E-Mobilität Strom-Motoren sind noch rar auf der Straße

Neunkirchen · E-Autos bleiben im Kreis trotz Diesel-Skandal Paradiesvögel. Auch in Verwaltungen gibt es sie nur vereinzelt.

Verfechter der Elektromobilität wird es freuen: Die Zahl der Fahrer, die auf saarländischen Straßen mit einem Elektroauto oder Hybriden unterwegs ist, steigt. 2884 Fahrzeuge waren es im Januar 2017. Das sind 703 mehr als Anfang 2016. Was die Freunde der schadstoffarmen Elektromotoren weniger freuen dürfte: das Tempo, mit dem die klassischen Verbrennungsmotoren von den Straßen verdrängt werden, ist dem einer Wanderdüne deutlich näher als dem eines Rennwagens. Noch immer sind mehr als 99,5 Prozent der Fahrzeuge im Saarland Benziner oder Diesel. Damit sind die Saarländer aber keine besonderen „Elektromuffel“. Im Gegenteil: Im Bundesdurchschnitt ist der Anteil der Elektroautos und Hybriden am Gesamtaufkommen der Automobile geringer (0,43 Prozent) als hier (0,46). Außerdem: im Jahr 2016 war der Anstieg der Zahl der E-Autos und Hybriden im Saarland mit 32,2 Prozent offiziell höher als 2015 (21,1). Hat der im Juni 2016 eingeführte „Umweltbonus“ - ein staatlich subventionierter Anreiz für die Neuzulassung eines Elektrofahrzeugs (4000 Euro) oder Hybriden (3000 Euro) - Früchte getragen?

Bei den Autohändlern aus dem Kreis Neunkirchen sind die Reaktionen verhalten. „Luftsprünge machen wir nicht“, sagt Verkäufer Achim Leiner vom Autohaus Walter in Schiffweiler. Der Hyundai IONIQ Elektro, den das Autohaus anbietet, würde kaum angefragt. „Und wenn doch mal jemand Interesse hat, dreht er sich wieder um, wenn er hört, dass die Lieferzeit ein Jahr beträgt“, sagt Leiner. Aber auch der Preis von über 30 000 Euro und die Reichweite von unter 300 Kilometern schrecke Käufer ab. Etwas besser wird die Hybrid-Variante des Fahrzeugs angenommen, ergänzt Leiner. Hybriden besitzen einen Elektromotor und einen Verbrennungsmotor.

Ähnliche Erfahrungen hat Dirk Huber, Verkäufer in der Neunkircher Filiale des Autohauses Weiland, gemacht. Auch beim Elektroauto Peugeot Ion Active müssen die Käufer - für einen Kleinstwagen - mit rund 22 000 Euro tief in die Tasche greifen. Und eine Wartezeit von rund sechs Monaten in Kauf nehmen. Außerdem beträgt die Reichweite des Autos nur rund 150 Kilometer. Das reicht zwar für den Gebrauch im Stadtverkehr, auf dem Land wird es damit aber schwierig. „Dass der Wagen seit dem Umweltbonus oder im Zuge der Diskussionen um Diesel-Motoren öfter angefragt wird, kann ich nicht bestätigen. Neben dem Preis und der Reichweite sind die wenigen Ladestationen ein großes Problem“, sagt Huber.

Insgesamt 34 dieser Ladestationen gibt es im Saarland, teilt das Institut für Zukunftsenergie und Stoffstromsysteme (IZES) mit. Die Krux: während der Regionalverband Saarbrücken mit 14 dieser Stationen solide aufgestellt ist, gibt es im Kreis Neunkirchen nur eine Handvoll. Etwa an den Bahnhöfen in Neunkirchen, Illingen und Ottweiler. Damit ist man immer noch besser dran als der Kreis St. Wendel. Dort gibt es auf einer doppelt so großen Fläche nur zwei Stationen. Die Ladestationen werden von regionalen Energieversorgern betrieben. Ob und inwiefern ein Ausbau des Netzwerkes vorgesehen ist, war dem IZES nicht bekannt.

Nicht nur bei den Bürgern, auch in den Städten und Gemeinden im Kreis steckt die Wende hin zur E-Mobilität noch in den Kinderschuhen. Einzig die Kreisstadt Neunkirchen hat die Flotte ihres zentralen Betriebshofs zum Teil umgerüstet. Sieben Elektrotransporter stehen dem Bauhof zur Verfügung. Außerdem besitzt die Stadtverwaltung einen Hybriden. In Eppelborn gibt es immerhin ein E-Bike, das dienstlich genutzt wird. Die Gemeinde Illingen besitzt einen Hybriden, der als Dienstwagen eingesetzt wird. „Wenn die Leasingverträge der Fahrzeuge des Bauhofes auslaufen, werden wir darüber nachdenken, ob wir eine teilweise Umstellung vornehmen. Dass jedes Fahrzeug, das wir in Zukunft anschaffen, elektrisch sein wird, glaube ich aber nicht“, sagt Illingens Bauamtsleiter Thorsten Feiß.

In Ottweiler gibt es zwar eine Ladestation für Elektrofahrzeuge, die Stadt selbst besitzt aber keines. Das Problem ist die Finanzierung. Christoph Hassel vom Ottweiler Amt für Stadtentwicklung und Umwelt sagt: „Grundsätzliche Überlegungen in diese Richtung gibt es. Wir müssen uns aber immer die Frage stellen: Was können wir mit unserem begrenzten Haushalt überhaupt darstellen?“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort