Sparen mit mehr Personal

Kreis Neunkirchen · Der Kreistag hat sich gestern mit der Jugendhilfe befasst. Ein Forschungsinstitut legte einen Zwischenbericht seiner Studie vor, die den Bereich Hilfen zur Erziehung auf Verbesserungsmöglichkeiten hin untersucht.

Das ein oder andere Kreistagsmitglied dürfte sich die Empfehlungen, die aus dem Zwischenbericht des Instituts für Sozialpädagogische Forschung Mainz (ism) resultieren, anders vorgestellt haben. Geht es in der Diskussion im Grunde doch darum, die hohen Sozialausgaben des Kreises zu drücken. Doch Heinz Müller, Geschäftsführer des Institutes, hat in seinen vorläufigen Vorschlägen - der endgültige Bericht soll gegen Jahresende stehen - einen Ansatz, der zunächst einmal neue Kosten produzieren würde: mehr Personal . Müller erläuterte dem Gremium am Donnerstagnachmittag im Sitzungssaal des Neunkircher Kreis-Dienstgebäudes: "Wer etwas für einen besseren Einsatz der Hilfen tun will, der braucht ein Jugendamt, das dies auch leisten kann." Momentan kämen auf einen Verwaltungskopf um die 90 Jugendhilfe-Fälle. Damit ließen sich unterstützende Maßnahmen nicht optimal steuern, was unterm Strich die ganze Sache teurer mache. Seine beiden Empfehlungen daher: Steuerungskompetenz fürs Jugendamt auf der einen Seite, eine fein aufeinander abgestimmte Struktur der Angebote auf der anderen Seite. Die Strukturen bestünden ja schon, aber sie seien noch zu wenig aufeinander bezogen.

Die Studie des Forschungsinstitutes hat einen monströsen Namen: "Überprüfung und Weiterentwicklung der Planungs- und Steuerungsmöglichkeiten im Bereich der Hilfen zur Erziehung im Landkreis Neunkirchen ". Wer sich über den langen Titel hinweggerettet hat, stößt auf durchaus interessante Zahlen und Fakten.

Müller machte den Kreistag darauf aufmerksam, dass die Kosten der Jugendhilfe seit den Jahren 2006/2007 deutlich in die Höhe geschnellt sind. In diesen Jahren gab es eine breite Kinderschutzdebatte, die mit einer veränderten Gesetzgebung einherging. Allerdings eben auch verbunden mit höheren Kosten. Und auch wenn der Gesetzgeber diese Verbesserungen in Kraft gesetzt habe, blieben 80 Prozent der Ausgaben dafür an den Kreisen und mit ihnen an den Kommunen hängen.

Das Mainzer Institut hat 1700 Fälle erzieherischer Hilfen unter die Lupe genommen. Das Kreis-Jugendamt habe dabei transparent mitgearbeitet, was nicht immer selbstverständlich sei, erklärte der Geschäftsführer. Die Hilfebezieher kommen zu fast 50 Prozent aus Neunkirchen , gefolgt von Schiffweiler (11,4 Prozent und Ottweiler (10,9 Prozent). Tatsächlich werde das Geld, das über die Kreisumlage aus den einzelnen Kommunen fließt, recht adäquat für deren Menschen verwendet. Die Hilfen fließen in 37,7 Prozent in alleinerziehende Haushalte und 28,6 Prozent in Patchwork-Familien. Zwei Drittel der unterstützten Haushalte lebt von Arbeitslosen- oder Sozialgeld (im Kreisschnitt), in Neunkirchen sind es sogar 76 Prozent. Die Frage, ob der Kreis zu viele Hilfen gewähre, verneint das Institut. Im Vergleich zu 46 anderen Jugendämtern im Südwesten liegt es im oberen Mittelfeld. Kritisch merkt es allerdings an, fast ein Drittel der Hilfen ende nicht-regulär, also mehr oder minder gescheitert.

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