Noch ist er nicht im Dienst und in seiner Freizeit einfach "de Schilling Eberhard" vom Kohlhof. Doch wenn er mit einer Kollegin von der SZ die Bergehalde in Landsweiler-Reden hochkraxelt, bleibt er auch ohne Hirtenhut nicht unerkannt. Der "Alm-Ebi" wird meist mit großem Hallo und einem netten Spruch begrüßt

Landsweiler-Reden. Noch ist er nicht im Dienst und in seiner Freizeit einfach "de Schilling Eberhard" vom Kohlhof. Doch wenn er mit einer Kollegin von der SZ die Bergehalde in Landsweiler-Reden hochkraxelt, bleibt er auch ohne Hirtenhut nicht unerkannt.Der "Alm-Ebi" wird meist mit großem Hallo und einem netten Spruch begrüßt. So auch an diesem frühen Morgen, als die Walking-Gruppe des TV Schiffweiler einen Ausflug zu den neuen Wassergärten macht und oben auf der Almhütte einkehren möchte. "Mir zerbreche uns schon de ganze Morje de Kopp, wo Sie während der Sommeralm schlofe", lacht Waltraud Schlachter. "Mache Euch kä Gedanke", antwortet Schilling schlagfertig.

Für die vierte SR3-Sommeralm vom 13. bis 22. Juli wird eine ganz neue, etwas kleinere Hütte aufgebaut, da die alte Hütte jetzt komplett bewirtschaftet wird. Selbstverständlich werden 70er-Jahre-Bett, Stehlampe und Ölbild mit röhrendem Hirsch aus dem Fundus wieder auf die Alm transportiert, damit sich der Alm-Ebi heimisch fühlt, und die Besucher die Einrichtung wiedererkennen, wenn sie ins Schlafgemach kiebitzen. Wer einmal auf der Sommeralm war, kommt wieder. Dieses Jahr könnte es sein, dass die Fangemeinde über das Saarland hinaus wächst, denn der Alm-Ebi wird am Montag, 9. Juli, in der Nachmittagssendung "Kaffee oder Tee" des SWR Gast sein.

Sogar in der Schweiz hat er inzwischen viele Skeptiker davon überzeugt, dass es auch im Saarland möglich ist, eine zünftige Alm mit allem Drum und Dran auf die Beine zu stellen. Der saarländische Haldenhirte hat sozusagen Pionierarbeit geleistet und war dieser Tage bereits zum vierten Mal in Davos Klosters, um ein Quiz vorzubereiten und seine Kontakte zu vertiefen. Auch dieses Jahr ist Davos, die höchstgelegene Stadt Europas, Partnerstadt der Sommeralm. "Ziemlich stolz" war der Neunkircher, dass sein Besuch der Davoser Zeitung diesmal sogar ein Bericht wert war. Der Alm-Ebi ist halt bekannt wie ein bunter Hund. Aber er macht sich in stillen Momenten schon Gedanken, ob und wie es in Landsweiler-Reden weitergeht. "Wir leben von Jahr zu Jahr." Sicher spreche vieles dafür, im nächsten Jahr das Jubiläum "fünf Jahre Sommeralm" vollzumachen. "Andererseits könnte man sagen, die Mission ist erfüllt, die Alm ist bewohnt und belebt." Größte Errungenschaft: Derzeit wird eine dauerhafte Strom- und Wasserversorgung gelegt. Jedoch klappe die Zusammenarbeit mit dem Landkreis Neunkirchen "hervorragend" lobt Schilling. Insgesamt fast 80 Leute von Landkreis, SR und vom Hüttenwirt Jörg sorgen täglich dafür, dass alles wie am Schnürchen läuft und die Besucher auch noch ein unterhaltsames Programm (siehe Internetadresse) erleben dürfen. Auf jeden Fall freut sich nicht nur der Alm-Ebi jetzt auf den Almauftrieb am 13. Juli. "Schön ist der Begriff ,man kann wieder Almen'", findet Schilling.

Eine Gruppe von Frauen aus Landsweiler-Reden ist übrigens seit Wochen bestens vorbereitet auf diesen Almauftrieb. "Mir hann e Wäänsche gemacht und schon geschmückt", haben die Frauen voller Vorfreude Hüttenwirtin Heidi erzählt. Na dann, auf zur Sommeralm 2012! hek

rosenkreis.de

Landsweiler-Reden. Entspannt sitzt André Tigges von der Saarbrücker Firma FlowDrill auf seinem Sitz in der Kommandozentrale des MT Rockdrill 28. Seine Aufgabe: Hebel bedienen und dazu noch Knöpfe drücken, um den Bohrer in Gang zu setzen. Der Sauerländer ist derzeit auf "Montage" an einem ganz besonderen Ort: der Redener Halde.

Doch ganz so einfach ist seine Aufgabe dann doch nicht. Immer wieder muss er eingreifen, wenn der Bohrer klemmt, oder die Maschine mit einem ohrenbetäubenden Quietschen nach Schmieröl schreit. Tigges fräst mit "seiner" Bohrmaschine die Bohrung für die neuen dauerhaften Versorgungsleitungen für Strom, Wasser und Abwasser an der Ostseite der Halde durch das aufgeschüttete Gestein. Der Abraumberg ist auch für den erfahrenen Bohrmeister eine besondere Herausforderung, bohrt er doch normalerweise im festen Gestein.

Bei der von der Industriekultur Saar (IKS) durchgeführten Baumaßnahme handelt es sich um die Verlegung von Ver- und Entsorgungsleitungen vom Haldenfuß an der Straße Am Nußkopf zum Haldenplateau. Dabei muss ein Höhenunterschied von etwa 70 Metern überbrückt werden. Hierbei werden auf einer Länge von 210 Metern die Leitungen unterirdisch mit einem speziellen Spülbohrverfahren verlegt.

Bei diesem Verfahren wird erst eine Pilotbohrung mit einem Durchmesser von 170 Millimetern ausgeführt, dann wird die Bohrung erst auf 300 mm und dann auf 450 mm aufgeweitet. Danach werden die Rohrleitungen im Bündel eingezogen. So muss kein aufwendiger Graben über die Haldenflanken gezogen werden. Die gerade aufblühende Natur der Halde bleibt unberührt.

"Die landeseigene Gesellschaft Industrie-Kultur Saar (IKS) investiert hier in die dauerhafte Versorgung der Halde mit Energie und Wasser sowie in die Abwasserentsorgung" berichtet der mit der Projektleitung betraute Architekt der IKS, Philipp Julien. Versorgen heißt in diesem Fall nicht nur Löcher bohren, sondern auch die passende Infrastruktur für die verschiedensten Nutzungen auf dem Plateau schaffen.

Am Haldenfuß werden die Leitungen an das bestehende Versorgungsnetz der Kommunalen Energie-und Wasserversorgung (KEW) angeschlossen. Eine Druckerhöhungspumpe in der Leitung, sorgt dafür, dass das Wasser oben auf dem Berg mit etwa vier bar Druck auch ankommt. Elektrotechnisch wird die Halde mit zehn Kilovolt Strom versorgt und auf dem Plateau eine Trafostation für die Niedervoltverteilung gebaut.

Thorsten Siebrasse von der KEN Neunkirchen ist mit der Gesamtplanung und der Projektsteuerung betraut und Wolfgang Rupp vom Büro CAD Werkstatt sorgt mit seiner Ausführungsplanung dafür, dass der Bohrer auch wie geplant in der dafür vorgesehenen Zielgrube ankommt. "Bis zur Sommeralm ist alles fertig und die Halde dauerhaft mit Energie versorgt" ist Architekt Julien überzeugt. Dann ist Schluss mit Notstromerzeuger und blauer Chemietoilette. "Die IKS investiert hier in die dauerhafte Versorgung der Halde."

Philipp Julien, Projektleiter

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort