A-Capella-Band Stimmig, „die etwas andere Boy-Group“

Neunkirchen · Erst vorverlegt, dann krankheitsbedingt verschoben: Jetzt rockten die „Füenf“ Engel für Charlie endlich die Gebläsehalle.

 Die „Füenf“ Engel für Charlie rockten die Gebläsehalle Neunkirchen. Zwei Evergreens wurden als Zugabe serviert: das „Horst-Medley“ und die Baden-Württemberg-Hymne.

Die „Füenf“ Engel für Charlie rockten die Gebläsehalle Neunkirchen. Zwei Evergreens wurden als Zugabe serviert: das „Horst-Medley“ und die Baden-Württemberg-Hymne.

Foto: Bernd Eidenmueller

Na die sind ja süß. Die fünf „Jungs“. Sich einfach mal so aus Mitleid solidarisch für Songs zu engagieren, denen es ganz dreckig geht, die immer verstümmelt oder verheizt werden - etwa wie die Tatort-Melodie oder Musik, die zu Tierdokumentationen läuft. Oder ein Lied über Neurodermitis schreiben! Da muss man nicht nur erst mal drauf kommen, sondern auch ganz ganz arg empathisch sein. Möglicher Weise haben Christian Langer, Jens Heckermann, Patrick Bopp, Kai Podac und Francesco Cagnetta aber auch nur schlicht und ergreifend Spaß am Klamauk. Den jedenfalls stellte die Stuttgarter A-Cappella-Band bei ihrem nun endlich vollzogenen Auftritt – erst wurde der Termin von der Stummschen Reithalle auf- und in die Neue Gebläsehalle vorverlegt, dann krankheitsbedingt verschoben – hinlänglich unter Beweis. Natürlich kamen nicht ganz 20 000 Fans wie vor anderthalb Jahren nach Losheim. Aber die Reithalle wäre unbedingt aus allen Nähten geplatzt: „Danke, dass ihr die Terminschieberei mitgemacht habt“, gab es ein artiges Lob von Little Joe.

Charlie von ganz hoch oben hat sie geschickt, die füenf Engel. Entsprechend weiß mit ein paar Dandy-Details wie goldenen Gürteln oder Schuhen gekleidet, präsentieren sie ihre turbulente Show – sowohl in der ersten, trotz „Pippi Kacka Popo“-Song noch etwas zahmen Halbzeit, als auch in der göttlichen zweiten. „Die haben sich ja gar nicht umgezogen“, wunderten sich einige Zuhörer nach der Pause. Was aber tatsächlich der einzig mögliche Kritikpunkt bleiben sollte.

Ohne groß Luft zu holen, reihte das Quintett Titel an Titel. Wobei es immer fair-play-mäßig zuging: bei den Solos und Comedy-Einlagen war jeder mal reihum dran. Immer wieder durfte das Publikum lauthals vom Passiv- in den Aktiv-Status wechseln, gleich eingangs beim „Boom boom chacka chacka“ oder beim Best of Patrick Lindner-Lied „Bring mir die Sonne“, dessen Text aus lose zusammengefügten Songtiteln des Schlagersängers besteht oder, vielleicht der Höhepunkt des Abends überhaupt, als es gen Indien ging: Bei „Papadam“, einer der Nationalküche gewidmeten Version des englischen Weihnachtslieds „Little Drummer Boy“ mit Dottore Basso als fleischgewordene Sitar (Langhalslaute) und Memphis als Inkarnation einer Tabla-Trommel, verwandelten sich die Damen und Herren im Saal juchzend in Hände wedelnde Komparsen einer Bollywood-Klamotte.

Nicht fehlen durften schließlich die zwei „Evergreens“ der Fünf schlechthin, die als Zugaben serviert wurden: Zum einen das unvergessliche „Horst-Medley“ – bei dem das Wort „Love“ in zig Liebesliedern quer durch alle Genres durch den Namen „Horst“ ersetzt wird, zum anderen die so charmante wie selbstbewusste Baden-Württemberg-Hymne mit dem Statement „Mir im Süden stellen die hochwertigeren Kraftfahrzeuge her, mir im Süden brauen das bessere Bier!“

Im Stehen applaudierend, dankten die Zuschauer der „etwas anderen Boy-Group“ für ihre perfekte, bis ins I-Tüpfelchen durchchoreographierte und rundum stimmige Show in der Gebläsehalle Neunkirchen. Oder um es mit Andrea Schummer aus Namborn zu sagen: „Selten so gelacht, herrlich.“

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