Ringen „Kinder wollen sich miteinander messen“

Heusweiler · 260 Kids nahmen vergangene Woche am fünften Schulturnier des Saarländischen Ringerverbandes teil. Der ehemalige Spitzenringer Kurt Spaniol fordert, das Potenzial, das in den Schulen schlummert, noch besser zu nutzen.

 Der Ringernachwuchs war beim fünften Schulturnier mit Feuereifer bei der Sache.

Der Ringernachwuchs war beim fünften Schulturnier mit Feuereifer bei der Sache.

Foto: Mirko Reuther

Während den rangelnden Kids die Schweißperlen auf der Stirn standen, erfüllten die lautstarken Anfeuerungsrufe stolzer Eltern, Trainer und Mitschüler die Sporthalle der Heusweiler Realschule. Engagiert, motiviert – aber immer respektvoll waren die Kämpfe bei der fünften Schülermeisterschaft im Ringen, die vergangene Woche stattfanden. Während am vergangenen Mittwoch die Älteren an der Reihe waren, standen sich am Donnerstag die Grundschüler gegenüber. Und die bestanden zu 90 Prozent aus Ringernovizen, die zuvor noch nie auf der Matte gestanden hatten, wie Kurt Spaniol, der Schul- und Breitensportreferent des ausrichtenden Saarländischen Ringerverbandes sagt. „Kinder wollen sich miteinander messen, das bestätigt jeder Sozialpädagoge“, erklärt der 65-Jährige. Ringen sei zwar „immer noch ein Kampfsport, aber hier wird nach festen Regeln, mit Fairness und der nötigen Rücksichtnahme gekämpft.“

Wer von den Grundschülern das Talent für die Sportart mitbringt, könne man recht früh abschätzen, sagt Spaniol. „Das erkennt man daran, wer sich intuitiv richtig bewegt, wer die nötige Körperspannung mitbringt, wer den Bewegungsablauf des Gegners beobachtet und gut antizipiert.“ Und Spaniol muss es wissen. Der Eppelborner rang im griechisch-römischen Stil für den Bundesligisten KSV Köllerbach, wurde zwischen 1977 und 1982 sechsmal in Folge deutscher Meister im Mittelgewicht.

Das sportliche Potenzial, das in den Schulen vorhanden ist, sei groß, betont der ehemalige Spitzenringer. Allerdings müssten die Vereine „dieses Potenzial noch mehr als Chance begreifen und für sich nutzen“ fordert Spaniol. Gerade die Schulmeisterschaft sei eine Gelegenheit, den Ringernachwuchs anzusprechen und zu begeistern. Spaniol bekräftigt aber, dass die Veranstaltung keine reine Talentschau ist. Ringen vermittele gerade den Jüngeren wichtige sportliche Grundlagen wie Körperwahrnehmung und Körperbeherrschung. „Wie stemme ich mich richtig dagegen? Wie verteidige ich meinen Raum? Das sind noch keine Techniken im engeren Sinne. Es sind Aufgaben, die die Kinder in Eigenregie lösen sollen“, sagt Spaniol.

Die Schulen sehen mittlerweile den Wert der Sportart für die körperliche Entwicklung: Das Bewegungsfeld „Raufen, rangeln, ringen“ sei fest in den Lehrplänen vieler Schulen verankert. Das Bildungsministerium, das auch das Schulturnier veranstaltet, engagiere sich stark. Und Fortbildungsmaßnahmen würden gut angenommen. Nur wenige Lehrer scheuten sich noch, weil sie die Techniken des Ringens für zu komplex erachten, sagt Spaniol. Kein Wunder also, dass das Schulturnier eine Erfolgsgeschichte ist. Schon mit den 89 Teilnehmern bei der ersten Auflage im Schuljahr 2015/2016 sei man zufrieden gewesen. Im vergangenen Jahr seien 328 Schüler – fast vier Mal so viele wie bei der Premiere – auf die Matten gegangen. „Es ist mittlerweile eine Mammutveranstaltung“, sagt Spaniol. In diesem Jahr kamen allerdings nur 260 Schüler nach Heusweiler. Das lag auch daran, dass der Riegelsberger Bundesliga-Ringer Daniel Piro, der für den Verband an den Schulen präsent ist, verletzt ist.

Vier Schulprojekte im Bereich Neunkirchen und in Saarbrücken müssen seitdem pausieren – und die betreffenden Schulen nahmen nicht in Heusweiler teil. „Sonst hätten wir auch in diesem Jahr wieder einen neuen Rekord vermelden können“, ist sich Spaniol sicher. Neben den Lehrern ließen sich aber auch Eltern mehr und mehr vom Ringen überzeugen. Vorbehalte aufgrund des Charakters als Kampfsportart gebe es heute kaum noch.

Dort, wo Vereine die Möglichkeit hätten, Projekte mit Schulen zu beginnen, hätten auch die Vereine Zulauf, sagt Spaniol. Das zeige sich im Bereich Neunkirchen am ASV Hüttigweiler. Aber auch der AC Heusweiler, der KV Riegelsberg und der KSV Köllerbach profitierten von Schulprojekten wie in Marpingen und Merchweiler. Und beim TV St. Wendel wurde jüngst eine eigene Sparte Ringen gegründet.

Beim Schulturnier in Heusweiler erlernten die Kinder neben den sportliche Grundlagen aber noch eine weitere wichtige Lektion: die Akzeptanz der Niederlage. „Klar muss das eine oder andere Kind getröstet werden“, weiß Kurt Spaniol aus Erfahrung. „Aber eine Niederlage, die Spaß macht, gibt es nicht. Wichtig ist, dass man wieder aufsteht, daraus lernt und noch ein bisschen härter trainiert.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort