"Sein Auto hat ihn verraten"

Spiesen. Die Angst hat ein Ende. Die mehr als eineinhalb Jahre dauernde Serie von Brandstiftungen in Spiesen scheint aufgeklärt. Ein 41-jähriger Mann aus Spiesen soll seit September 2011 insgesamt 30 Brände in einem eng umgrenzten Gebiet rund um die Pastor-Kollmann-Straße (s. Infografik) gelegt haben

Spiesen. Die Angst hat ein Ende. Die mehr als eineinhalb Jahre dauernde Serie von Brandstiftungen in Spiesen scheint aufgeklärt. Ein 41-jähriger Mann aus Spiesen soll seit September 2011 insgesamt 30 Brände in einem eng umgrenzten Gebiet rund um die Pastor-Kollmann-Straße (s. Infografik) gelegt haben. Gartenhäuser, Holzunterstände, Brennholzstapel, aber auch Mülltonnen und Autos waren in Flammen aufgegangen. Am Karsamstag beging der Tatverdächtige einen entscheidenden Fehler - Zeugen hatten sein Auto in der Nähe einer Transformatorenstation gesehen, in der sich kurz darauf ein Feuer entwickelte. Über das Fahrzeug konnten die Ermittler den Mann schließlich ausfindig machen. Am Donnerstag schnappte die Falle zu. "Bei einer Durchsuchung haben wir weitere Indizien gefunden", sagte Reiner Spies, Leiter des Kriminaldienstes in Neunkirchen. Dazu hätten unter anderem Streichhölzer mit blauem Zündkopf und Stoffreste gezählt, wie sie an den Tatorten vorgefunden worden seien.

Bei einer Vernehmung habe der Tatverdächtige schließlich sieben der 30 Brandstiftungen, in denen die Polizei ermittelt, gestanden. Für den Rest berief er sich auf Erinnerungslücken oder stritt die Taten ab. Er selbst gab an, Alkoholprobleme zu haben und bei übermäßigem Konsum stets den Drang verspürt zu haben, etwas anzuzünden. Die Polizei betont, dass die Ermittlungen noch laufen, es sei davon auszugehen, dass der Tatverdächtige, der sich momentan zur Entgiftung in einer Klinik befindet, für alle Taten verantwortlich ist. Die Indizien sprechen dafür. Die Polizei hatte lange vor Karsamstag den Ermittlungsdruck drastisch erhöht. Eine vierköpfige Sondergruppe des Kriminaldienstes wurde zeitweise von bis zu 30 Beamten unterstützt. "Hinzu kamen verdeckte Maßnahmen von Beamten des Sondereinsatzkommandos der Landespolizei", so Spies. Insgesamt habe die Polizei so mehr als 900 Stunden geleistet.

Der Bürgermeister der Gemeinde, Reiner Pirrung (CDU), zeigte sich erfreut: "Ich bin sehr erleichtert, dass die Ermittlungen zielführend waren." Es tue ihm für den Täter leid, aber selbst wenn dieser krank sei, könne man für dessen Taten kein Verständnis aufbringen, so Pirrung. Nach einer Verurteilung werde die Zivilgemeinde auch ihre Regresse geltend machen. Diese dürften vor allem in den Feuerwehreinsätzen liegen.

Zwar kann Jürgen Altmeyer, Anwohner und Löschbezirksführer der Spieser Feuerwehr, die Einsatzstundenzahl noch nicht genau beziffern. Die Kameraden seien aber sehr erleichtert - erleichtert auch, dass der Täter nicht aus dem Kreis der Feuerwehrleute stammt, so Altmeyer. Hatte es doch immer wieder auch Stimmen gegeben, die den Täter im direkten Umfeld der Wehr vermutet hatten.

 Die letzte Tat des Spieser Brandstifters: Am Karsamstag brannte dieses Transformatorenhäuschen. Foto: H.-C. Klein

Die letzte Tat des Spieser Brandstifters: Am Karsamstag brannte dieses Transformatorenhäuschen. Foto: H.-C. Klein

Bei aller Erleichterung über die erfolgreiche Polizeiarbeit wird die Verarbeitung des Erlebten für die Anwohner wohl noch lange andauern. Die Angst vor dem nächsten Brand, die Unsicherheit und die schlaflosen Nächte lassen sich darüber hinaus wohl kaum als Schaden in Summen ausdrücken.

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