Jacques Bistro Stammtisch-Weisheiten à la Jacques

Neunkirchen · Mit seinem neuen Programm „Doppelhirn“ gastierte Detlev Schönauer alias Thekenwirt Jacques in der Reithalle.

 Detlev Schönauer gastierte mit „Doppelhirn“ in der Stummschen Reithalle.

Detlev Schönauer gastierte mit „Doppelhirn“ in der Stummschen Reithalle.

Foto: Jörg Jacobi

„Heut ist mein Thema Intelligenz“, begrüßte Bistrowirt Jacques das erwartungsfrohe Publikum in der proppenvollen Reithalle. „Keine Angst, Dummheit kommt auch vor.“ Also quasi alles wie immer bei Detlev Schönauer. Nein, nicht ganz. Es gibt ihn ab sofort im Doppelpack: Selbst noch ordentlich „übergerascht“, präsentierte der Frankosaarländer seinen Zwillingsbruder „made in Hessen“ plus eine hanebüchene Geschichte vom Kindsraub, der diese Duplikation im reifen Mannesalter erklärte. Wobei dieser Jakob Kleinschmitt dem aufmerksamen „Mainz bleibt Mainz“-Fernsehzuschauer bereits seit Jahren als patenter Bio-Lehrer bekannt sein dürfte.

Juppe an, Batschkapp ab – schon hatte sich Jacques in Jakob verwandelt, Juppe aus, Batschkapp an – vollzog sich die Metamorphose wieder rückwärts. So wechselten sich Schlaglichter aus der Bildungslandschaft mit Zwischenmenschlichem vom Stammtisch ab, wobei das eine immer ganz nah am anderen dran ist.

Beispiel Biologie: Weil das weibliche Hirn über einen stattlichen Corpus callosum verfügt, der einen deutlich regeren Gedankenaustausch zwischen den beiden Gehirnhälften zulässt als „der dünne Balken“ beim Mann, brodelt und quillt es im Kopf der Damenwelt und muss sich fast pausenlos in Worten erleichtern. „Die Frau babbelt erst und denkt dann. Beim Mann ist es genau umgedreht, der denkt erst und dann hält er die Klapp.“

Zusammenhänge findet Schönauer auch in Sachen Religion und Ernährung: „Wenn der liebe Gott gewollt hätte, dass wir vegetarisch leben, hätte er die Tiere nicht aus Nahrung gemacht“, lautet die These des Kirchenmusikers, Familienvaters, Oboisten, Tauchers, Gleitschirmfliegers und Mitglieds des „Mensa“-Clubs der Hochintelligenten – der sich auch nicht für ein Outing zu schade ist: „Als Physiker kann man in Deutschland alles werden, Kabarettist, Kanzler, Enfant terrible der Linken. Ich sag immer: Ich bin nicht der einzige Diplom-Physiker, der sein Geld in diesem Land mit Dummschwätzen verdient.“

Noch politischer wurde es nach der Stärkungspause, wo Schönauer tagesaktuell schwadronierte: über märchenhafte Karrieren in der CDU – „letztens hab ich’s Gretel (Annegret Kramp-Karrenbauer) noch als Putzfrau im TV gesehen, jetzt ist sie Herrscherin in Berlin“, Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien oder, eine Steilvorlage de luxe, die Regierungsbildung inklusive Ämterkarussell.

Zudem freute er sich für die Rentner, denen demnächst ein wahrer Geldsegen ins Haus flattert. „Ein Euro am Tag mehr, aber nicht alles auf einmal ausgeben!“

Dann noch mal den Reich-Ranicki, der immer noch zuverlässig für Lacher sorgt, und schon ist man am Ende des Abends angelangt. Versüßt wird es von einem beschwingten Medley am Klavier, bei dem Schönauer Hotline-Dudelmusik mit bittersüßen Werbebotschaften verwebt. Heraus kommt dabei „Organo to go“ für die Organspende zum Mitnehmen und schöner sterben für Veronika: „Das ist keine Schmach, wir helfen gerne nach!“

Fazit: Er hat’s definitiv noch drauf, auch im 36. Jahr seiner Bühnenkarriere.

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