Popcorn zu 49 Minuten Kurzfilm

Neunkirchen · „Saarländischer Filmemacher Abend“ zum Start der Finalistenwoche Günter-Rohrbach-Filmpreis im Cinetower: Drei Kurzfilme, bei denen es immer wieder um Mitfahrgelegenheiten und gelbes Obst ging.

 Den preisgekrönten Kurzfilm „Sekundenschlaf“ zeigten von links Darsteller Robert Prinzler, Marc André Mismann (Buch und Regie), Darsteller Wolfgang Reeb und Tim Klein (Kamera) im Neunkircher Cinetower. Foto: Willi Hiegel

Den preisgekrönten Kurzfilm „Sekundenschlaf“ zeigten von links Darsteller Robert Prinzler, Marc André Mismann (Buch und Regie), Darsteller Wolfgang Reeb und Tim Klein (Kamera) im Neunkircher Cinetower. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Ein Geheimnis, Schlaf und Sprühsahne - das waren die drei Vorgaben für den Kurzfilm, den die Teilnehmer des New Yorker Online-Film-Festivals "100 Hour Filmrace" im Februar per Mail erhielten, darunter auch die Saarbrücker Filmemacher Tim Klein und Marc André Misman. Und dann ging es los: In nur 100 Stunden galt es, ein Drehbuch zu schreiben, alles zu filmen und das Material zu einem fix und fertigen, fünfeinhalb minütigen Film zu schneiden. Das vierfach preisgekrönte Ergebnis "Sekundenschlaf" wurde am Sonntag erstmals live bei einem Festival gezeigt - im Rahmen des "Saarländischen Filmemacher Abends", mit welchem die Finalistenwoche Günter-Rohrbach-Preis im Cinetower in schönster Tradition eröffnet wurde.

Anders als für den Wettbewerb sei es relativ einfach, diesen Abend zu bestücken, verriet SR-Redakteur Christian Bauer in seiner Funktion als Vorjury-Mitglied "Die Filme laufen quasi von selbst auf einen zu." Drei seien es diesmal gewesen - und genau diese drei wurden vor einem gut aufgelegten Publikum im Wasserturm gezeigt. Wobei der große Eimer Popcorn, den die Begleiterinnen von Regisseur Thomas Scherer dabei hatten, nicht ganz leer wurde. Zusammen addiert waren es ganze 49 Minuten Film.

Als Erster an den Start ging "Leon lügt". Jörn Michaely, mit 21 Jahren der jüngste der anwesenden Regisseure und Autoren, zeigt darin einen orientierungslosen Abiturienten, der keinen Bock auf Studium oder Lehre hat. "Ich bin das nicht, aber ich kenne jemanden, dem es so ging", erklärte Michaely. Unterstützt wird er bei seinen Produktionen von der ganzen Familie. "Die Mutter darf Brötchen schmieren", wusste Moderator Bauer. Vater Michaely stand früher hinter der Kamera. "Da haben wir uns schnell in die Haare gekriegt", so der Junior. Deshalb ist Peter Michaely jetzt "Oberbeleuchter".

Während Jörn die Wartezeit auf einen Regiestudium-Platz mit einem Literatur/Kunst/Medien-Studium am Bodensee überbrückt, hat Thomas Scherer es schon fast gepackt. Der Film "On the Drive" über die desaströs endende Mitfahrgelegenheit eines Geschäftsmanns war die Bachelorarbeit des inzwischen 26-Jährigen, der an der Hochschule Offenburg Mediengestaltung und Produktion studiert. Sein Ding sind Komödien: "Wenn die Leute lachen, das ist cool."

Im Wasserturm passierte das bei Scherers 25-minütigem Werk ziemlich oft. "Die zwei lauten Lacher haben mich besonders glücklich gemacht", bedankte sich der Jungregisseur, der seinen neuen Kurzfilm gerade final bearbeitet. Beim Sektempfang im Brauhaus konnte man anschließend stärker ins Detail gehen und erfahren, wo denn jetzt eigentlich in Neunkirchen für "Leon lügt" gedreht wurde, wie man guerilla-mäßig ohne Drehgenehmigung an Tankstellen filmt oder was genau "On the Drive"-Mitfahrer Helmut und seine Gattin mit geschälten Bananen treiben - der Running-Gag des Abends, vor allem, als im "Sekundenschlaf" auch noch eine Banane zum Einsatz kam. Mit der Sprühsahne.

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Das weitere Programm: Im Cinetower wird am Dienstag "Das Ende der Geduld", am Mittwoch "Der Staat gegen Fritz Bauer" und am Donnerstag "Freistatt" gezeigt, Beginn ist jeweils um 18 Uhr. Dem Thema "Musik im Film" widmet sich das "Günter Rohrbach Filmforum" am Donnerstag ab 20 Uhr in der Stummschen Reithalle. Mit dabei sind unter anderem Klaus Doldinger und Frank Nimsgern . Höhepunkt der Woche ist die feierliche Filmpreisgala am Freitag um 20 Uhr in der Neuen Gebläsehalle, bei der die Gewinner des Günter-Rohrbach-Filmpreises 2015 bekannt gegeben werden. Musikalisch klingt die Filmpreiswoche am Samstag mit August Zirner und seinem "Spardosen-Terzett" aus. In der Stummschen Reithalle erwartet die Gäste ab 20 Uhr unter dem Titel "Diagnose: Jazz" ein unterhaltsamer Abend über die Geschichte des Jazz in Wort und Musik. nig

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