Der Neunkircher Dechant schreibt einen Brief Das steht im Handbuch für die neuen Köpfe

Kreis Neunkirchen · Wenn die Pfarrei der Zukunft Neunkirchen kommt, will erstmal der normale Geschäftsbetrieb gesichert sein. Darum kümmert sich eine Steuerungsgruppe. Doch Trier lässt deren Mandat jetzt ruhen. Die Reformgesetze sind ausgesetzt, Rom prüft (die SZ Zeitung berichtete).

Pfarrei der Zukunft Neunkirchen
Foto: Claudia Emmerich

Wenn ein Paar sich 2021 kirchlich trauen möchte, hätte es schon gern Planungssicherheit. Unabhängig davon, ob der Organisationsrahmen katholischer Pfarreien im Bistum Trier dann – wie entworfen – in den neuen Pfarreien der Zukunft (PdZ) spielt. Wer ist unser Ansprechpartner? Zu welchem Termin können wir einladen? Solche Fragen zu klären, ist auch Aufgabe der 35 Steuerungsgruppen, die in den 35 Großpfarreien den Übergang regeln, die Gründung der PdZs vorbereiten sollen. Dafür haben sie ein Mandat des Generalvikars. Korrekter: Sie hatten eins.

Mit einem Schreiben vom 12. Dezember lässt der Generalvikar die Mandate ruhen. Hintergrund: Das Bistum Trier wollte die ersten 15 von 35 Pfarreien der Zukunft zum 1. Januar 2020 starten. Es gibt Proteste. Jetzt läuft eine kirchenrechtliche Prüfung in Rom (Bild des Pfarrers, Kirche im Dorf lassen). Bischof Ackermann hat seine Reform-Dekrete bis auf Weiteres ausgesetzt. Die Pfarreien im Landkreis Neunkirchen gehen in den beiden Großpfarreien Neunkirchen (Neunkirchen, Ottweiler, Schiffweiler, Spiesen-Elversberg, Teile Illingen) und Lebach (Eppelborn, Teile Illingen) auf. Deren Starttermin nach Plan ist 1. Januar 2021.

Dechant Olaf Harig hat dem Schreiben aus Trier sein Schreiben an die Mitglieder der Steuerungsgruppe PdZ Neunkirchen folgen lassen: „Ich bin der Meinung, dass wir als Steuerungsgruppe . . . den begonnenen Weg weiter gehen und uns in 2020 regelmäßig treffen. . . . Ich bin der Überzeugung, dass die PdZ Neunkirchen am 1.1.2021 an den Start gehen kann.“

Anfang Februar will sich die Steuerungsgruppe das nächste Mal treffen: „Unser Ziel ist, das Jahr 2021 soweit mit Klarheit und organisatorischen Fixpunkten zu erarbeiten, dass es keinen Schiffbruch erleidet. Denn es ist ein Systemwechsel“, sagt Harig im Gespräch mit unserer Zeitung. „Es gibt relevante Entscheidungen, die von uns getroffen werden müssen, damit das Pfarrleben vor Ort nicht plötzlich zusammenbricht“, stellt Harig weiter fest. „Am 2.1. 21 oder auch schon jetzt im Jahr 2020 muss eine Anfrage für eine Trauung 2021 verbindlich und verlässlich bearbeitet und zugesagt werden.“ Es müsse auch jetzt schon festgelegt werden vor Ort: Wann findet eine Erstkommunionfeier statt? Wann sind Firmungstermine?“ Wie sind Beerdigungen geregelt? Die Gläubigen vor Ort müssten die Gewissheit haben, das normale pfarrliche Leben gehe weiter. „Die Seelsorger lösen sich nicht in Luft auf“, sagt Harig. Und weiter: „Es findet ja auch nicht alles in Neunkirchen statt.“

Die Steuerungsgruppe will dem zukünftigen Leitungsteam am Ende ein Handbuch überreichen, „zumindest mal eine schriftliche Dokumentation“: „Darin sagen wir als die Fachleute des pastoralen Lebens im Bereich Neunkirchen und auch diejenigen, die weiter Interesse haben, Kirche hier mitzugestalten: Das ist uns wichtig. Das gilt es, auf jeden Fall zu bewahren und auch mitzunehmen in eine Kirchenentwicklung. Das Erbe, das Vermächtnis.“ Neue Akteure müssten wissen, aha, so ist das in Illingen geregelt, so in Ottweiler, so in Furpach, so in Spiesen. „Wir wollen einen Katalog erstellen. Was übergeben wir? Was läuft gut? Was läuft nicht gut?“

Das ist die verwaltungstechnische Seite. Es gibt auch eine inhaltliche. Eine Hausaufgabe im ersten Halbjahr 2020 sei es, so Harig, vor Ort in den Räten das Thema „Orte von Kirche“ zu spielen: „Dass die letzte kleine Gruppe weiß, was Ort von Kirche ist, und sich fragt: Sind wir Ort von Kirche, wollen wir uns beteiligen und wie machen wir das?“

Was sind diese neuen „Orte von Kirche“? „Ein beweglicherer, flacherer Begriff als Gruppierungen, Verbände, Organisationen“, definiert Harig. „Meine Erfahrung ist: Diese Schwerfälligkeit von Räten, mit Tagesordnung, mit Mandat auf Jahre, das schreckt viele ab. Orte von Kirche heißt: Ich habe eine Idee, ich suche mir Leute und versuche, was in Bewegung zu bringen.“

 Dechant Olaf Harig.

Dechant Olaf Harig.

Foto: Schneider/Bistum
 Im Pfarrzentrum Wellesweiler plant die Steuerungsgruppe für die Pfarrei der Zukunft Neunkirchen am 6. Juni 2020 einen offenen Workshoptag zu Fragen des Übergangs.

Im Pfarrzentrum Wellesweiler plant die Steuerungsgruppe für die Pfarrei der Zukunft Neunkirchen am 6. Juni 2020 einen offenen Workshoptag zu Fragen des Übergangs.

Foto: Sebastian Dingler

Das Handbuch soll im Frühherbst 2020 Übergabereife haben. Harig: „Wir müssen nicht die Pfarrei der Zukunft entwickeln. Wir wollen den ganz normalen Geschäftsbetrieb 2021 organisieren. Kirchenentwicklung wird erst 2022 anfangen und über Jahre gehen.“

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