Stadtrat schreibt Klimaschutz groß

Neunkirchen · Die Rathausmitarbeiter benutzen für kürzere Strecken ein Elektro-Fahrrad, die Zootiere haben es wohlig warm dank Fernwärme und Münchwies wird zum Bioenergie-Dorf – plakative Beispiele für eine lange Reihe hehrer Ziele, die den Klimaschutz in Neunkirchen vorantreiben sollen.

Die Neunkircher Verwaltungsspitze will konsequent einen Kurs fahren, der bis zum Jahr 2050 eine Verminderung des Treibhausgas-Ausstoßes um 80 Prozent (Ausgangspunkt sind die Werte von 1990) verfolgen soll - wie es das Kyoto-Protokoll vorsieht. Der Stadtrat steht uneingeschränkt hinter dem zu Grunde liegenden "Leitbild Klimaschutz". Er hat dieses Leitbild in seiner gestrigen Sitzung einstimmig beschlossen und die Stadtverwaltung beauftragt, die Ziele umzusetzen. Grundlage sind zwei Studien mit den hochtheoretischen Titeln "Integriertes Klimaschutzkonzept" und "Klimaschutz-Teilkonzept Integrierte Wärmenutzung". Sie wurden von den Fachbüros Izes, Arge Solar und ATP ausgearbeitet, Kostenpunkt: 129 000 Euro. Nach Abzug der Förderung durch Bund und Land verbleibt für Neunkirchen ein Fünftel dieser Summe.

Der Stadtrat hatte die Ausarbeitung dieser Konzepte vor drei Jahren beschlossen. Die Verfasser stellten das Ergebnis gestern im Sitzungssaal vor. Rund fünf Dutzend Einzelmaßnahmen sollen zum Gesamtergebnis beitragen, merkte Izes-Vertreter Professor Frank Bauer an. "Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ist die 80-prozentige Reduzierung der Treibhausgase grundsätzlich darstellbar", so der Experte. Dazu müssten unter anderem Heizungssysteme umgestellt, erneuerbare Energien ausgebaut und der Verkehr umweltfreundlicher werden. Wichtig sei es, die Bürger mitzunehmen und die Industrie einzubinden, die allein 70 Prozent des CO{-2}-Ausstoßes in Neunkirchen - für 2010 wurden insgesamt 1,1 Millionen Tonnen ermittelt - verursache.

Das Leitbild für den Klimaschutz ist gegliedert in kurzfristig (bis 2016), mittelfristig (bis 2020) und langfristig (bis 2030) erreichbare Ziele. Zu den Punkten, die die Autoren der Studien für besonders wichtig halten, gehört eine effektive Heizwärme in städtischen Gebäuden. Dazu müssten Fern- oder Nahwärme und Biobrennstoffe herangezogen werden. Desweiteren solle sich Neunkirchen hervortun durch die Etablierung einer Energieeffizienz-Messe für Firmen und Industrie. Dies sei eine saarlandweite Lücke. Ferner müsse im Rathaus konsequent der öffentliche Nahverkehr für Dienstreisen und -besorgungen genutzt werden. Sehr wichtig sei es auch, die Position eines Klimaschutzmanagers schaffen, der im Rathaus alle Aktivitäten in dieser Richtung koordiniert und forciert. Der gestrige Stadtratsbeschluss ist Voraussetzung für die Beantragung einer solchen Stelle mit Förderung durch den Bund.

Unter der Dachmarke Klima-Projekt Neunkirchen will die Stadt nun folgende Ziele ansteuern: Eine jährliche Sanierungsquote von 2,3 Prozent des Gebäudebestandes (der bundesweite Durchschnitt liegt bei 1,3 Prozent). Minderung des Treibhausgas-Ausstoßes um 50 Prozent bis 2020 und um 60 Prozent bis 2030 (Ausgangspunkt 1990). Im Verkehr sollen die Treibhausgase bis 2030 um die Hälfte gesenkt werden. Mindestens 10 Prozent erneuerbare Energien am Endenergieverbrauch (Strom, Heizwärme, Warmwasser, Prozesswärme) bis 2030.

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