Urteil am Saarbrücker Amtsgericht Hasskommentare nach Polizistenmord: Neunkircher muss hinter Gitter (mit Bildergalerie aus dem Gericht)

Saarbrücken/Neunkirchen · Kurz nach der Bluttat nahe Kusel veröffentlichte Marc Z. im Internet Beifallsbekundungen für den Täter und bat ihm seine Unterstützung an. Jetzt verhängte eine Richterin eine Freiheitsstrafe gegen den 37-Jährigen wegen dieser Einträge. Und nicht nur deswegen. Denn der etliche Male vorbestrafte Mann hatte auch seine damals schwangere Freundin attackiert.

Urteil am Amtsgericht Saarbrücken gegen Mann aus Neunkirchen wegen Hasskommentare
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Neunkircher gibt sich uneinsichtig vor Saarbrücker Amtsgericht

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Foto: BeckerBredel

Schneller Prozess nach seinen Einträgen bei Facebook, mit denen er die beiden bei Kusel getöteten Polizisten verhöhnte. Und ebenso schnell fiel das Urteil gegen einen Neunkircher. Er muss hinter Gitter. Eine Bewährung war bei dem, was er bereits auf dem Kerbholz hatte und sich außer den mehr als geschmacklosen Äußerungen im Netz zu Schulden kommen gelassen hatte, nach Ansicht der Richterin nicht mehr drin.

Zweieinhalb Jahre brummte sie dem 37-Jährigen auf, der sich im Gerichtssaal wenig reumütig zeigte. So posierte er mit ausgestrecktem Mittelfinger vor einer Aktenmappe, mit der er sein Gesicht vor den neugierigen Blicken der Fotografen verbarg.

Der Mann hatte schon kurz nach den tödlichen Schüssen auf den 29 Jahre alten Oberkommissar Alexander K. und die Polizeianwärterin Yasmin B. (24) mit ehrabschneidenden Kommentaren sowie Beleidigungen gegenüber den Familien der Getöteten im Internet auf sich aufmerksam gemacht. Zudem bot er dem Schützen Unterschlupf an.

„Das waren zwei von vielen. Jeder kommt dran“, kündigte der Gewalttäter an. Und er denunzierte in weiteren Einträgen: „Ein Polizeileben ist nichts wert, noch weniger als Hartz IV.“ Aus seinem offensichtlich generellen Hass auf Ermittler machte er mit der folgenden Aussage keinen Hehl: „Bestimmt großes Maul gehabt. Wie immer. Dann gab es ein Loch in den Kopf, wie bei einem Delfin.“ All das veröffentlichte er mit Klarnamen auf seinem Profil in dem sozialen Netzwerk.

Die Polizei nahm ihn im Februar fest – wenige Tage nach der Bluttat auf die beiden aus dem Saarland stammenden Beamten. Am 11. Februar kam er in Untersuchungshaft.

Der Neunkircher, der bereits etliche Vorstrafen auf seinem Konto hat, war nicht nur wegen dieser Internet-Hassbotschaften angeklagt. Er besaß zudem Waffen, die er hätte nicht haben dürfen. Besonders gravierend: Er hatte seine Freundin geschlagen, die zu jenem Zeitpunkt schwanger war.

Das Schöffengericht sah seine Schuld im Sinne der Anklage als erwiesen an. Allein für die Hasskommentare wurden gegen ihn Einzelstrafen von zehn Monaten und einem Jahr verhängt. Die letztere bezieht sich auf die verspottenden Äußerungen, die im direkten Zusammenhang mit der Tötung stehen.

Direkt nach der Tat vom 31. Januar tauchten viele solcher Einträge im Internet auf. Darum richtete das rheinland-pfälzische Landeskriminalamt (LKA) eine Ermittlungsgruppe unter dem englischen Begriff für Hasskommentare (Hate Speech) ein. Das Team arbeitete einige Wochen unter der Leitung der Koblenzer Generalstaatsanwaltschaft. Den Ermittlern im Nachbarbundesland wurden auch Verdachtsfälle aus anderen Bundesländern wie dem Saarland zentral gemeldet. Mehr als 540 Einzelfälle kamen dabei zusammen.

Unterdessen wurde auch Anklage gegen den mutmaßlichen Täter erhoben, der die Polizisten im Januar erschossen haben soll. Die Kaiserslauterer Staatsanwaltschaft bezichtigt Andreas S. des Mordes. Er habe seine Jagdwilderei so verschleiern wollen und habe die Beamten regelrecht hingerichtet.

Die schwerwiegenden Vorwürfe: Der 38-Jährige habe dreimal auf den Kommissar geschossen und ihn dabei schwer verletzt. Dann zielte er auf den Kopf des Mannes und tötete ihn. Dessen ebenfalls durch Schüsse verletzte und am Boden liegende Kollegin habe er nach Unterlagen durchsucht. Als er merkte, dass sie noch lebte, habe der Saarländer sie mit einem Kopfschuss aus der Schrotflinte umgebracht. Seit seiner Festnahme noch am Tattag in Sulzbach sitzt er in Untersuchungshaft.

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