Staunen, lachen, Finger biegen
Neunkirchen · Zaubern müsste man können. Dann zöge man kleine weiße Plüschhasen aus dem Zylinder und flauschige Würfel aus neckischen Schmuckkästchen - so geschehen am Sonntag bei der Zaubershow in der Neuen Gebläsehalle. Für diesen Gähner provozierenden, im niedrigschwelligen Amateurbereich angesiedelten Einstieg hatte sich Gastgeber Maxim Maurice entschieden. Ein Kalkül, das erst im Rückblick seinen vollen Charme entfaltet.
Denn tatsächlich zog die Show ab dem letzten Miniwürfel im Minutentakt an, um fast drei Stunden später mit einem grandiosen Finale zu enden. Das war großes Kino, für das es schließlich Standing Ovations von den 580 Besuchern gab.
Los ging es mit der Disziplin "Quick Chance", die Maurice und Jennifer Martinez als Hochgeschwindigkeits-Modenschau inszenierten. Anschließend holte sich der deutsche Vizemeister der Zauberkunst einen Zuschauer auf die Bühne. Zusammen mit einer in Ketten gelegten Assistentin wurde Peter aus Überherrn in einen Kasten gesteckt - um ihn Sekunden später deutlich verblüfft ohne Jackett wieder zu verlassen. Das Kleidungsstück hatte die junge Dame an - unter den Seilen und Ketten. Mit diesem Tempo ging es weiter. Behälter und Kisten aller Art, hölzern oder durchsichtig, Käfige und sogar ein Himmelbett nutzte Maxim Maurice, um sich und seine Mitstreiter zu zerteilen oder verschwinden und wieder auftauchen zu lassen. Etwas Ruhe und viel Eleganz brachte die Schwebenummer von Martinez im und am Vertikaltuch in die Show.
Ehefrau wird durchbohrt
"Schön und kurzweilig", urteilte eine Besucherin in der Pause. Und danach wurde es noch besser. Mit ein paar Fingerbewegungen und "Ning, ning"-Geräuschen hatte Thomas Fröschle, alias Topas, die Zuschauer im Sack. Auch er zeigt Großillusionen, wechselt aber immer wieder ins Comedyfach. Allein die Musicaladaption "Der Glöckner von Sulzbach" war den Eintritt wert. Fröschle steckt als buckliger Quasimodo seine Partnerin und Ehefrau Roxanne als Esmeralda in einen Käfig, bedeckt sie mit Häkeldecken. Zusammengefaltet wie ein Sandwich, wird sie von endlos vielen Stäben durchbohrt und schließlich zersägt. Nicht nur, dass Roxanne diese Tortur in einem Stück überlebt, sie steckt plötzlich in einem langen roten Kleid. Komisch hoch drei ist der imaginäre Instrumenten-Soundcheck, wozu die letzte Nummer passt, bei der er zehn große Lautsprecher aus einem Pappkarton zaubert.
Karriere begann in Neunkirchen
Als keiner damit rechnet, beschenkt Topas das Publikum noch mit einer göttlichen Zugabe, in dem er den Howard Carpendale Schmacht-Fetzen "Nimm den letzte Zug und komm zurück zu mir" visualisiert - sprich, pantomimisch darstellt. Der Vorhang geht noch mal auf - und alle Akteure des Abends greifen die Bewegungen synchron auf. Alles jubelt. Für den 26-jährigen Maxim Maurice schließt sich damit ein Kreis: Hatte der Zauberer doch vor zehn Jahren bei einer Produktion des Musicalprojekts auf der Bühne der alten Gebläsehalle seinen ersten großen Auftritt.