Damit alles gut geht Pilze: Zwischen Genuss und Vergiftung

Neunkirchen · Einige Tage schönstes Wetter mit Sonne und hohen Temperaturen, dann Temperatursturz, Kühle und Regen. Das ließ Pilze, die es warm und feucht mögen, in etlichen Regionen Deutschlands wieder vermehrt sprießen.

 Wer zurzeit Pilze sammeln geht, der muss einiges beachten. Hier ein Körbchen mit Steinpilzen.

Wer zurzeit Pilze sammeln geht, der muss einiges beachten. Hier ein Körbchen mit Steinpilzen.

Foto: picture alliance / dpa/Zucchi Uwe

September und Oktober ist die Hoch-Zeit für Pilzsammler, allerdings mit traurigen Folgen: Die Zahl der Pilzvergiftungen lässt die Telefone bei den acht Giftinformationszentren in Deutschland vermehrt klingeln, wie unter anderem das Giftinformationszentrum Nord in Göttingen meldet. Dort gingen bereits im August rund 80 Anfragen zu Pilzvergiftungen ein, im Erfurter Giftinformationszentrum sogar knapp 90.

„Das Tückische ist, dass essbare Pilze giftige Doppelgänger haben, die ihnen sehr ähneln“, sagt Heiko Raber vom KKH-Serviceteam in Neunkirchen. Ein typisches Beispiel ist der grüne Knollenblätterpilz, der leicht mit Champignon- und Täublingsarten zu verwechseln ist und dessen Verzehr tödlich enden kann. Wer auf der Suche nach Pilzen für eine Suppe oder Pilzpfanne über Wiesen und durch Wälder streift, sollte sich daher richtig gut auskennen. Aber auch ein kundiger Sammler kann mal im Zweifel sein und sollte dann einen Experten einer Pilzberatungsstelle zu Rate ziehen. Grundregel Nummer 1 lautet: Hände weg von Pilzen, die unbekannt sind.

Die stetige Zunahme von Pilzvergiftungen hat Gründe: Außer der fehlenden Kenntnis soll auch die steigende Verwendung von Pilz-Bestimmungs-Apps zu Vergiftungen beitragen, die leider nicht alle giftigen Sorten erkennen. Darüber hinaus sollen auch vermehrt Touristen und Migranten überdurchschnittlich häufig von Pilzvergiftungen betroffen sein, wie das Universitätsklinikum Regensburg mitteilte.

Eine Pilzvergiftung ist ein akuter Notfall und macht sich durch Schwindel, Schweißausbruch, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bemerkbar. „Deshalb sollte schon beim geringsten Unwohlsein nach dem Pilzverzehr ein Notarzt oder der Rettungsdienst gerufen werden“, mahnt Raber. Bei Verdacht zählen auch die Giftnotrufzentralen in Deutschland zu den Ansprechpartnern erster Wahl.

Dabei sind nicht nur giftige Pilze gefährlich. Auch ältere, rohe oder falsch gelagerte Speisepilze können eine Lebensmittelvergiftung auslösen. Pilze daher nicht länger als einen Tag im Kühlschrank aufbewahren.

Speisepilze sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Eiweiß, kalorienarm und damit sehr gesund. Beim Umgang mit Butterpilz, Pfifferling & Co. ist auf drei Dinge besonders zu achten:

Pilze keinesfalls in Plastikbeuteln oder im Rucksack sammeln, sondern am besten in einem Korb, denn darin bekommen sie Luft und werden nicht zerquetscht.
Nur unversehrte Exemplare verwenden und sie rasch nach dem Sammeln zubereiten und essen, da sie durch ihren hohen Wasser- und Eiweißgehalt schnell verderben.
Pilze sind mit wenigen Ausnahmen (z.B. Zuchtchampignons) roh ungenießbar. Daher vor dem Verzehr ausreichend garen.

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