Stadterkundung Staffeleien zierten den Hüttenpark

Neunkirchen · Die VHS und Dozent Klaus Harth luden ins Aha-Gelände zur malerischen Stadterkundung ein – noch drei Termine geplant.

 Ilaria Cala malt die alte Industrie aus Neunkirchen mit Ölfarbe auf Leinwand.

Ilaria Cala malt die alte Industrie aus Neunkirchen mit Ölfarbe auf Leinwand.

Foto: Jörg Jacobi

Der Weißdorn knallt die Blüten raus. Grün wuchert, wo noch vor einer Woche alles kahl darnieder lag. Diese milde Luft. Dazu ein Panorama, in der vor der Stadtsilhouette wuchtig-charaktervolle Relikte der Stahlindustrie mit einem blauen Himmel und Schönwetterwolken um die Gunst des Betrachters rangeln. Kein Wunder, dass Klaus Harth mit der Sonne um die Wette strahlt. „Ich dachte mir schon, dass der Hüttenpark ein guter Platz sein könnte. Aber dass es so irre ist … .“ Und so ruhig! Fast könnte man neidisch werden auf seinen Job: bei der VHS Malkurse geben. Wobei der hier, Nr. 5205, tatsächlich etwas ganz Besonderes ist: „Zeichnerische und malerische Stadterkundung“. Das erste Treffen am Furpacher Gutsweiher fiel wetterbedingt aus und wird nachgeholt - zusätzlich zu den zwei regulär geplanten.

„Es war meine Idee, rauszugehen“, erzählt Harth. „Ich wollte machen, was sonst niemand macht.“ Einfach mal mit dem Skizzenblock los ziehen und festhalten, was einem unterwegs auffällt. Oder – und dafür haben sich die Teilnehmerinnen heute entschieden – die Staffeleien an einem markanten Platz aufstellen und dort Impressionen aufs Papier bringen.

Vier Orte, die er „spannend“ findet, suchte sich der Künstler aus. Sehr schwierig war das nicht. Schließlich stammt er, Jahrgang 1964, von hier. Gelernt hat Harth im Druckgewebe, später studierte er Freie Bildende Kunst mit Schwerpunkt Zeichnen an der Universität Mainz. Seit elf Jahren unterrichtet er, vor allem an der Volkshochschule in der Landeshauptstadt. „Neunkirchen ist zäh“, bisher erreichten seine Angebote hier oft nicht die erforderliche Mindestteilnehmerzahl.

Diesmal klappt es. Auch, weil der in Wemmetsweiler lebende Künstler seine „Klientel“ zum Teil mitgebracht hat. Drei der sechs Damen sind Wiederholungstäterinnen. Wie Ilaria Calà aus Saarbrücken. Die 26-jährige Bauingenieurin fing vor zwei Jahren bei Harth mit dem Malen an. „Dadurch habe ich ganz andere Seiten in mir entdeckt.“ Neuland stellt für sie das Malen im Freien dar. „Raus zu gehen ist eine sehr gute Idee, man hat ganz andere Perspektiven als wenn man nur zweidimensional arbeitet.“

Ein paar Meter weiter sitzt Brigitte Hock im Klappstuhl. Anders als Ilaria Calà, die mit Ölfarben zu Gange ist, bringt sie zarte Wasserfarben auf den Aquarellblock. „Spannend, was hier passiert ist“, lobt Harth, der immer wieder rund geht und die an Kontur gewinnenden Bilder begutachtet. Vor das Hochofen- und Gebläsehallen-Ensemble hat Brigitte Hock inzwischen die Wiese gemalt. Die soll sie „dämpfen“, rät der Dozent. Überhaupt wäre es jetzt sinnvoll, mehr „grafisch“ vorzugehen und die Monolithe möglichst detailgetreu widerzugeben. Dann erinnert der Profi an die „klassische Farbperspektive“: „je näher, desto stärker werden die Farben“. Und verliert sich für ein paar Augenblicke in philosophischen Untiefen bezüglich des Hervorhebens einzelner Details. „Man kann ja nicht alles in den Mittelpunkt stellen.“ „Stimmt“, gibt ihm die Furpacherin recht. Die 75-Jährige greift schon seit 15 Jahren regelmäßig zum Pinsel – ausschließlich für Aquarelle. Zum Malen gekommen ist sie über ihren Schwiegervater, einem Kunstmaler, verrät Brigitte Hock. Sie hatte sich schon ein paar Mal angemeldet für Harths Kurse, aber „die haben nie stattgefunden“. Es noch mal zu probieren, hat sich unbedingt gelohnt: „Es ist toll, sehr ansprechend.“

Was ganz sicher auch auf die kommenden „Stadterkundungen“ zutreffen wird. Am 5. Mai trifft man sich auf dem Alten Friedhof am Ellenfeld.

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