„Sportlich mehr erhofft“

Wirges/Neunkirchen · Fußball-Oberligist Borussia Neunkirchen hat sein Auswärtsspiel bei der Spvgg. Wirges mit 0:4 verloren. Doch das ist nur Nebensache. Wichtiger scheint die Frage: Was passiert bei der Mitgliederversammlung heute?

 Borussen-Chef Giuseppe Ferraro (rechts) ist zurückgetreten. Einen Nachfolger zu finden, ist auch eine Aufgabe von Aufsichtsrat Roland Eich (links). Foto: Seeber

Borussen-Chef Giuseppe Ferraro (rechts) ist zurückgetreten. Einen Nachfolger zu finden, ist auch eine Aufgabe von Aufsichtsrat Roland Eich (links). Foto: Seeber

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 Neunkirchens Angreifer Felix Dausend (links) hatte nach einer halben Stunde eine gute Chance, scheiterte aber knapp. Am Ende gab es keinen Sieger im Derby. Foto: Burgardt

Neunkirchens Angreifer Felix Dausend (links) hatte nach einer halben Stunde eine gute Chance, scheiterte aber knapp. Am Ende gab es keinen Sieger im Derby. Foto: Burgardt

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Das Sportliche stand am vergangenen Wochenende bei Borussia Neunkirchen wahrlich nicht im Vordergrund. Durch die 0:4 (0:2)-Pleite des Fußball-Oberligisten bei der Spvgg. Wirges reihte es sich aber in die Liste negativer Ereignisse ein.

"Das war ein verdienter Sieg für Wirges - wenn auch etwas zu hoch. Bei uns gingen nach dem Rückstand die Köpfe runter. Bei der aktuellen Situation im Verein ist das auch klar", sagte Trainer Daniel Paulus nach dem Spiel und ergänzte: "Unsere Truppe hatte heute ein Durchschnittsalter von 21 Jahren. An so jungen Burschen geht das nicht spurlos vorbei."

Zwei Tage vor dem Spiel hatte der Vorsitzende Giuseppe Ferraro dem Aufsichtsrat des Vereins seinen Rücktritt erklärt (wir berichteten). Gemeinsam mit Ferraro, der dem Verein seit 2010 vorstand, haben auch die zweite Vorsitzende Cinzia Verga (seit Oktober 2014) und der erst vor gut drei Wochen engagierte Marketing-Manager Dirk Ex ihre Ämter zur Verfügung gestellt. Eine Mitgliederversammlung soll am heutigen Montag ab 19 Uhr im VIP-Raum des Ellenfeldstadions Klarheit über das weitere Vorgehen bringen.

Ferraro betonte während seiner Amtszeit immer wieder, die Borussia solle einmal besser dastehen, wenn er aus dem Amt scheidet. Aus sportlicher Sicht ist dies nicht der Fall - nach wie vor dümpelt der Traditionsclub im tabellarischen Nirgendwo der Oberliga herum. Aber: "Wir haben die Schulden halbiert, einen Kunstrasenplatz gebaut und in den letzten Jahren den Spielbetrieb aufrecht erhalten. Sportlich habe ich mir natürlich mehr erhofft", sagt der Unternehmer. Die wesentlichen Argumente seines Rücktritts sind privater und beruflicher Natur. Trotz seines hohen Engagements sah er sich immer wieder Anfeindungen ausgesetzt. "Nach dem sportlichen Abstieg vor einem Jahr wurde ich vor den Augen meiner Frau und meiner Kinder auf das Übelste beschimpft und sogar mit einer Gasflasche beworfen. So etwas bleibt natürlich hängen", sagt Ferraro, der sich schon seit Dezember 2014 mit einem möglichen Rücktritt beschäftigt hatte: "Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Man versucht alles, aber kommt irgendwie nicht weiter. Es ist die Aufgabe einer Region und der Unternehmer einer Region, hier weiterzuhelfen. Und nicht nur die eines einzelnen", erklärt er und stellt klar: "Ich werde der Borussia als Sponsor weiter zur Verfügung stehen."

Der Etat-Anteil von Ferraros Firma F&R als Hauptsponsor liegt nach SZ-Informationen zwischen 15 und 20 Prozent. Auch der geplante Kauf und die damit verbundene Sanierung des Ellenfeldstadions bleibt laut Ferraro von seinem Rücktritt unberührt.

"Der Zeitpunkt war schon überraschend, weil wir für Montag die Mitgliederversammlung einberufen hatten und am Donnerstag vor vollendete Tatsachen gestellt wurden", sagt der Aufsichtsrats-Vorsitzende Joachim Weiersbach. "Auf der einen Seite kann ich seine Entscheidung nachvollziehen, auf der anderen Seite bin ich natürlich auch enttäuscht. Ich hoffe am Montag darauf, dass die ganz Schlauen, die die ganze Zeit gemeckert haben, gute Ideen haben, wie es weitergehen soll." Dass schon am Montag ein Nachfolger gefunden wird, glaubt Weiersbach nicht. Er hofft auf eine Lösung innerhalb der nächsten zwei Wochen.

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