Für insgesamt 270 000 Euro Erweitertes Innengehege der Paviane im Zoo Neunkirchen ist fertig
Neunkirchen · Nach gut zwei Jahren ist er fertig, der Erweiterungsbau am Pavian-Gehege im Neunkircher Zoo. 270 000 Euro hat er gekostet. 100 000 Euro Zuschuss gab es vom Ministerium. 68 Paviane haben jetzt doppelt so viel Innenraum wie zuvor.
Besuch beim Erweiterungsbau des Paviangeheges im Neunkircher Zoo
Eine Win-win-win-Situation sei es geworden, so fasste der Staatssekretär für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz, Sebastian Thul, am Ende des Rundgangs ins und ums erweiterte Paviangehege im Neunkircher Zoo zusammen. Ein Gewinn für die Besucher, die mehr sehen, ein Gewinn für die Pfleger, die es jetzt einfacher haben, und nicht zuletzt und vor allem auch für die Tiere, die nun mehr Innenraum und stetig freie Sicht auf das Geschehen haben. Mit 100 000 Euro hat das Ministerium die Maßnahme gefördert, die letzten Endes nach unerwarteten Preissteigerungen und zusätzlich erforderlichen Arbeiten 270 000 Euro gekostet hat. Lange habe man geplant, erinnert sich Gerhard Roth, Architekt und Leiter des städtischen Amtes für Gebäudewirtschaft, im Gespräch mit der SZ. Ein gutes halbes Jahr. Die Arbeiten an sich hatten sich dann auch über anderthalb Jahr gezogen. Stolz ist Roth auf die nachhaltige Bauweise. Für die Erweiterung des Innengeheges wurden Container verwendet. Wichtig vor allem: „Es wurde keine graue Energie verwendet.“
Panoramablick für die Tiere
Große Fenster erlauben den Besuchern einen Blick ins Innere zu werfen und bieten den Tieren die Möglichkeit eines Panoramaausblicks. „Jetzt können sie uns zusehen, wenn wir das Außengelände sauber machen“, erklärt dann auch Pfleger Oliver Oberheim. Oder sie gucken auf der anderen Seite den Elefanten im Freigehege zu. „Wir sind froh und stolz, dass wir die Pavian-Anlage endlich, endlich renoviert und verschönt präsentieren können“, hatte Zoodirektor Norbert Fritsch die Gäste der offiziellen Eröffnung begrüßt, unter ihnen auch Ministeriums-Mitarbeiter aus dem Bereich Tierschutz. Sie waren gemeinsam mit Tierpflegern, Zoodirektor, Zootierarzt und dem Architekten im Vorfeld an der Planung des Geheges beteiligt. Die Innenausstattung war dann in Händen der Pfleger. „Die wissen am besten, was die Tiere brauchen“, weiß Fritsch.
Die Paviane selbst – 68 leben mittlerweile hier, „eine verhältnismäßig kleine Gruppe, aber die Größe braucht es schon“ (Fritsch) – haben sich mittlerweile alle an das neue Innengehege gewöhnt. Das ging allerdings nicht von jetzt auf gleich. „Die Paschas, die halten sich erst einmal im Hintergrund“, erzählt der Zoodirektor. Voran gehen die Mitläufer, die mittelalten Tiere. Erst mal einer durch den Schieber und zurück, dann der nächste und so ging das über Tage, bis alle mal oben waren und das neue Innengehege begutachtet haben. Als letzte sind dann die Paschas auch so weit. Beim Besuch der Eröffnungsgäste ist die Scheu überwunden: Als sich die Schieber öffnen stürmen die Tiere nach oben, häufeln sich Äpfel und Nektarinen an, horten Salat. „Am liebsten mögen sie immer die süßen Sachen“, verrät Fritsch. Lauch und Sellerie werden ganz am Schluss verputzt. Und eben Körner. Mit denen will man dann auch locken, was bisher noch nicht gelang: Fritsch hat’s erfunden, ein Tellereisen an einem Seil, an dem die Tiere hochklettern können und so auch in den Innenraum gelangen. Bislang hat sich noch keiner getraut und so bleibt es auch beim Vorführeffekt: Die Scheibe wird leer gefuttert, klettern tut keiner.
Gelebte Integration und Inklusion
Mit dem erweiterten Innengehege hat sich auch die Arbeit der Tierpfleger erweitert. Alles ist nun etwas komplexer geworden. In einem Vorraum zum neuen Innenraum ist die Technik untergebracht. Von hier aus werden die Schieber bedient – das geht allerdings ganz analog mittels Kurbel. „Bei Stromausfall ist man so auf der sicheren Seite“, erklärt Oberheim. Eine steile Treppe führt von hier nach unten ins alte Innengehege. Gegenüber der Treppe ist dann auch der Bildschirm, auf dem man in versteckte Ecken gucken kann. Denn Kameras musste man beispielsweise auch in den Schieberaufgängen anbringen, damit man sieht, dass da nicht mal einer stecken bleibt. Auch die Kameras übrigens gehören zu den Dingen, deren Notwendigkeit erst beim Bau entdeckt wurde. In den Ecken des zur besseren Säuberung minimal geneigten ehemaligen Containers sind auch welche. Genutzt hat man die Erweiterung auch, um die Infos über die Tiere auszubauen. Nun gibt es gleich zwei Tafeln, auf denen die verschiedenen Arten erklärt sind: Weibchen, Männchen, Kastraten. Dazu gibt es gesonderte Infos über den Opi, den ganz alten Pavian, und über „Dreibein“, den Versehrten. „Das ist hier im Gehege gelebte Integration und Inklusion“, sagt Fritsch.
90 Quadratmeter groß ist die Fläche, die die Paviane nun als Innenraum dazu gewonnen haben. Der alte Innenraum hat 80 Quadratmeter, damit hat sich ihre Fläche mehr als verdoppelt. Der Spaß für alle sowieso. „Das neue Gehege mit dem guten Einblick kommt bei den Tieren und den Besuchern gut an“, hat Fritsch schon erfahren. Zumal es zusätzlich zu dem geförderten Erweiterungsbau noch ein weiteres Schmankerl gibt. Unterhalb des Geheges ist ein großes Bogenfenster eingebaut. Hier können sich nun Besucher und Tiere auf Augenhöhe begegnen. Eine Bank lädt zum Verweilen ein. Das Fenster ist zugleich ein Tor und ermöglicht so, auf einfachem Weg große Gegenstände wie Holzstämme etc. ins Gehege zu bekommen. Also mehr Möglichkeiten zur Bespaßung. „Diese Beschäftigungsmöglichkeiten tragen zu dem sogenannten Behavioral Enrichment (Verhaltensanreicherung) bei und dies gehört in einem modernen Zoo zu den wichtigsten Aufgaben“, sagt Marieke Groß, die Marketing-Frau des Zoos. „Durch die großen Fenster und die guten Ausblickmöglichkeiten für die Tiere werden wir so momentan auch zum Enrichment“, sagt Fritsch und zeigt auf die Paviane, die in Reih und Glied interessiert Richtung Besucher starren.