Serie 25 Jahre Lebenshilfewerk im Kreis Neunkirchen Individuell fördern, Ressourcen stärken

Neunkirchen · 1965 wurde die Lebenshilfe Neunkirchen gegründet. Als die Arbeit immer mehr wurde, entschied man sich vor 25 Jahren, die Lebenshilfewerk im Kreis Neunkirchen gGmbH ins Leben zu rufen. Wir stellen sie vor. Heute: Tagesförderstätte Weierswies.

 Maik Pintarelli (links) und Rudolf Liepner spielen gerne Tischfußball. Im Hintergrund: Einrichtungsleiterin Sonja Gard (links) und Selma Alagöz, die eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin absolviert.

Maik Pintarelli (links) und Rudolf Liepner spielen gerne Tischfußball. Im Hintergrund: Einrichtungsleiterin Sonja Gard (links) und Selma Alagöz, die eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin absolviert.

Foto: Lebenshilfe Neunkirchen/Sandra Schmidt

Um Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, die nicht werkstattfähig sind, eine Tagesstruktur zu bieten und durch individuelle Förderangebote vorhandene Ressourcen zu stärken, engagieren sich die Beschäftigten in den beiden Tagesförderstätten der Lebenshilfewerk im Kreis Neunkirchen gGmbH in Neunkirchen und in Elversberg. „Die Förderung steht im Mittelpunkt unserer täglichen Arbeit“, informiert Sonja Gard, die die Tagesförderstätte in Neunkirchen leitet. In der Einrichtung, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen gefeiert hat, werden 40 Menschen mit Behinderung zwischen 19 und 63 Jahren in den unterschiedlichsten Bereichen gefördert. „Bei uns können Menschen mit Beeinträchtigung beispielsweise lernen, in der Gruppe zurecht zu kommen, Rücksicht zu nehmen oder selbstständig zu essen“, nennt Sonja Gard konkrete Beispiele für die Förderziele. In der Tagesförderstätte herrsche ein schönes Miteinander. Sehr wichtig sei für sie auch die Vernetzung mit anderen, so gebe es beispielsweise regelmäßige Kontakte mit der evangelischen Kirchengemeinde Neunkirchen, mit der man außerhalb von Corona-Zeiten gemeinsame Gottesdienste und Feste feiere.

An der Wand des Gruppenraums hängt ein Wochenplan, der mit Piktogrammen über die geplanten Aktivitäten informiert. Dank der Bilder können auch Menschen, die sich verbal nicht artikulieren können, ihre Wünsche und Bedürfnisse äußern. „Wir arbeiten viel mit Fördermaterialien wie Puzzles oder Steckspiele und basteln gemeinsam, auch um die Ausdauer, Feinmotorik und Konzentration der Besucher zu stärken“, gewährt Sonja Gard einen Einblick in den Tagesablauf. Musik spielt in der Tagesförderstätte Neunkirchen ebenfalls eine wichtige Rolle. Auch wenn die „Hausbänd“ coronabedingt zurzeit ruht, gibt es einen Musikkreis, der von einer externen Fachkraft geleitet wird. „Die Musik berührt die Menschen und weckt in ihnen bislang unbekannte Fähigkeiten“, schildert die Einrichtungsleiterin ihre Beobachtungen. „Menschen, die sehr ruhig sind, beginnen sich durch die Musik zu bewegen“, erzählt Sonja Gard. Auch Sitztänze gehören zu den Förderangeboten der Tagesförderstätte. Mit einer Sandwanne und anderen haptischen Fördermaterialien soll der Tastsinn der Besucher gestärkt werden. Da auch gerne gefeiert wird, spielen auch die Jahreszeiten mit ihren jeweiligen Festen eine wichtige Rolle. So wird jetzt vor Weihnachten gemeinsam gebastelt und gebacken.

„Mein Bruder Reiner Maldener hat sich in der Tagesförderstätte Weierswies von Anfang an sehr wohl gefühlt“, schildert Ursula Becker ihre Erfahrungen mit der Einrichtung. Der mittlerweile 57-jährige, der die Tagesförderstätte seit ihrer Gründung im Jahr 1990 besucht, erhalte dort eine Tagesstruktur, die für ihn sehr wichtig sei, erzählt Ursula Becker. Sie sei froh, dass das Team der Tagesförderstätte ihrem Bruder, der nicht werkstattfähig sei, eine sinnvolle Beschäftigung biete. Wenn er am Wochenende die Familie besuche, erzähle er viel von seinen Lieblingsthemen Kochen und Backen, die auch im Alltag der Tagesförderstätte eine wichtige Rolle spielten. Ihm gefalle auch, dass in der Tagesförderstätte gemeinsam musiziert und gesungen werde. „Mein Bruder kennt heute noch alle Lieder, die er irgendwann einmal gelernt hat“, freut sich seine Schwester. Ihr Bruder, der sie regelmäßig zu Hause besuche, lebe in der Wohnstätte Weierswies I , in der er auch sehr gut betreut werde.

Rudolf Liepner besucht die Tagesförderstätte Weierswies seit vielen Jahren und fühlt sich hier sehr wohl. „Wir basteln viel, kochen zusammen und kaufen auch ein“, gewährt der 58-Jährige einen Einblick in die Abläufe der Einrichtung. Jeder dürfe sich mal sein Lieblingsessen wünschen. Wenn er an der Reihe sein, gebe es meistens Spaghetti, erzählt Liepner schmunzelnd. Außerdem puzzle er sehr gerne.

Um die Beweglichkeit der Besucher zu fördern, stehen auch verschiedene Fitnessgeräte zur Verfügung. Gemeinsam mit Rudolf Liepner führt Maik Pintarelli, der ebenfalls zu den Besuchern der Tagesförderstätte zählt, die Fitnessgeräte vor. Ihm gefalle es hier sehr gut, betont der 35-Jährige.

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