OB-Wahl in Neunkirchen Dicke Luft bei einem freundlichen Plausch

Neunkirchen · Viel los, wenig Diskussion: Die Kandidaten für die Neunkircher OB-Wahl trafen in der Stummschen Reithalle aufeinander.

 Fünf Kandidaten treten zur Wahl des Oberbürgermeisters in Neunkirchen an. Auf dem Podium in der Stummschen Reithalle (von links): Jörg Aumann (SPD), Peter Habel (FDP), Dirk Käsbach (CDU), Moderator Michael Klein, Christoph Schaufert (AfD) und Tina Schöpfer (Bündnis 90/Die Grünen).

Fünf Kandidaten treten zur Wahl des Oberbürgermeisters in Neunkirchen an. Auf dem Podium in der Stummschen Reithalle (von links): Jörg Aumann (SPD), Peter Habel (FDP), Dirk Käsbach (CDU), Moderator Michael Klein, Christoph Schaufert (AfD) und Tina Schöpfer (Bündnis 90/Die Grünen).

Foto: Willi Hiegel

Es dauert nicht lange, da ist in der Stummschen Reithalle am Mittwochabend dicke Luft. Nicht etwa, weil sich die fünf Oberbürgermeister-Kandidaten auf dem Podium in die Haare bekommen. Viel mehr, weil 200 Besucher in der voll besetzten Halle mit ihrem Bedarf an Sauerstoff dafür sorgen, dass dieser im gleichen Maße ab-, wie die Temperatur zunimmt. Ansonsten sind die Anwärter auf das OB-Amt natürlich bemüht, die Werbetrommel in eigener Sache zu rühren, bewahren dabei aber stets die Contenance, fallen sich nicht ins Wort und gehen durchaus höflich miteinander um. Zu höflich vielleicht, denn ein wenig Diskussion hätte der Veranstaltung nicht geschadet. Gut, Tina Schöpfer (Die Grünen) findet es nicht passend, dass sie neben Christoph Schaufert (AfD) stehen muss, „wo unsere Parteien so weit auseinander sind“, aber echte Aufreger gibt es keine.

Ein entspannter Abend also auch für Moderator Michael Klein, der Jörg Aumann (SPD) so oft das Mikro überlässt, dass dieser von sich aus sagt, es dürfe gerne mal ein anderer antworten. Zum Beispiel FDP-Kandidat Peter Habel. Der stellt sich als „Fast-Exot“ in der Runde vor, „als Neinkeijer Bub“. Als solcher will er sich für mehr Sicherheit in Neunkirchen einsetzen, und dabei „nicht als Weichei, sondern ohne Toleranz durchgreifen“. Er lebe gern in Neunkirchen („Ich wollte immer in die große Welt, aber das hat nicht geklappt.“), und wolle auch weiterhin in einer sauberen Stadt sicher leben. Mit einem breiten kulturellen Angebot wolle er zudem dafür sorgen, dass Neunkirchen am Ende seiner Amtszeit kein „weißer Fleck“ mehr in der deutschen Kulturlandschaft sei.

Weiße Flecken sind auch nicht das Ding von Tina Schöpfer, die sich in Neunkirchen mehr Grün wünscht, „und zwar im Sinne von Stadtbäumen und nicht so viel Beton“. Bäume seien etwa bei der Bliesterrasse vergessen worden, ebenso wie Barrierefreiheit. Für mehr Bürgerbeteiligung wolle sie sorgen, Transparenz sei ihr wichtig, „alle mitnehmen“. „Ich denke immer Soziales, Ökologisches und Ökonomisches zusammen“, betont Schöpfer, schließlich sei dies eine Kette, die zusammenhängt. Dass im Saarland in 52 Kommunen nur vier Frauen an der Rathausspitze sind, möchte Tina Schöpfer ändern. Daher könne sie nur sagen: „Wer Frauen will, muss Frauen wählen.“

Christoph Schaufert betrachtet seine Kandidatur als ihm „aufgezwungen“, weil man ihn im vergangenen Jahr als einzigen von 89 Bewerbern für ein Amt als Schöffenrichter in Neunkirchen von der Liste gestrichen hat. Für ihn ein Zeichen von Intoleranz, sei doch der einzige Grund dafür seine Mitgliedschaft in der AfD. „Das war für mich einer der Beweggründe, um für den Oberbürgermeister-Posten zu kandidieren. Und, um die AfD nach vorne zu bringen – und damit halt auch Deutschland.“ Aber zuerst soll es mal mit Neunkirchen vorangehen. Die Stadt soll wieder sauberer und sicherer werden, „wie früher“.

Dirk Käsbach (CDU) hat auch das Thema Sicherheit auf dem Zettel. „Viele Menschen fühlen sich hier nicht sicher.“ Und Sauberkeit. „Da muss sicher ganz konkret am Einzelfall gearbeitet werden.“ Und Nachhaltigkeit. „Wenn wir uns nicht nachhaltig verhalten, hat das Folgen.“ Und Finanzen. „Wir müssen den Haushalt konsolidieren. In Königswinter (Anm. d. Red.: dort arbeitet Käsbach als Kämmerer.) ist mir das gelungen.“ Und Bürgerbeteiligung. „Hier muss im Dialog nachgebessert werden.“ Und Perspektive. „Wir müssen wissen, wohin geht`s mit dieser Stadt.“ Interkommunale Zusammenarbeit hält Käsbach für schwierig. So brauche Neunkirchen etwa eine eigene Wirtschaftsförderung. Derzeit ist der Kreis dafür zuständig.

Jörg Aumann, der seine Erfahrung als Bürgermeister in den vergangenen zehn Jahren als Pfund in die Waagschale wirft, sieht das nicht so. „Wenn es passt, ist es gut“, meint er und nennt als Beispiel das gemeinsame Standesamt mit Spiesen-Elversberg. Sauberkeit und Sicherheit liege auch ihm am Herzen, wobei die Kriminalität in Neunkirchen so niedrig sei wie nie zuvor. „Ich weiß aber, dass die Leute sich zum Teil unsicher fühlen und weiß, dass wir was tun müssen, vor allem in der Innenstadt.“ Und ihn interessiere sehr die Stadtentwicklung, „das Spannendste“. In der Stadt sei viel getan worden, aber auch in den Ortsteilen müsse was passieren.

 Das Interesse war groß, die Reithalle voll besetzt.

Das Interesse war groß, die Reithalle voll besetzt.

Foto: Willi Hiegel

Nach gut 90 Minuten können dann die, die noch da sind, wieder an die frische Luft. Ob der Abend für Unentschlossene zielführend war? Besonders hervorgetan hat sich keiner der Kandidaten. Ins Abseits manövriert allerdings auch nicht.

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