Solidarität unter den Bedürftigen fördern

Neunkirchen. Bei minus zehn Grad wollen alle einfach nur noch ins Warme. Viele stehen schon eine Viertelstunde vor Beginn der Weihnachtsfeier vor der Eingangstür zum Pfarrheim der Herz-Jesu-Kirche in Neunkirchen. "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst", hört man da aus der Menge

 Die Tische waren gut besetzt: Rund 100 Bedürftige kamen zur Weihnachtsfeier des Hüttenberger Mittagstisches im Pfarrsaal der Herz-Jesu-Kirche. Als Vorspeise gab es Kartoffelsuppe. Foto: Willi Hiegel

Die Tische waren gut besetzt: Rund 100 Bedürftige kamen zur Weihnachtsfeier des Hüttenberger Mittagstisches im Pfarrsaal der Herz-Jesu-Kirche. Als Vorspeise gab es Kartoffelsuppe. Foto: Willi Hiegel

Neunkirchen. Bei minus zehn Grad wollen alle einfach nur noch ins Warme. Viele stehen schon eine Viertelstunde vor Beginn der Weihnachtsfeier vor der Eingangstür zum Pfarrheim der Herz-Jesu-Kirche in Neunkirchen. "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst", hört man da aus der Menge. Am Ende blieb die Sorge um zu wenig Sitzplätze unbegründet: Von den 140 eingedeckten Plätzen im Pfarrsaal waren gestern letztendlich nur rund 100 besetzt.

Die Weihnachtsfeier des Hüttenberger Mittagstisches und der Wärmestubb Neunkirchen ist schon seit Jahren Tradition. Die beiden gemeinnützigen Institutionen laden im Dezember bedürftige Menschen zum gemeinsamen Fest ein und spendieren ein Drei-Gänge-Menü.

In diesem Jahr musste die Arbeitslosenselbsthilfe Neunkirchen (ash), die Träger des Hüttenberger Mittagstisches ist, das Festessen alleine wuppen, denn wie Mitarbeiterin Marion Collmar Bölk erklärt, hatte die Wärmestubb "krankheitsbedingt keine Kapazitäten frei". Und auch mit einer zweiten Tradition wurde gestern gebrochen: Nach der Kartoffelcremesuppe wurden statt der traditionellen Rinderrouladen mit Rotkohl hausgemachte Knödel mit Gulasch serviert. "Wir wollten ein bisschen abwechseln, und sind auf die Wünsche der Gäste eingegangen, die mal was anderes haben wollten", sagt Sascha Appel, der unter der Woche den Hüttenberger Mittagstisch bekocht.

Bevor zu Messer und Gabel gegriffen wurde, stimmten Diakon Oswald Jenni und Pfarrerin Britt Goedeking zwei Adventslieder an. "Das hier soll nicht nur 'Abfüttern' sein, sondern die Leute brauchen auch was fürs Herz. Sie sollen merken, dass Weihnachten auch für sie stattfindet", sagt Oswald Jenni.

Dass der Hüttenberger Mittagstisch (werktags essen dort zwischen 50 und 60 Bedürftige) und die Weihnachtsfeier gut angenommen werden, zeigt laut ash-Geschäftsführer Harry Heintz, dass "Not und Elend" immer größer würden: "Man merkt schon hier im kleinen Raum die Altersarmut, die sich noch weiter ausbreiten wird." Ein Ereignis erschütterte Diakon Jenni vor wenigen Wochen besonders: "Ein Mann, der regelmäßig zum Mittagstisch gekommen ist, hat eine Woche lang tot in seiner Wohnung gelegen. Niemand hat nach ihm gefragt oder sich gewundert, dass er nicht mehr kommt." Drum mischten sich Goedeking und Jenni beim gemeinsamen Mahl unter die Gäste, zum kleinen Plausch, der die Solidarität und das Bewusstsein unter den Bedürftigen ein wenig anregen sollte: "Die müssen mehr nacheinander schauen", so Jenni.

Yvonne und Markus Hein sind "dankbar", dass es den Mittagstisch und die Weihnachtsfeier gibt. Neben dem Essen schätzen sie auch die Gesellschaft: "Es ist schön sich hier austauschen zu können." Für jeden Gast gab es am Ende der Feier eine Leckereien-Tüte.

Auf eiNEN BLICK

Der Hüttenberger Mittagstisch der Arbeitslosenselbsthilfe Neunkirchen (ash) in den Räumen der Neunkircher Kirchengemeinde Herz Jesu verköstigt werktags jeweils 50 bis 60 Personen. Kosten: 2,50 Euro oder kostenlos gegen Vorlage eines Essensbons. An der Finanzierung beteiligte Kirchengemeinden: Evangelisch: Neunkirchen, Wellesweiler, Scheib-Furpach, Wiebelskirchen, Spiesen-Elversberg, Heiligenwald und Landsweiler. Katholisch: St. Marien.

2012 standen 25 000 Euro zur Verfügung. Laut Diakon Oswald Jenni werden weitere Spenden gebraucht: Telefon (0 68 21) 2 24 14. bla

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