Schnelle Hilfe kann das Trauma heilen

Neunkirchen · Die Klinik Münchwies in Neunkirchen bietet ab sofort schnelle Hilfe für Opfer von Unfällen oder Gewalttaten an. Denn nach einem traumatischen Erlebnis sei zügiges Handeln gefragt, um psychische Folgeerkrankungen zu vermeiden, sagen die Experten.

 Therapeut Wolfgang Bensel berät eine Patientin in der neuen Trauma-Ambulanz der Klinik Münchwies. Foto: Becker&Bredel

Therapeut Wolfgang Bensel berät eine Patientin in der neuen Trauma-Ambulanz der Klinik Münchwies. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Wird ein Mensch Opfer einer Gewalttat oder eines Unfalls, kann das Erlebte alles verändern. Denn die extreme Erfahrung hinterlässt Spuren - nicht nur am Körper, sondern auch an der Seele. Häufig sind Ängste, Schlafstörungen, aber auch schwere psychische Erkrankungen die Folge. "Unsere Erfahrung zeigt, dass Menschen, die unmittelbar nach der Tat eine Anlaufstelle haben, sehr viel besser in der Lage sind, mit dem Trauma umzugehen", sagt Gerd Müllenbach, Landesvorsitzender der Opferschutzorganisation Weisser Ring. Bisher gab es im Saarland nur eine solche Anlaufstelle für traumatisierte Opfer in der AHG Klinik Berus . Gestern hat Sozialministerin Monika Bachmann (CDU ) eine zweite Ambulanz in der AHG Klinik Münchwies bei Neunkirchen eröffnet. Etwa 30 Trauma-Patienten jährlich sollen hier künftig aufgefangen werden.

Für die Klinik im nordöstlichen Saarland ist die Trauma-Therapie nichts Neues: Im stationären Bereich wird hier seit über 25 Jahren mit Trauma-Patienten gearbeitet. Eine häufige Folge von posttraumatischen Störungen seien Suchterkrankungen, sagt Wolfgang Bensel, Therapeut der Klinik Münchwies. Ziel der Trauma-Ambulanz ist es, solche Folgeerkrankungen durch gezielte und schnelle Hilfe zu vermeiden. "Wir können helfen, dem Verdrängen des Traumas entgegenzuwirken", sagt Bensel.

Therapieplätze bei Fachärzten sind rar - bundesweit gibt es gerade einmal 800 spezialisierte Therapeuten, sagt Müllenbach vom Weissen Ring. Doch allein im Saarland würden jährlich etwa 3000 Menschen Opfer einer Gewalttat. Bis zu neun Monate müssen Patienten auf einen Therapieplatz beim Facharzt warten. In der Trauma-Ambulanzen in Berus bekommen Opfer dagegen innerhalb von drei Tagen eine Beratung, sagt Rolf Keller, Leitender Psychologe der Klinik. "Fangen wir Opfer direkt nach dem traumatischen Erlebnis auf, können wir chronische psychische Krankheiten häufig vermeiden." Fast 60 Prozent der Patienten konnten ohne Empfehlung zur Weiterbehandlung entlassen werden, sagt Keller.

In den Trauma-Ambulanzen können Patienten bis zu 15 Therapiesitzungen in Anspruch nehmen, das Landesamt für Soziales übernimmt die Kosten. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Patienten unter das Opferentschädigungsgesetz fallen. Nach dem Gesetz haben unschuldige Opfer oder Zeugen einer Gewalttat Anspruch auf Hilfe. Fünf Sitzungen werden vom Land in jedem Fall übernommen.

ahg.de/muenchwies

ahg.de/berus

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort