Plastiktüten-Gebühr wird gut angenommen

Neunkirchen · Stoffbeutel, Körbe oder Rucksäcke: es gibt viele umweltfreundliche Alternativen, um den Einkauf nach Hause zu bringen. Immer weniger Einzelhändler geben Tüten kostenlos ab und bewegen damit so manchen Plastikfreund zum Umstieg.

"Ich habe die kostenlos bekommen", sagt eine junge Frau aus Bliesen über die pinke Plastik-Tragetasche, die vor ihren Füßen steht. "Ich hole die nie", meint dagegen die neben ihr auf der Bank sitzende Großmutter zum Thema Plastiktüten. "Die Jungen kaufen die immer." Das stimme nicht, widerspricht die Enkelin. Plastiktüten kaufe sie nur selten und wenn dann gebe sie "höchstens zehn Cent" aus.

Dieses kurze Gespräch gestern Vormittag im Saarpark-Center scheint stellvertretend für viele Menschen zu stehen. Während immer mehr Bürger von sich aus seltener Plastiktüten verwenden, ändern andere ihre Gewohnheiten wohl erst, wenn Gebühren verlangt werden. Nun haben sich zwei von drei deutschen Einzelhandelsketten verpflichtet, spätestens Anfang Juli Plastiktüten nicht mehr kostenlos abzugeben (siehe: Auf einen Blick). "Wir begrüßen den Umweltgedanken dahinter", sagt Désirée Fuchs, Juristin bei der Verbraucherzentrale Saarland. Sie rät, künftig einen Jutebeutel bei sich in der Tasche zu tragen. Auch Rucksäcke und Körbe seien gut geeignet, um den Einkauf umweltfreundlich zu transportieren. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass die Leute weniger Plastiktüten verwendeten, wenn dafür Geld verlangt werde. Dieser Trend setze sich wohl fort, wenn bald fast überall zwischen fünf und 50 Cent pro Plastiktüte verlangt werden.

Bei einem Streifzug durch das Saarpark-Center zeigt sich, dass Alternativen zur Plastiktüte schon jetzt von vielen genutzt werden. "Ich finde die Gebühren gut", sagt der Neunkircher Armin Schröder und präsentiert seinen Stoffbeutel. "Ich kaufe nie Plastiktüten", sagt auch Monika Müller, mit der Schröder gemeinsam unterwegs ist. Die beiden Plastikbeutel, die sie in der Hand halte, habe sie kostenlos bekommen.

"Ich finde das gut", sagt auch Denise Denzer aus Kaiserslautern zur Gebühr und wedelt mit ihrer Papiertüte. "Wir haben das sonst oft einfach mitgenommen, ohne groß zu überlegen", sagt Denzer, die gerade mit ihrer Familie im Saarland Urlaub macht. Denzers Mann Christoph sagt, er verzichte der Umwelt zuliebe. Es dauere "Jahrzehnte" bis die Beutel verrotteten. Ähnlich argumentiert Rentner Hubert Milius, der mit einem Jutebeutel unterwegs ist. Plastik werde oft einfach ins Meer gekippt. Man könne deshalb ruhig einen Euro pro Beutel verlangen.

Einzelhändler in Neunkirchen , die Gratis-Tüten bereits abgeschafft haben, berichten von guten Erfahrungen. "Da beschwert sich mittlerweile keiner mehr", sagt dm-Marktleiterin Angelina Paulus. Im Decathlon werde neben der 5-Cent-Plastiktüte auch die 15-Cent-Papiertüte gut verkauft, sagt der stellvertretende Marktleiter Jan-Arne Lankrär. Eine werde dagegen kaum verlangt: die große Plastiktüte für 60 Cent das Stück.

Zum Thema:

Auf einen Blick Ab 1. Juli dieses Jahres wollen etwa 300 deutsche Einzelhändler von ihren Kunden eine Gebühr für Plastiktüten verlangen. Die Unternehmen stehen für rund zwei von drei der Tüten im deutschen Handel, die von einer neuen EU-Richtlinie zur Senkung des Tütenverbrauchs erfasst werden. Wie viel pro Plastikbeutel fällig wird, ist den Händlern selbst überlassen. Kontrolleure sollen überprüfen, ob diese Selbstverpflichtung gegenüber dem Bundesumweltministerium auch eingehalten wird. rob

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