Städtische Galerie Neunkirchen Ein Ort der vielen Möglichkeiten

Im Jahr 2016 mit der Eröffnung des Kulturzentrums Neunkirchen, kurz Kult, ist die Städtische Galerie umgezogen.

 Dort, wo einst die Städtische Galerie selbst untergebracht war, hat jetzt das Kinder- und Jugendatelier seine Räume.

Dort, wo einst die Städtische Galerie selbst untergebracht war, hat jetzt das Kinder- und Jugendatelier seine Räume.

Foto: Jörg Jacobi

Kurz muss sie nachdenken, die Leiterin der Städtischen Galerie Neunkirchen. Auf was ist sie besonders stolz? Doch dann ist Nicole Nix-Hauck sich sicher: Zwei Dinge sind es. Da ist zum einen die Ausstellung mit Keramik-Sammelstücken von Hannelore Seiffert. Die ehemalige Vorsitzende des Künstlerkreises Neunkirchen hat mit der Präsentation von Keramik aus aller Welt auch Besucher aus aller Welt angelockt. Und dann zum anderen die Ausstellung mit Werken von Jochen Hein Anfang 2017. „Damals kamen Besucher aus der Schweiz, quer durch ganz Deutschland, um diesen renommierten Künstler zu sehen“, erinnert sie sich. Noch heute werden die Kataloge angefragt. Die Ausstellung mit Heins Werken war die vierte in den neuen Räumlichkeiten. Zuvor, seit 1991, hatte die Galerie sich auf 200 Quadratmeter verteilt auf drei Stockwerke beschränken müssen, gleich nebenan im alten Amtsgericht. Mit Umbau des ehemaligen Bürgerhauses zum Kulturzentrum wurden es 500 Quadratmeter. Sehr variable Quadratmeter.

Denn der Clou der Galerie sind die Stellwände. Zehn an der Zahl gibt es, jedes Modul 2,50 mal 3,50 Meter groß, die ganz neue Raumeinteilungen ermöglichen. 50 Zentimeter dick sind die Wände. Das Ganze in einer Raumhöhe von sieben Metern. „Das eröffnet jede Menge neue Möglichkeiten“, freut sich auch der Chef der Neunkircher Kulturgesellschaft, Markus Müller, zu der die Städtische Galerie gehört. Durch die Höhe war beispielsweise die vielbeachtete Ausstellung mit Tanzskulpturen von Margarte Palz möglich. Die Raumgröße hatte Nix-Hauck gleich bei der ersten Ausstellung genutzt: „Open Spaces“ zeigte Landschaften, ungewöhnliche Landschaften auf sehr großen Flächen von verschiedenen Künstlern – übrigens auch schon von Jochen Hein.

Vier Ausstellungen gibt es jedes Jahr. Ein Jahr Vorbereitung braucht eine Ausstellung in etwa. Letzten Endes hängt das von vielen Faktoren ab. Themen- oder Gruppenausstellungen brauchen in der Regel viel Vorlauf, erklärt Nix-Hauck. Werden Kataloge zusammen mit einem anderen Haus produziert beispielsweise, hat man feste Zeitvorgaben. „Manchmal hat ein Künstler, den man gerne hätte, aber gerade ein Zeitfenster offen. Da muss man dann zugreifen, oder nochmal Jahre warten“, sagt Nix-Hauck. Es laufen auch viele Bewerbungen von Künstlern in der Städtischen Galerie in Neunkirchen ein. Doch meist entdeckt die Galeristin die Künstler, die hier ausstellen, selbst. Im Gespräch mit anderen Galeristen, auf Messen, in der Fachliteratur. „Im Großen und Ganzen ist es ein Prozess, der sich dadurch ergibt, dass man ständig unterwegs ist, in Kontakt steht, Netzwerke pflegt.“ Sie suche aber nicht rein subjektiv aus. „Ich versuche auch immer, auf aktuelle Tendenzen in der Kunst zu gucken. Versuche, die zu reflektieren.“

Neben den vier wechselnden Ausstellungen gibt es auch (fast immer) eine Dauerausstellung, erstmals entfällt sie während der Ausstellung „Druck3“. Zu sehen ist die Dauerausstellung ansonsten auf der Empore. Es sind Werke aus Schenkungen. Vor allem die des Sammlers Wolfgang Kermer. 300 Werke verschiedener Künstler hat er der Galerie seiner Heimatstadt vermacht. Ebenso viele hat die im Alter von 100 Jahren 2015 verstorbene Ruth Engelmann-Nünninghoff der Galerie hinterlassen. Dazu kommt ein bisschen was von Hans Bogler und Otto Weil. Damit auch die Dauerausstellung nicht langweilig wird, wird hier immer mal wieder umgehängt. Die übrigen Werke wandern ins Lager, in Schubladen-Schränke und ein großes Regal.

Und dann kommt noch was zur Sprache, worauf Nicole Nix-Hauck stolz ist. Das Kinder- und Jugendatelier nämlich. Seit zehn Jahren entdecken hier Kinder und Jugendliche von sechs bis 16 Jahren ihre Kreativität. Fast 1000 waren das seit Bestehen bereits. Immer sind die gerade aktuellen Ausstellungen Orientierung und Thema der Kurse im Jugendatelier. „Eine wunderbare Möglichkeit, dass junge Menschen die Schwellenangst in Sachen Kultur überwinden“, freut sich Müller. Ganz selbstverständlich schaffen sie so auch die Synergien, die sich unterm Dach des Kult fast logisch ergeben, in dem auch Stadtbibliothek und Volkshochschule ihr Zuhause haben, die Kulturgesellschaft ihre Büros. Mit dem Umzug der Städtischen Galerie ist das Kinder- und Jugendatelier an deren alte Wirkungsstätte gezogen.

Seit 2007 gibt es im Übrigen auch einen Förderkreis Städtische Galerie und Hüttenstadtmuseum. Letzteres hat seinen Platz im Erdgeschoss des Kult, direkt hinter den  Katalogen der vergangenen Galerie-Ausstellungen. Das Konzept fürs Hüttenstadtmuseum ist allerdings noch in Planung. Derweil werden die Räume durchaus schon genutzt. Zuletzt für eine Ausstellung rund um den Produzenten Günter Rohrbach und den nach ihm benannten Preis. 60 Mitglieder hat der Förderverein, der sich die Unterstützung von Galerie und Museum auf die Fahnen geschrieben hat.

Die Mitglieder erhalten einiges an Vergünstigungen rund um die Galerie. Mit Spenden und ihren Mitgliedsbeiträgen unterstützen sie im Gegenzug ihrerseits deren Projekte. Unterstützung, die man gerne annimmt. Denn: „Kunst ist auch immer ein Wagnis“, wie Kulturgesellschafts-Geschäftsführer Markus Müller weiß. Ein Wagnis, dass in der Städtischen Galerie aber lohnt. Dafür stehen unter anderem 6000 Besucher pro Jahr.

Alle Serienteile finden sich im Internet:

 Zehn Stellwände ermöglichen ganz unterschiedliche und immer wieder neue Raumaufteilungen.

Zehn Stellwände ermöglichen ganz unterschiedliche und immer wieder neue Raumaufteilungen.

Foto: Jörg Jacobi
 Beliebt sind die Kataloge, welche die Städtische Galerie zu allen Ausstellungen auflegt. Erhältlich sind sie im Eingangsbereich. Auch auf Messen sind die Kataloge ausgelegt. Sie haben auch außerhalb des Saarlandes viele Freunde.

Beliebt sind die Kataloge, welche die Städtische Galerie zu allen Ausstellungen auflegt. Erhältlich sind sie im Eingangsbereich. Auch auf Messen sind die Kataloge ausgelegt. Sie haben auch außerhalb des Saarlandes viele Freunde.

Foto: Jörg Jacobi
 Galerie-Leiterin Nicole Nix-Hauck hat mit der Auswahl der ausstellenden Künstler dafür gesorgt, dass die Städtische Galerie längst weit über die Landesgrenzen einen guten Namen hat.

Galerie-Leiterin Nicole Nix-Hauck hat mit der Auswahl der ausstellenden Künstler dafür gesorgt, dass die Städtische Galerie längst weit über die Landesgrenzen einen guten Namen hat.

Foto: Jörg Jacobi
 Der Chef der Neunkircher Kulturgesellschaft, Markus Müller, im Foyer des Kult, in dem Stadtbibliothek und Städtische Galerie sowie das Hüttenstadtmuseum ihren Sitz haben. Vormals war hier die Veranstaltungsstätte Bürgerhaus.

Der Chef der Neunkircher Kulturgesellschaft, Markus Müller, im Foyer des Kult, in dem Stadtbibliothek und Städtische Galerie sowie das Hüttenstadtmuseum ihren Sitz haben. Vormals war hier die Veranstaltungsstätte Bürgerhaus.

Foto: Jörg Jacobi
 7,50 Meter Raumhöhe bieten ausreichend Platz auch für ungewöhnliche Präsentationen, hier ein Blick von der Empore (links). Das rechte Foto zeigt Schenkungen, die in Schubladen und Regalen lagern.

7,50 Meter Raumhöhe bieten ausreichend Platz auch für ungewöhnliche Präsentationen, hier ein Blick von der Empore (links). Das rechte Foto zeigt Schenkungen, die in Schubladen und Regalen lagern.

Foto: Jörg Jacobi
 Städtische Galerie Neunkirchen. Foto: Jörg Jacobi

Städtische Galerie Neunkirchen. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi
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