Neunkircher Zoo Die Neuen kommen erst mal ins Exil

Neunkirchen · Seit Oktober ist die Quarantäne- und Exoten-Auffangstation im Neunkircher Zoo in Betrieb.

 Was guckst du? Das Katta-Baby kennt die Quarantäne-Station nicht. Es ist hier geboren und fühlt sich im Gehege unter seinesgleichen pudelwohl – vor allem, wenn es Äpfelchen gibt.

Was guckst du? Das Katta-Baby kennt die Quarantäne-Station nicht. Es ist hier geboren und fühlt sich im Gehege unter seinesgleichen pudelwohl – vor allem, wenn es Äpfelchen gibt.

Foto: Elke Jacobi

Im Oktober ist im Neunkircher Zoo die Quarantäne- und Exoten-Auffangstation eröffnet worden. 876 000 Euro hat sie gekostet, bezuschusst mit einer halben Million Euro vom Land, 200 000 von der Stadt und dem Rest von der Zoo GmbH mit einem Sanierungsdarlehen. 300 Quadratmeter groß ist die Anlage, die einen doppelten Zweck erfüllt. Alle Tiere, die in den Neunkircher Zoo kommen und nicht zuvor in einem Balai zertifizierten Zoo waren, also einem wissenschaftlich geführten Zoo, der ebenfalls zur Quarantänestation und tiermedizinischen Kontrolle verpflichtet ist, werden hier erst einmal untergebracht. „Für die Station konnten wir eine Fläche für den Zoo dazugewinnen“, erläutert Zoodirektor Norbert Fritsch im SZ-Gespräch. Was ihn besonders freut: Das Gebäude am Rande des Zoos hat einen eigenen Eingang, eine eigene Zufahrt. „So kommen die Tiere nicht mit den Zootieren in Kontakt.“ 30 Tage bleiben sie hier, danach geht es ab in den Zoo.

Aber auch die bereits heimischen Zootiere müssen ab und an mal einige Zeit hier verbringen. Denn hier hat auch Zootierarzt Alexander Eichemann seine Praxis. Als geheilt entlassen hat er beim SZ-Besuch gerade einen europäischen Nerz. Der Dame war unwohl, nun ist alles wieder gut und die bedrohte Tierart zurück im Waschbären-Gehege. Das ist eine der guten Nachrichten des Tages. Die andere ist schon ein paar Tage alt, aber Zoodirektor und Zootierarzt sind immer noch ganz aufgeregt. Es hat nämlich überraschenden Nachwuchs gegeben. Die Fanalokas haben Junge. Doch von vorne.

Die aus Madagaskar stammenden Tiere sind als Projekt des Zoovereins von einem Privathalter aus Cornwall (“noch schnell vorm Brexit“, sagt Fritsch und lacht) in den Zoo gekommen. Zoopädagoge Christian Andres pflegt da gute Kontakte. Der Brite hat ein Pärchen versprochen und „sein bestes Zuchtpaar“ geschickt. Wie gut die dabei sind, haben sie gerade bewiesen: Der Nachwuchs kam noch in der Quarantäne-Station zur Welt und ist eine Riesensensation. „Das ist die erste Nachzucht in Deutschland und eine absolute Rarität“, sagt Fritsch. Die Fanalogas werden dem Publikum allerdings noch etwas länger als üblich verborgen bleiben, außer dem Neubau ihres Geheges seien noch einige Umbesetzungen nötig. Auf jedenfall wird es außerhalb der Saison werden, da ist sich Fritsch sicher. Die Quarantäne-Station bietet dem Neunkircher Zoo die Möglichkeit, sich problemlos an internationalen Zuchtprogrammen zur Arterhaltung zu beteiligen. Laut Fritsch eine weitere Aufwertung für den Zoo. Möglich geworden nicht zuletzt durch die Installation der Landesauffangstation für Exoten. Übrigens: Auch die nach China geschickten Paviane mussten einige Zeit in der Quarantäne-Station verbringen. Das hatte der wissenschaftliche Zoo dort gefordert. Da war es ein paar Tage ganz schon voll hier.

Noch voller hätte es aktuell in der Auffangstation für Exoten werden können. „Es war ein Anruf gekommen, dass jemand illegal Schlangen hält, mehr als 100“, erläutert Fritsch. Doch der Tierpfleger, der zusammen mit Eichelmann vor Ort war, kann Entwarnung geben. „Alles in Ordnung.“ Außerdem seien es auch nur rund 80 Tiere gewesen. „Das hätte schon ein bisschen Stress bringen können“, ist Fritsch erleichtert.

Seit die Station besteht, wurden hier Schildkröten, Schnappschildkröten und eine Riesenschlange betreut. Ganz wichtig: Privatleute können hier keine Tiere abgeben. Alle Tiere, die in der Auffangstation landen, sind auf Grund von Behörden-Beschlagnahmung und im Auftrag der Veterinärbehörde des Landes hier untergebracht. Ein bisschen Redebedarf mit den Behörden bestehe da allerdings noch, meint der Zoodirektor.

Denn: Die Gemeinde, deren Ordnungsamt die Unterbringung in der Auffangstation veranlasst hat, die muss auch dafür finanziell aufkommen. „Wer sagt ,bitte nehmen’, der muss auch die Pflegekosten übernehmen.“ Und die Behörde muss sich darum kümmern, dass die Tiere wieder in eine andere Haltung gehen. „Wir sind hier nur eine Durchgangsstation.“ Bis ein Tier an eine adäquate Stelle vermittelt werden kann, das kann kosten. Bislang allerdings sind die Tiere noch alle vermittelt worden, auch die Riesenschlange.

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