Platt schwätze - auch am Alpenrand

Kreis Neunkirchen/Brannenburg. Fast jeden Tag macht sich Isolde Schneider auf den Weg. Die Neunkircherin, Jahrgang 1926, greift sich ihre Nordic-Walking-Stöcke und geht los

 Bei ihren täglichen Spaziergängen genießt Isolde Schneider die herrliche Landschaft um ihren Wohnort. Fotos: Isolde Schneider

Bei ihren täglichen Spaziergängen genießt Isolde Schneider die herrliche Landschaft um ihren Wohnort. Fotos: Isolde Schneider

Kreis Neunkirchen/Brannenburg. Fast jeden Tag macht sich Isolde Schneider auf den Weg. Die Neunkircherin, Jahrgang 1926, greift sich ihre Nordic-Walking-Stöcke und geht los. Vorbei an Wiesen, Tieren und Apfelbäumen, schönen alten Bauernhäusern - "und immer mit Blick auf die Berge", schwärmt die Seniorin, die vor neun Jahren nach Bayern auswanderte und heute in Brannenburg im Landkreis Rosenheim zuhause ist."2003 bin ich zunächst nach München-Perlach gezogen. Meine Tochter lebt schon über 40 Jahre in München. Ein fortgeschrittenes Alter bedarf einiger Überlegungen, was die nächsten Jahre so bringen werden. Auf Anregung von Tochter und Schwiegersohn bin ich kurz entschlossen ihrem Angebot gefolgt und umgezogen", erzählt Isolde Schneider und fügt schmunzelnd hinzu: "Ich, die seit meiner Geburt nie aus Neunkirchen herausgekommen war."

In ihrer neuen Heimat im Inntal - seit drei Jahren lebt die Auswanderin mit Tochter Ulrike und Schwiegersohn Bernd Hanekamp am nördlichen Alpenrand - fühlt sich Isolde Schneider sehr wohl. "Es gefällt mir gut hier, schöne Landschaft, freundliche Leute, die ich nicht immer verstehe. Aber meine Tochter und ich schwätze natürlich unser Platt miteinander, da fremdele ich nicht allzu sehr." Außerdem sei ihr die alte Heimat neulich sogar beim Friseur in Brannenburg begegnet. "Neben mir saß eine ältere Frau. Ich hörte sie sagen: 'Ich bin aus dem Saarland.' Darauf ich: 'Ich auch.' Sie sagte: 'Ich bin aus Neunkirchen.' Und ich rief: 'Ich aa!'." Das sei ein wunderbares Erlebnis gewesen.

Auch, wenn es der Neunkircherin im tiefen Bayern behagt, vermisst sie alte Freunde und Verwandte, gesteht sie. "Mit allen habe ich noch Kontakt. Und ich vermisse die kurzen Wege. In Neunkirchen habe ich zuletzt in der Willi-Graf-Straße gewohnt, hatte einen kurzen Weg zu den Bushaltestellen. Hier habe ich allerdings meinen Schwiegersohn als Chauffeur." Außerdem fehlen ihr saarländische "Doppelweck und Brötchen" und die Neunkircher Seniorenakademie der katholischen Familienbildungsstätte mit ihrem Angebot. Aber auch in Bayern ist Isolde Schneider aktiv geblieben. Im Raum München habe sie bei einer örtlichen Seniorenzeitung mitgearbeitet. In der neuen Heimat "nehme ich im Nachbarort Flintsbach an 'Bewegung nach Feldenkrais' teil, mit der ich schon vor über 20 Jahren in der Seniorenakademie Neunkirchen begonnen habe."

Außerdem mache sie sich ihr eigenes Senioren-Programm, erzählt sie. "Ich schreibe Familiengeschichten auf für Kinder und Enkel." Und sie spielt ausgiebig Rommé, wenn sie Besuch von ihrer "bayerischen Freundin" bekommt, die sie in München kennenlernte.

Eine Stippvisite in der alten Heimat Neunkirchen schließt die Seniorin nicht aus. "Auf Grund meiner Rückenprobleme habe ich beschlossen, keine weiten Fahrten mehr zu unternehmen. Aber man soll ja nie nie sagen!"

 Fast wie auf einer Postkarte: Kühe vor dem beeindruckenden Panorama der bayrischen Alpen.

Fast wie auf einer Postkarte: Kühe vor dem beeindruckenden Panorama der bayrischen Alpen.

Jedenfalls hat sie 500 Kilometer von Neunkirchen entfernt eine "sehr schöne" neue Heimat gefunden - im Kreise ihrer Lieben. "Wir wohnen in einem Haus und unternehmen viel zusammen." Viel Besuch bekomme die Familie auch, "da wir unterhalb des Wendelsteins in einer Gegend wohnen, in der andere Urlaub machen". Und diese Gegend genießt Isolde Schneider - nicht nur auf ihrem täglichen Wanderweg.

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