IG will mehr Ruhe im Stadtpark Müll und Lärm nerven in Neunkircher Oase

Neunkirchen · „Gemeinsam leben im Stadtpark!“ lautete die erste Aktion der jungen Interessengemeinschaft Stadtpark Neunkirchen, zu der man gemeinsam mit der Bürgerinitiative Stadtmitte und dem Stadtteilmanagement eingeladen hatte.

 Etwas mehr Ruhe erhoffen sich Anwohner des Neunkircher Stadtparks. Um das zu erreichen, wird ein Schild aber wohl kaum ausreichen.

Etwas mehr Ruhe erhoffen sich Anwohner des Neunkircher Stadtparks. Um das zu erreichen, wird ein Schild aber wohl kaum ausreichen.

Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb/Jens Büttner

Schön wär’s: „Ich mache keinen Lärm, also weder Geschrei noch Musik, vor 22 Uhr, weil der Neunkircher Stadtpark ein Ort der Erholung ist, und auch nach 22 Uhr, weil die Anwohner ein Recht auf Nachtruhe haben. Noch ist das Zukunftsmusik im Stadtpark alias Volkspark alias Hindenburgpark. „Normal auf der Terrasse sitzen, ungestört, das geht nicht mehr“, ärgern sich die Anlieger Monika und Matthias Busch. Seit 14 Jahren leben sie hier, jetzt engagieren sie sich in der vor wenigen Wochen gegründeten Interessengemeinschaft Stadtpark Neunkirchen. Notgedrungen. Fußballspielende Jugendliche, derzeit vor allem Roma aus Bulgarien, die sich gern lautstark unterhalten, dazu Musik aus Autoradios, lassen Erholung in Nachbarschaft des Parks nicht zu. „Hier war immer Leben, das ist okay“, betont Busch. Aber „so schlimm wie dieses Jahr“, sei es noch nie gewesen. Sogar die Freunde des 16-jährigen Sohnes staunen: „Wie haltet Ihr das nur aus?“ Dazu der viele Müll: da werden Lebensmittel und Windelpakete liegen gelassen, koten Zwei- und Vierbeiner munter auf die Wege, fallen Verpackungen einfach aus der Hand, wirken die Plätze um die Bänke wie zugeschneit von Sonnenblumenkern-Schalen.

Wobei Tatjana Linn und ihre aktuell zwölf Mitstreiter der IG Stadtpark „guter Dinge“ sind, dass die neuen Nutzer der in Verruf geratenen öffentlichen Grünanlage unterhalb des Polizeipräsidiums zur Einsicht kommen. Ein erstes Beschnuppern, Lage eruieren und Kontakte knüpfen gelang am Dienstag, als man mit der Bürgerinitiative Stadtmitte und Stadtteilmanager Wolfgang Hrasky vor Ort war. In Nähe des Spielplatzes, im Schatten des zum Teil prächtigen alten Baumbestandes, bot man Kaffee und Kuchen an – der Erlös geht an den Kinder-Hospizdienst Saar.

Einst war hier alles geschniegelt und korrekt – das vermitteln historische Aufnahmen, die die Geschichte des bald 100-jährigen Parks auf Stellwänden dokumentieren. Aktuell bietet sich ein eher trostloses Bild. Was nicht nur am Rekordsommer samt Dürre liegt, sondern auch am städtischen Personalmangel, bestätigt Bürgermeister Jörg Aumann: „Wir haben den Stadtpark nicht so im Auge gehabt, wie es notwendig gewesen wäre.“

Die erste Kontaktaufnahme erfolgte bei fußballspielenden Kindern. Sonja Georgieva und Alina Fagarafan von der Neuen Arbeit Saar übersetzten dabei ins Rumänische und Bulgarische. „Da ist keine Aggression da“, stellt ihr Kollege Henning Klein fest. Man könne gut und höflich miteinander reden, „fast alle sprechen Deutsch“. Wobei die Kern-Zielgruppe eher deren „große Brüder“ sind. Bei der Stippvisite verschob sich die Altersgrenze ab 20 Uhr langsam nach oben. Etwa 40 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene waren es schließlich, die Jüngeren spielten Volleyball im Kreis, die Älteren unterhielten sich in Grüppchen – mentalitätsbedingt recht laut und impulsiv. „Besichtigt“ wurde auch die zur Sackgasse mutierte Blumenstraße. Hier parken nachts gerne Autos nebeneinander: Türen auf, Radio volle Kanne an. Und das direkt neben dem Fliedner-Hospiz, „wo Menschen sterben“, ärgert sich Monika Busch. Vielleicht kann man da baulich was machen, die Attraktivität der Sackgasse senken, meint Aumann, der das Anliegen bereits an die entsprechenden Ämter delegiert hat.

Und wie geht es ansonsten weiter? Sowohl Henning Klein als auch der Stadtteilmanager wollen, unterstützt von den Sprachvermittlerinnen, weiter das Gespräch suchen, auch mal in späteren Abendstunden. Wunsch der IG ist es laut Tatjana Linn, dass der Park weiter „offen für alle ist, aber friedlich. Und es muss Regeln geben.“ Wie jene eingangs erwähnten, die in einem mehrsprachigen Flyer an die Parknutzer ausgegeben werden. Einig sind sich Linn und Hrasky, dass die IG auch nach Lösung der aktuellen Probleme weiter Bestand haben soll, „um den Park mit Leben zu füllen“.

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