SPD gibt Startschuss für Rehlinger

Neunkirchen · Mit 99 Prozent der Delegiertenstimmen ist am Samstag in Neunkirchen Anke Rehlinger zur Spitzenkandidatin der SPD im Rennen um den Landtagswahlsieg 2017 gewählt worden.

 Saar-SPD-Chef Heiko Maas überreicht der neuen Spitzenkandidatin Anke Rehlinger ein Paar rote Laufschuhe. Die Schuhe sollen ihr beim Endspurt vor der Landtagswahl im März 2017 helfen. Foto: Dietze

Saar-SPD-Chef Heiko Maas überreicht der neuen Spitzenkandidatin Anke Rehlinger ein Paar rote Laufschuhe. Die Schuhe sollen ihr beim Endspurt vor der Landtagswahl im März 2017 helfen. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Als Anke Rehlinger zur Spitzenkandidatin der SPD im Landtagswahlkampf gekürt wird, überreicht Landeschef Heiko Maas ihr ein Paar rote Laufschuhe. Politik ist eben auch ein Spiel mit Symbolen. Dieses Mal soll das wohl heißen, dass Rehlinger bis zu den Wahlen im März 2017 kräftig sprinten und die Konkurrenz abhängen soll. Dass die Partei dabei geschlossen hinter der 40-Jährigen steht, zeigten 99 Prozent Ja-Stimmen, die sie bei der Delegiertenkonferenz in Neunkirchen am Samstag erhielt. Nur zwei der 378 Parteivertreter votierten gegen die Wirtschaftsministerin und Vize-Landeschefin, zwei enthielten sich.

Zuvor waren Rehlinger und Maas wie Superstars in der Gebläsehalle empfangen worden. Die Genossen standen klatschend Spalier, aus den Boxen dröhnte Andreas Bouranis "Ein Hoch auf uns" - passend auch für die Reden. Obwohl Rehlinger betonte, man wolle sich nicht nur auf die Schulter klopfen. Ganz ohne geht's eben doch nicht - zumal es galt, den Parteimitgliedern Kampfeswillen für den bevorstehenden Wahlkampf einzuflößen, deren Selbstbewusstsein gelitten haben dürfte, seit die SPD im Bund im Umfragetief steckt.

Stolz und selbstbewusst wolle man in den Wahlkampf gehen, nicht "verkniffen", rief Maas. Grund dafür gebe es genug: Die SPD habe den Ausbau der Ganztagsschulen forciert, die Inklusion umgesetzt, sich für Stahlarbeiter und die Industrie 4.0 eingesetzt. "Eigentlich regiert Anke schon längst dieses Land", meinte Maas. Ohnehin komme an der SPD keiner vorbei. "Wir entscheiden, wie die nächste Landesregierung aussieht."

Rehlinger gab sich in ihrer Rede nicht weniger kämpferisch, Angriffe auf die CDU blieben aber weitgehend aus. Nur gelegentliche Seitenhiebe gab es, etwa die Mahnung, nicht "sklavisch" an der Schuldenbremse festzuhalten, ohne die Einnahmenseite zu verbessern: "Wenn die Schere zwischen Arm und Reich nicht noch weiter auseinandergehen soll, müssen wir über eine Steuerreform sprechen." Die Schuldenbremse dürfte zentrales Thema im Wahlkampf werden, hält doch die CDU daran fest, um der nächsten Generation nicht noch mehr Schulden aufzubürden. Rehlinger warnte jedoch: "Wenn wir künftigen Generationen kaputte Schulen und Straßen hinterlassen, sind das auch Schulden."

Auch die Altersarmut will Rehlinger zum Wahlkampfthema machen. Angesichts dessen, dass im Saarland jeder fünfte Rentner armutsgefährdet sei, sei das dringend notwendig. Auch für die Stahlindustrie setzt sie sich weiter ein, denn die gehöre "noch lange nicht zum alten Eisen" - ein Versprechen, das ihr Jubel einbrachte.

Kämpferisch zeigte sie sich gegenüber der AfD. Dass die laut jüngsten Umfragen mit elf Prozent in den Landtag einziehen würde, will Rehlinger nicht akzeptieren. "Es ist noch nicht zu spät, das zu verhindern" , beschwor sie ihre Genossen. Es genüge nicht, "die Rechtspopulisten nur zu beschimpfen", man müsse vielmehr "entlarven, dass die AfD nicht die Partei des kleinen Mannes ist, sondern das Gegenteil". Nach knapp 80 Minuten Rede erhielt sie minutenlang stehende Ovationen.

Hinter Rehlinger wurde Eugen Roth , Vize-Fraktionschef im Landtag, auf Platz zwei der Landesliste gewählt. Ebenfalls gute Chancen auf einen Abgeordnetensitz haben die Merzigerin Martina Holzner auf Platz drei und der Saarbrücker Jürgen Renner auf Platz vier der Liste

Meinung:

Noch viel Blei in den Laufschuhen

Von SZ-Redakteur Oliver Schwambach

Quasi unisono hat die Saar-SPD Anke Rehlinger zu ihrer Spitzenkandidatin gekürt. Nach dem Parteitag im Oktober abermals Rückenwind für die überzeugend agierende Wirtschaftsministerin. Und wohl auch ein Befreiungssignal. Nach dem Serien-Verlierer Maas (drei Mal scheiterte er bei Landtagswahlen) ruhen nun alle Hoffnungen auf der SPD-Landes-Vizin. Und vertraut man der jüngsten Umfrage hätte sie sogar eine Chance, mit Linken und Grünen eine Mehrheit gegen die regierungsbestimmende CDU zu schmieden. Dass es tatsächlich zu dieser Allianz kommt, ist derzeit zwar wenig wahrscheinlich. Dennoch macht eben diese Option Rehlinger für Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer zur - wenigstens halbwegs - gefährlichen Konkurrentin. Noch allerdings hat Rehlinger reichlich Blei in ihren neuen roten Laufschuhen. Auch das sagte nämlich die Umfrage: Sogar bei den SPD-Anhängern würde im Falle einer Direktwahl Kramp-Karrenbauer knapp vor Rehlinger das Rennen machen.

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