Sehr viele Neunkircher leben allein

Neunkirchen · Den zweiten Sozialbericht nach 2011 hat die Kreisstadt Neunkirchen vorgelegt. Auf 50 Seiten (inklusive Anhang) wird der ursprüngliche Bericht fortgeschrieben und erweitert. Die Zahl der Hartz IV-Bezieher hat sich im jetzt vorliegenden Sozialbericht 2013 zwar verringert, liegt aber weiter über dem Landesdurchschnitt im Saarland.

 Das Neunkircher Kaufhaus, betrieben vom Diakonischen Werk, ist eine Reaktion auf die sozialen Herausforderungen. Unser Archivbild zeigt Mitarbeiterinnen beim Sortieren. Foto: Thomas Seeber

Das Neunkircher Kaufhaus, betrieben vom Diakonischen Werk, ist eine Reaktion auf die sozialen Herausforderungen. Unser Archivbild zeigt Mitarbeiterinnen beim Sortieren. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

. Zum Sozialbericht 2013 gilt grundsätzlich zu sagen: Licht und Schatten wechseln sich ab. So ist es wohl als erfreulich zu werten, dass im Sozialbericht 2011 noch 5844 Personen in die Statistik derer eingingen, die Arbeitslosengeld II (im Volksmund Hartz IV), erhielten. Dies waren damals 18,4 Prozent und damit fast jeder fünfte Neunkircher. Laut Sozialbericht 2013 ist die Zahl auf 5699 und damit 12,2 Prozent gesunken. Damit liegt Neunkirchen allerdings immer noch höher als der Durchschnitt, der im Saarland bei 9 Prozent liegt.

Hier einige andere Stichpunkte im Saarlandvergleich: Neunkirchen hat beispielsweise einen höheren Ausländeranteil. Dieser lag Ende 2012 in Neunkirchen bei 9,6 Prozent. Im Saarland sind durchschnittlich 6,9 Prozent der Einwohner Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft. Dabei stellt die Studie fest, dass bereits Eingebürgerte mit Migrationshintergrund oder Bürger mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft es teilweise schwerer haben, Arbeitsplätze zu finden und dadurch über ausreichendes Einkommen zu verfügen.

Insgesamt sank seit 2000 die Einwohnerzahl in den meisten Regionen des Saarlandes kontinuierlich. Die Einwohnerzahl ging in Neunkirchen bis 2010 um 6,7 Prozent zurück. Hier ist der zweite Lichtblick: 2012 und im ersten Halbjahr 2013 war der Wanderungssaldo in der Kreisstadt Neunkirchen positiv, wenn auch gering. Dies bedeutet, dass geringfügig mehr Personen zugezogen als weggezogen sind. Anfang 2013 gab es in Neunkirchen 30 196 Haushalte. Dabei lebten in 64 Prozent der Haushalte allein stehende Personen, in 6 Prozent der Haushalte Personen unter 21 Jahren, und zirka 10 Prozent waren Haushalte ausländischer Einwohner. In 14,3 Prozent der Haushalte lebte mindestens ein Kind. Die Haushalte Alleinerziehender hatten einen Anteil von 24,4 Prozent an allen Familienhaushalten. Interessant ebenfalls: Der Altenquotient (Anzahl der Personen über 65 Jahren im Verhältnis zur Anzahl erwerbsfähiger Personen) der Kreisstadt Neunkirchen beträgt 0,3 (ähnlich dem des Saarlandes). Damit kommen auf 100 Einwohner im erwerbsfähigen Alter zirka 20 Personen über 65 Jahre.

Zu den Schattenseiten des Berichts gehört die Beschäftigungsquote, die mit 51 Prozent knapp unter der saarländischen (52 Prozent) liegt. Auch die Arbeitslosenquote war mit 8,3 Prozent in Neunkirchen höher als im Saarland (7,4 Prozent) oder auch im Kreis (8,1 Prozent). Die Arbeitslosenquote der ausländischen Bürger beträgt in der Kreisstadt 13 Prozent bei 3682 ausländischen Personen im erwerbsfähigen Alter. Sie ist demnach deutlich höher als die übliche Arbeitslosenquote .

Allseits anerkannt ist, dass in der Kreisstadt Neunkirchen im Laufe der vergangenen Jahrzehnte die verschiedensten Träger ein enges Netz an sozialer Hilfe gesponnen haben. Der regelmäßige Austausch hilft dabei, unbürokratische und zügige Hilfe für die einzelnen Problemfelder zu finden. Dieses Netz auch mit Hilfe des Bundes noch fester zu knüpfen, ist eines der Ziele der Stadtverwaltung (siehe Interview auf dieser Seite).Zu welchem Zweck hat die Stadt Neunkirchen den Sozialbericht 2013 erstellt?

Meng: Wir haben den Sozialbericht aus dem Jahr 2011 fortgeschrieben. Neben der Aktualisierung der Daten ging es uns in erster Linie darum, neben der Einkommenssituation weitere Indikatoren zur Betrachtung der sozialen Situation heranzuziehen. Hier sind wir auch einer Forderung des Sozialausschusses und des Stadtrates nachgekommen. Unsere Mitarbeiterin des städtischen Amtes für soziale Dienste, die Sozialwissenschaftlerin Eva Wacker, hat den neuen Bericht so aufgebaut, dass er zukünftig gut nachvollziehbar fortgeschrieben werden kann. Der Sozialbericht unterstreicht unsere Bemühungen hinsichtlich eines guten Hilfenetzes.

Welche sozialen Indikatoren wurden für die Analyse herangezogen?

Meng: Dies kurz zu beantworten, gestaltet sich schwierig. Wir haben das jeweilige Einkommen, das natürlich auch die Sozialleistungen, wie Grundsicherung für Arbeitssuchende, Arbeitslosengeld , Grundsicherung im Alter und weitere Leistungen einschließt, betrachtet. Auch die Themen Bildung und Betreuung, Gesundheit und Pflege und auch Informationen über die jeweiligen Wohnsituationen haben wir berücksichtigt. Bei diesem Themenkomplex zeigt es sich, wie schwierig die Aussagekraft eines kommunalen Sozialberichtes ist, da wir aus datenschutzrechtlichen Gründen oft keinen Zugriff zu allen relevanten Daten haben.

Welche grundlegenden Erkenntnisse liefert der Bericht?

Meng: Nach wie vor gibt es in Neunkirchen viele Menschen, die ohne staatliche Hilfe nicht leben können. Dies ist in erster Linie dem immer noch andauernden Strukturwandel geschuldet. Auf viele Faktoren, wie zum Beispiel dem Arbeitsmarkt oder die Höhe der so genannten Transferleistungen, hat die Kreisstadt Neunkirchen jedoch keinen bzw. nur bedingt Einfluss. Allerdings zeigt die im Bericht enthaltene Dokumentation der Hilfsangebote auch, dass in Neunkirchen auf vielfältige Strukturen und Netzwerke zurückgegriffen werden kann. Hier arbeiten freie Träger, Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Vereine und Verbände gemeinsam daran, die soziale Situation nachhaltig zu verbessern.

Welche Konsequenzen werden daraus von der städtischen Verwaltung gezogen?

Meng: Das soziale Netz in unserer Stadt ist verlässlich und breit aufgestellt. Auch sind wir auf Grund der Haushaltssituation noch in der Lage, auf soziale Herausforderungen zu reagieren und uns im Rahmen der freiwilligen Leistungen zu engagieren. Als jüngstes Beispiel nenne ich unser Neunkircher Kaufhaus, betrieben vom Diakonischen Werk, das sehr gut angenommen wird. Derzeit beschäftigen sich die Verwaltung und die Gremien mit der Situation der so genannten Randständigen und wollen in diesem Bereich die Sozialarbeit mit Unterstützung von Kreis und Land aufrechterhalten. Die ermittelten Daten des aktuellen Sozialberichtes können als wichtige Arbeitsgrundlage für den Sozialausschuss, aber auch weitere Arbeitsgruppen und Träger dienen.

Wem wird der Sozialbericht 2013 zugänglich gemacht?

Meng: Bisher haben wir den Bericht den Mitgliedern des Sozialausschusses - damit auch den Wohlfahrtsverbänden/großen Trägern - und dem Stadtrat zugestellt. Der Bericht ist auch im Internet unter www.neunkirchen.de abrufbar.

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