Statt Laich gibt es Leichen

Neunkirchen · Naturschützer beobachten einen Rückgang von Amphibien in der Region

 Keine guten Zeiten für Frösche und andere Amphibien. Ihr Lebensraum wird kleiner. Foto: Johannes Ruße

Keine guten Zeiten für Frösche und andere Amphibien. Ihr Lebensraum wird kleiner. Foto: Johannes Ruße

Foto: Johannes Ruße

Das Quaken und Summen in den Wäldern verstummt. Der Lebensraum für Amphibien und Insekten wird immer kleiner. Stefan Sauer (54) vom Naturschutzbund (Nabu) Neunkirchen macht deutlich, der weltweite Klimawandel schlage sich auch hier vor Ort nieder. Mit Gummistiefeln watet der Kfz-Meister, der sich ehrenamtlich für den Naturschutz einsetzt, durch einen kleinen Tümpel mitten im Neunkircher Forst. Er ist auf der Suche nach Kröten. In diesem Jahr seien sie zwar recht früh gewandert, doch die Zahl sei auffallend gering gewesen. Früher gab es regelrechte Großeinsätze, wenn die Kröten auf Wanderschaft gegangen sind. In diesem Jahr gab es, so Sauer, saarlandweit im Februar nur einen einzigen Einsatz dieser Art. Und das nicht, weil die Kröten sicherer auf Wanderschaft gehen. "Die Teiche zum Laichen trocknen immer mehr aus", erklärt Sauer. Dann zieht er einen labbrigen Laichsack aus dem Tümpel. "Wenn es weiterhin nicht regnet, dann zieht sich das Wasser immer mehr zurück und der Laich liegt trocken." Die Folge sind Leichen statt Jungtieren. Beherzt legt Sauer den Beutel mit den Kaulquappen tiefer in den feuchten Tümpel. Vielleicht konnten wenigstens diese Frösche gerettet werden.

Langfristig sei jeder Bürger gefragt. Klimaschutz fange beim Einzelnen an. Aber auch die Stadt müsse für mehr Radwege und den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel sorgen, so der erste Vorsitzende des Nabu Neunkirchen. Die Krise betreffe nicht nur Frösche und Kröten. Das Bienensterben sei längst bekannt, aber auch Feldhamster, Schmetterlinge und jede Menge anderer Insekten seien vom Aussterben bedroht. Denn je weniger Lebensraum, desto weniger Lebewesen.

 Stefan Sauer vom Nabu Neunkirchen sorgt sich um die Laich-Gebiete in der Region. Foto: Marny Meyer

Stefan Sauer vom Nabu Neunkirchen sorgt sich um die Laich-Gebiete in der Region. Foto: Marny Meyer

Foto: Marny Meyer

Um außerhalb der landwirtschaftlichen Nutzflächen Raum für mehr Artenvielfalt zu schaffen, gibt es im Saarland jetzt das Förderprogramm "Dem Saarland blüht was". "In den saarländischen Kommunen gibt es öffentliche Plätze, die einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt beitragen können. Für das Programm stehen Mittel in Höhe von 300 000 Euro zur Verfügung", so Umweltminister Reinhold Jost. Mit dem Geld sollen brachliegende Grünflächen in attraktive Blühflächen verwandelt werden. Kommunen können sich bewerben. Naturschützern ist das nicht genug. "Der Nabu in Neunkirchen stellt leider nur fest, dass es in allen Bereichen des Naturschutzes bergab geht", kritisiert Stefan Sauer. "Im Kasbruchtal wird der Waldweg geschottert, die Natur wird zum Freizeitpark mit Laufstrecken. Entlang von Bahn und Straßen werden Bäume gefällt. Durch den Parkplatzbau am Station Elversberg werden Flächen versiegelt", nennt Sauer wenige Beispiele und macht auf ein weiteres Problem aufmerksam, "die Naturschützer verlieren allmählich die Lust an Ihrer Arbeit, da es keine Erfolge zu verzeichnen gibt. Nur wenige setzten sich noch aktiv ein."

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