TuS Neunkirchen Selbst der Hund liebt das Home-Training

Weil der Fitness-Kurs, den Nicole Findeis-Busse beim TuS Neunkirchen halten sollte, wegen Corona ins Wasser fiel, bietet die Trainerin ihr Programm nun online aus dem Wohnzimmer an.

  Home-Training mit Nicole Findeis-Busse.

 Home-Training mit Nicole Findeis-Busse.

Foto: Nicole Finteis-Busse

Neunkirchen Weil die Sporthallen geschlossen sind, kommen Fitness-Freunde einfach zu Nicole Findeis-Busse nach Hause. Zumindest über Handy, Tablet oder den PC. „App runterladen, verbinden – schon stehen die Leute bei mir im Wohnzimmer“, sagt die Trainerin des TuS Neunkirchen und muss schmunzeln. Mitte März hätte die 45-Jährige erstmals ihr Ganzkörpertraining „Kraftkreis“ in der TuS-Halle leiten sollen. Doch dann kam Corona. Weil sich im Leben von Familie Findeis-Busse „sowieso ganz viel um den Sport dreht“, war die Lösung rasch gefunden. „Ich stand mit den Teilnehmern weiter in Kontakt. Ich habe ihnen geschrieben: ‚Leute, ich trainiere zu Hause sowieso – und ihr macht einfach mit‘“.

Drei Mal in der Woche – montags, donnerstags und samstags – bittet die Stennweilerin seitdem zum Training in den eigenen vier Wänden. Tiefenmuskulatur, Beinübungen mit Gegengewichten und Hanteltraining stehen bei ihr auf dem Programm. Teure Sportgeräte werden nicht benötigt. Und wer gar kein passendes Equipment sein Eigen nennt, „der nimmt was gerade zur Hand ist. Statt Hanteln tun es auch gefüllte Wasserflaschen“, sagt Findeis-Busse. Für das Training zahlen die Teilnehmer nichts. Das Abonnement für die Konferenz-App Zoom Meeting trägt die Trainerin selbst. „Es geht um die soziale Ebene, darum ein ‚Wir gemeinsam‘ zu stärken“, erklärt Findeis-Busse. Rund 25 Fitness-Freunde schalten sich mittlerweile bei den Einheiten zu – und das sind längst nicht mehr nur Mitglieder vom TuS Neunkirchen. „Ich bin auch in anderen Vereinen aktiv. Menschen, die mich von dort kennen, wollten mitmachen. Der Rest lief über Hörensagen. Heute sind wir ein bunt zusammengewürfelter Haufen“, berichtet die 45-Jährige. Die Werbewirkung kommt dem TuS Neunkirchen offenbar zugute. „Einige haben schon angekündigt, dass sie jetzt auch beim TuS Mitglied werden wollen.“

Völlig reibungslos läuft das Training in den seltensten Fällen ab. „Irgendwas ist immer. Gerade mit der Technik oder der Internetverbindung. Aber auch den Postboten interessiert es nicht, ob gerade die Kamera läuft. Mein Hund trainiert regelmäßig mit und springt ins Bild. Und wenn die elektrischen Rollläden runtergehen, ist auf einmal alles dunkel“, erzählt die Stennweilerin und muss wieder lachen. Sie ergänzt: „Das alles ist manchmal ein bisschen bekloppt – aber es funktioniert.“ Doch auch dem Training selbst sind online gewisse Grenzen gesetzt. „Ich muss mehr reden. Ich kann die Teilnehmer ja nicht berühren, um Korrekturen vorzunehmen. Meistens sehe ich auch nur die Körper der Leute. Dann kann ich nicht aus ihrem Gesicht ablesen, ob ihnen eine Übung schwerfällt“, sagt Findeis-Busse, die aus diesen Gründen „am Anfang noch ein wenig gehadert hat“, ob sie ihr Programm online anbieten soll. „Gerade für den Rücken und das Kreuz ist es wichtig, dass die Übungen richtig durchgeführt werden. Aber ich zeige viel, versuche alles genau zu erklären – und bis jetzt hat sich noch niemand weh getan.“ Den Nachteilen stehen aber auch viele Vorteile gegenüber: „Die Leute sehen sich ja nicht. Da wird weniger Wert auf die Kleiderwahl gelegt“, flachst Findeis-Busse. Sie ergänzt: „Außerdem entfallen die Hin- und die Rückfahrt. Und zu Hause duscht man auch lieber als in der Halle.“

Die Altersstruktur der Teilnehmer sei „querbeet“, sagt die Trainerin. Die Älteste sei Ende 60, aber auch viele junge Sportler seien dabei. „Man kann die Übungen so steuern, dass sie zum eigenen Fitnesslevel passen“, erklärt die sportliche Stennweilerin.

Seit sie neben dem Online-Training auch sogenannte Challenges (engl.: Herausforderungen) ausgibt, in denen die Teilnehmer bis zum nächsten Kurs gewisse sportliche Ziele erreichen müssen, seien auch mehr Männer dabei. „Das sind zum Beispiel die Arm-Challenge oder die Sixpack-Challenge“, sagt Findeis-Busse, die in ihrem Training in vielerlei Hinsicht Wert auf Kontinuität legt. „Rund 35 Prozent der Übungen sind immer die selben, damit die Leute nicht ständig auf den Bildschirm starren müssen.“ Auch fände das Training immer zu gleichen Zeiten statt. „Der Sport muss fest in den Tagesablauf integrierbar sein. Sonst bleibt man nicht dran.“ Und genau da liege in Zeiten von Corona ein großes Problem. „Für manche ist es schon schwer genug, sich zu überwinden, überhaupt mit Sport anzufangen“, weiß Findeis-Busse. „Klar, Sport ist jetzt gerade nur eingeschränkt möglich. Aber wenn man sich deshalb sagt: ‚Dann mache ich solange eben eine Pause‘, wird es nur umso schwerer, später wieder einzusteigen.“

Dass ihr Online-Training auch für die Zeit nach Corona eine Option ist, glaubt Findeis-Busse eher nicht. „Für jetzt ist es genau das Richtige. Aber den persönlichen sozialen Kontakt mag ich lieber.“ Aus diesem Grund haben die Teilnehmer ihres Kraftkreis-Kurses schon beschlossen, sobald es wieder möglich ist, ein Treffen abzuhalten. Um das ‚Gemeinsame Wir‘ zu stärken - und „damit die Gesichter auf dem Handy endlich mal menschliche Gestalt annehmen.“

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