Schlechte Zeiten für Naschkatzen

Neunkirchen · Reisende im Saarland, die Snacks aus Automaten in Bahnhöfen mögen, müssen sich auf Veränderungen einstellen. Ein neuer Betreiber kommt und setzt auf weniger Automaten und höhere Preise.

 Seit Anfang Oktober baut die Firma Schöll ihre Snack-Automaten ab. Foto: Robert Schmidt

Seit Anfang Oktober baut die Firma Schöll ihre Snack-Automaten ab. Foto: Robert Schmidt

Foto: Robert Schmidt

Noch schnell einen Schokoriegel oder eine Limo für die Zugfahrt oder den Heimweg kaufen: Viele Bahnreisende nutzen Snack- und Getränkeautomaten zumindest gelegentlich. Ein seltsames Bild zeigt sich aber zur Zeit im Neunkircher Hauptbahnhof. Ein junger Mann hastet, mit Kleingeld in der Hand, kurz vor Abfahrt seines Zuges zu einem der Automaten und flitzt wenig später schimpfend wieder weg. Eine Schülerin aus Ottweiler steht einen Moment verdutzt vor einem Automaten. Eigentlich, sagt sie, habe sie sich etwas Süßes aus der Maschine holen wollen. Bis auf eine einsame kleine Tüte Gummibären sind die drei Automaten jedoch restlos leergekauft.

Erste Erkenntnisse bringt ein Anruf beim Betreiber der Automaten, der Schöll Warenautomaten GmbH in Winningen bei Koblenz. "Wir haben die meisten Automaten seit einer Weile nur noch sporadisch befüllt", erklärt Geschäftsführer Bernhard Schöll. Seit Anfang Oktober würden deutschlandweit Automaten abgebaut und sukzessive bis Ende des Jahres durch Exemplare des Konkurrenten, der Selecta Deutschland GmbH, ersetzt. Betroffen seien dabei auch einige Dutzend Snack- und Getränkeautomaten in Saarbrücken, Neunkirchen , Dillingen, Völklingen, Saarlouis, Homburg und St. Wendel.

Auf SZ-Anfrage bestätigt die Deutsche Bahn den Anbieterwechsel und lässt durch einen Sprecher mitteilen, man arbeite "engagiert und kontinuierlich daran, die Aufenthaltsqualität in Bahnhöfen zu verbessern." Dazu zähle auch ein "zeitgemäßes und vielfältiges Angebot aus den rund um die Uhr zugänglichen Snack- und Getränkeautomaten". Im Rahmen der Neuvergabe der Automatenaufstellung habe sich die für Bahnhöfe zuständige Tochterfirma "nicht zuletzt auf Grund der in den vergangenen Jahren sehr positiven Erfahrungen für den europäischen Marktführer Selecta" entschieden.

Die Firma Selecta bestätigt die Angaben des Voranbieters Schöll. Ab Mitte November wolle man im Saarland bis zum Jahresende eigene Automaten aufstellen. Das aber würde bedeuten, dass an einigen Standorten zeitweise gar kein Automat zur Verfügung stünde. Doch nicht nur das. Statt bisher drei Dutzend Automaten wird es laut Selecta bloß noch 16 geben. An den Standorten Völklingen und Dillingen gibt es dann sogar nur noch jeweils einen Kombi-Automaten.

Wie lukrativ das Geschäft mit den Maschinen sein kann, zeigt ein einfaches Rechenbeispiel. Sechs Millionen Euro Umsatz machte der bisherige Betreiber im Vorjahr laut seinem Geschäftsführer mit seinen knapp 600 Automaten - also rund 10 000 Euro pro Automat. "Seit 2008 geht es aufwärts", sagt Schöll, der sich verständlicherweise über den Verlust dieser Einnahmen ärgert. Nun befürchtet er auch Nachteile für die Kunden. Eine Preiserhöhung von "40 bis 50 Prozent" für das Saarland sei realistisch.

Selecta erklärt auf Anfrage, bei der Auswahl der Produkte lege man Wert auf "starke" Marken und eine "große Vielfalt". Und weiter: "Sortiment und Preis stimmen weitestgehend mit dem Angebot in Rheinland-Pfalz überein." Das könnte also tatsächlich eine teils deutliche Preiserhöhung bedeuten. In Selecta-Automaten in Rheinland-Pfalz wird für identische Produkte aktuell teils deutlich mehr verlangt als in Automaten der Firma Schöll im Saarland. Während etwa eine 75-Gramm-Packung Weingummis in Saarbrücken 60 Cent kostet, liegt der Preis in Mainz bei einem Euro, ein "Bifi Roll" schlägt im Saarland derzeit noch mit 1,20 Euro zu Buche, in Rheinland-Pfalz müssen Kunden schon 1,70 Euro bezahlen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort