Steine halten die Erinnerung lebendig

Wiebelskirchen. Ein Abbruchhammer und das schlagende Geräusch von Hammer und Meißel hallten gestern Morgen über den Wiebelskircher Wibiloplatz. Helfer entfernten einzelne Steine aus dem Pflaster, um Platz zu machen, Platz für neun so genannte Stolpersteine. Der Künstler Gunter Demnig installiert diese seit fast 15 Jahren in Städten in der ganzen Bundesrepublik und außerhalb Deutschlands

 Gunter Demnig (r.) verlegt in Wiebelskirchen mit Hilfe der Straßenbau-Klasse des Technisch-Gewerblichen Berufsbildungszentrums Neunkirchen Stolpersteine. Hier hilft Alexander Feld. Foto: Thomas Seeber

Gunter Demnig (r.) verlegt in Wiebelskirchen mit Hilfe der Straßenbau-Klasse des Technisch-Gewerblichen Berufsbildungszentrums Neunkirchen Stolpersteine. Hier hilft Alexander Feld. Foto: Thomas Seeber

Wiebelskirchen. Ein Abbruchhammer und das schlagende Geräusch von Hammer und Meißel hallten gestern Morgen über den Wiebelskircher Wibiloplatz. Helfer entfernten einzelne Steine aus dem Pflaster, um Platz zu machen, Platz für neun so genannte Stolpersteine. Der Künstler Gunter Demnig installiert diese seit fast 15 Jahren in Städten in der ganzen Bundesrepublik und außerhalb Deutschlands. Sie sollen an die Opfer des Faschismus, Widerstandskämpfer und mittlerweile verstorbene Überlebende der Naziverbrechen erinnern. Bis heute wurden 32 000 dieser Mahnmale installiert. Die Stolpersteine tragen eine Metallplatte, darin eingraviert sind der letzte frei gewählte Wohnort, der Name, einige Lebensdaten und der Todestag.Rund 50 Menschen waren zur Verlegung gekommen. Darunter Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider und Sören Meng, Erster Beigeordneter der Stadt. Während die Steine mit Unterstützung der Straßenbau-Klasse des Berufsbildungszentrums verlegt wurden, erinnerte Rainer Dörrenbecher von der "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten" mit biographischen Daten an die Schicksale der Opfer. Es sei wichtig, diese Menschen aus dem Vergessen herauszuholen, betonte Dörrenbecher. Normalerweise werden die Steine direkt im Pflaster vor dem letzten Wohnort installiert. In Wiebelskirchen verfolgte die verantwortliche Arbeitsgruppe des Forums für Freiheit, Demokratie und Antifaschismus einen anderen Ansatz. Rainer Dörrebecher, Ulrike Heckmann, Anton Holweck, Erika Klug, Mathilde Ott sowie Heinz und Sonja Seel waren für den Wibiloplatz. Cornelia Hoffmann-Bethscheider freute sich, dass die Steine so "mitten unter uns an diesem zentralen Platz" liegen. Die Schicksale der Menschen erinnerten daran, wie wichtig Menschlichkeit in einer Gesellschaft sei. Es zeige aber auch, dass Menschen in schwierigen Zeiten den Mut gehabt haben, ihre Meinung zu äußern und zu dieser zu stehen. Das, so die Landrätin, sei auch ein Zeichen für die Zukunft. Toleranz beginne da, wo man seine Meinung äußern darf.

Sören Meng betonte, wie wichtig die Erinnerung für nachfolgende Generationen sei. "Sie gibt den Opfern ein Gesicht. Diese Opfer sind Mahnungen für uns." Deshalb freue er sich auch, dass für das kommende Jahr weitere Steine für Neunkirchen und Wellesweiler geplant sind, so Meng.

Für ihn hatte der gestrige Morgen auch eine ganz persönliche Bedeutung. Drei der Stolpersteine wurden für Menschen aus seinem familiären Umfeld verlegt. Aber auch andere waren persönlich betroffen. Hermann Drumm reiste mit seiner Schwester extra aus Kamenz (Sachsen) an, um der Eltern zu gedenken. "Wir müssen uns erinnern, damit so etwas nicht wieder passiert."

Nach der Verlegung verlasen Annalena Gräser (15) und Cara Kroneberg (16), die mit ihrer Klasse 10c der Gemeinschaftsganztagsschule, Haspelstraße, gekommen waren, nachdenkliche Texte. Diese waren entstanden, nachdem sich die Klasse Adolf Benders Bilder-Zyklus der "Moorsoldaten" angesehen hatte. Im Anschluss gedachten die Anwesenden mit einer Schweigeminute der Opfer.

In Kürze

Die neun Stolpersteine in Wiebelskirchen erinnern an: Willi Herrmann (1897-1944), Lilli Herrmann (geb. Ries, 1904-1971), Hugo Meyer (1895-1942), Walter-Karl Drumm (1907-1944), Hermann-Ernst Drumm (1909-1937), Marta Strasser/Drumm (1910-2002), Friedrich Hollinger (1890-1941), Wilhelm Engelmann (1902-1936) und Erich Koble (1906-1941). spe

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