Günter Trautmann sitzt ein paar Stühle von seiner Frau entfernt, als Christel Trautmann geehrt wird. Aber er ist ihr doch ganz nah, hört die lobenden Worte, wischt sich mit dem Taschentuch übers Gesicht. Es geht ihm auch nah. Was einst am Altar versprochen wurde, so Sozialministerin Monika Bachmann als Laudatorin, in dieser Ehe wird es gehalten: "In guten wie in schlechten Tagen". Christel Trautmann (70) pflegt ihren Mann (73) seit 2009: Da erleidet Günter Trautmann einen Schlaganfall, ist rechtsseitig gelähmt, verliert die Sprache.

Ein Schicksal von neun, die am Montag im Ottweiler Landsratsamt kurz geschildert und damit für den Außenstehenden erahnbar werden. Neun Frauen und ein Mann aus den Landkreisen Neunkirchen und Saarpfalz erhalten von der Ministerin die Pflegemedaille des Saarlandes. In dieser Feierstunde brechen sich zwischen Worten auch Gefühle Bahn: Von einem strahlenden Lachen bei Empfang der Medaille über ein um Fassung Ringen bis hin zu Tränen zurückhalten oder dann doch fließen lassen. Wohl auch Ausdruck der fordernden Aufgabe, der sich alle Geehrten jeden Tag stellen. "Momente gibt es bestimmt, in denen Sie verzweifelt waren, mutlos", sagt die Ministerin. Aber alle Geehrten setzten ein wichtiges Signal, indem sie selbst anpackten. Pflege sei nicht zuletzt eine Herzenssache: "Heute wollen wir Ihnen danken und Anerkennung zollen."

Die Geehrten:Eva-Maria Becker (48), Oberwürzbach: pflegt seit 2000 ihren Sohn Nils (17). Nils leidet seit seiner Geburt an einem Gendefekt (Muskeldystrophie Duchène, Muskelschwund), ist seit dem neunten Lebensjahr auf den Rollstuhl angewiesen.

Frieda Becker (73), St. Ingbert: pflegt seit 1965 ihren erblindeten Ehemann Karl-Heinz Becker (73), der zudem seit fünf Jahren unter Parkinson und Demenz leidet. Und sie pflegt ihren Sohn Franz Markus (49), durch einen Verkehrsunfall ab der Brust gelähmt.

Christa und Friedrich Büsing (56/59), Hierscheid: pflegen ihren Sohn Heiko (34) seit dessen Geburt. Sauerstoffmangel schädigte sein Gehirn.

Sabine Degel (47), Oberwürzbach: pflegt ihren Sohn Tom (17) seit dessen Geburt. Tom leidet unter Gehirnschädigungen.

Ursula Hausen (71), Illingen: pflegt seit 19 Jahren ihre Mutter Ida Grenner (103).

Anita Hubertus (75), Oberwürzbach: pflegte ihren Ehemann Heinrich Hubertus bis zu dessen Tod im Juli 2014. Ihr Mann erlitt 2001 einen Schlaganfall. 2003 kam eine Demenzerkrankung hinzu.

Christine Lehmann (46), Lautzkirchen: pflegt seit 15 Jahren ihre Mutter Erika Gehring (88), an Demenz erkrankt und seit sieben Jahren auf einen Pflegerollstuhl angewiesen. Sie pflegte auch ihren Vater Albert Gehring bis zu dessen Tod im April 2014.

Petra Miksche (50), Oberwürzbach: pflegt ihren Sohn Florian (17). Florian leidet seit Geburt am Dandy-Walker-Syndrom (Hirnfehlbildung), ist körperlich und geistig behindert. Florian braucht Atemgerät und Sonde.

Christel Trautmann (70), Jägersburg: pflegt seit 2009 ihren Ehemann Günter Trautmann (73) nach Schlaganfall.

Zum Thema:

HintergrundPflegemedaille: Mit der Pflegemedaille des Saarlandes werden Personen ausgezeichnet, die ihren Wohnsitz im Saarland haben und die einen pflegebedürftigen, kranken oder behinderten Menschen im häuslichen Bereich unentgeltlich über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren gepflegt und betreut haben. Vorschläge an: Staatskanzlei des Saarlandes, Jörg Quack, Telefon: (06 81) 501-23 42, Fax: (06 81) 501-13 61, E-Mail: j.quack@staatskanzlei.saarland.de. red