Streicher trifft Heavy Metal

Neunkirchen · Sie bezeichnen sich selbst als progressiv experimenteller Mix aus Pop, Rock und Rap: Die Jungs der Formation Indianageflüster halten nichts von Klischees, mit denen Rapper vielfach behaftet sind.

Sie wollen weg von den Klischees, mit denen man das Genre oft verbindet: Ob Sexismus, "Bashing" oder übertriebene Zurschaustellung von Reichtum. Die Rapper der aktuell aufkommenden Generation sehen solche Dinge sehr kritisch, sie lehnen sie zunehmend ab.

Ein Vorreiter dieser neuen Bewegung ist sicherlich Casper, der mit sozialkritischen und sehr persönlichen Texten den Nerv der Zeit trifft. Dieser Idee folgt auch die junge Formation Indianageflüster. "Wenn uns irgendwas nervt, dann schreiben wir darüber", sagt Sänger Jojo Gauch.

Vor eineinhalb Jahren stellt sich die Band musikalisch breiter auf. Begonnen hat man mit Schlagzeug (Josh Heitzer), Cello und Akustikgitarre. "Wir dachten: Das ist uns ein bisschen zu wenig. Da muss dringend noch was dazu", erzählt Cellist Luca Gilles. Anstelle der akustischen Variante holt man sich also Bass (Malte Pink) und E-Gitarre (Max Berres) dazu. Das Projekt in seiner aktuellen Form ist geboren.

Indianageflüster beschreiben sich selbst als progressiv-experimenteller Mix aus Rock, Pop und Rap : Sachter Streicher trifft auf Heavy Metal trifft auf Sprechgesang. Eine ungewöhnliche Kombination, die auch dem Publikum in der Stummschen Reithalle zu gefallen weiß. "Ich bin angenehm überrascht, dass die Jungs richtige Instrumente benutzen, nicht nur ein Keyboard", freut sich Jessica Enkler aus Homburg, die mit ihrer Tochter in Neunkirchen mit dabei ist. Indianageflüster verbinden zuweilen auch zwei Generationen.

Besonders stechen aber die Texte hervor: Vor allem die Abneigung gegenüber manch anderem Rapper kommt zur Geltung. Der Thematik widmen die Jungs aus Koblenz mit "Mensch naiver Natur" und "Ruhe im Karton" gleich zwei Titel. "Eintagsfliege" hingegen kritisiert die Entwicklung der Musik insgesamt. Ebenfalls toll ist das bissige "Lasst sie in dem Glauben". Im Song geht es um eine Scheingesellschaft, die sich nach außen hin stabil gibt, während sie innerlich zerfällt.

Ebenso wie die Stücke, die sich in instrumenteller Härte teils deutlich unterscheiden, sind auch die Ausdrucksweisen ein ums andere Mal verschieden. "Ernste Themen kann man auch mal witzig verpacken", erklärt Gauch. Für Tim Hüllnhagen aus Saarbrücken, der die Band zum ersten Mal hört, sind die Texte "inhaltlich komplett zutreffend. Es hat einfach Spaß gemacht, zuzuhören!"

Für die Zukunft wäre indes mal eine Art kleines Festival mit mehreren regionalen Formationen interessant, finden Fans und Band. So könnte man sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam ein größeres Publikum nach Neunkirchen locken. Sicher ist jedenfalls: Da draußen gibt es noch so einige junge Rapper, die wirklich was zu sagen haben - anstatt immer die gleichen hohlen Phrasen zu dreschen.

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