Nur für den bestimmten Zweck

Kreis Neunkirchen · Gerade in der Vorweihnachtszeit zeigen sich Menschen hilfsbereit und solidarisch. Wir wollten von wohltätigen Einrichtungen im Kreis erfahren, wie sehr sie auf Spenden angewiesen sind und ob sie Einbußen befürchten. Auch im Hinblick auf die Flüchtlingskrise.

Mehr Lebensqualität. Das wollen viele gemeinnützige Organisationen ihren Zielgruppen durch Spenden ermöglichen. "Teilhabe ist ein wichtiges Wort", sagt Jürgen Müller, Geschäftsführer der Lebenshilfe Neunkirchen . Seit einem halben Jahrhundert engagiert sich der Verein im Kreis für Menschen mit Behinderung. Spenden seien eine notwendige Ergänzung zu den Regelangeboten, so Müller. Deshalb finde jedes Jahr zur Hauptspendensaison vor Weihnachten, in der Regel Ende November, die große Haus- und Straßensammelaktion statt. Freiwillige ziehen dann 14 Tage lang in ihren Wohnbezirken von Haus zu Haus und sammeln Spenden für die Lebenshilfe . Im vergangenen Jahr seien dabei 30 000 Euro zusammengekommen, inklusive Mitgliederspenden. Was Müller Sorgen bereite, sei nicht die Spendenhöhe, die in den vergangenen Jahren mit einigen Schwankungen "mehr oder weniger konstant" geblieben sei, sondern die sinkende Zahl der freiwilligen Helfer. "Wir hatten Jahre, in denen 200 Helfer im Kreis für uns sammeln gingen. In diesem Jahr waren es 30", sagt Müller. Weniger Helfer sammelten nun mehr Geld. Ganz anders beim Caritasverband Schaumberg-Blies: "Die letzte Haussammlung brachte gerade einmal 1000 Euro . Das Spendenverhalten hat sich geändert", sagt Caritasdirektor Michael Schütz, der für die Kreise Neunkirchen und St. Wendel verantwortlich ist. Die Spendenbereitschaft sei nicht zurückgegangen, heutzutage werde jedoch eher für gezielte Zwecke gespendet. Das habe auch etwas mit den "neuen Medien" zu tun, so Schütz: "Früher war es sehr schambelastet, um Hilfe zu bitten." Heute seien öffentliche Spendenaufrufe gängige Praxis. So entfielen auf den Landkreis Neunkirchen im vergangenen Jahr aus der Aktion Sternenregen von Radio Salü (Hilfe für Kinder in Not) allein 21 600 Euro . Das Geld sei unter anderem dazu verwendet worden, bedürftigen Jugendlichen eine Vereinsmitgliedschaft zu ermöglichen. Insgesamt habe die Caritas in Neunkirchen im vergangenen Jahr 110 000 Euro an Spenden erhalten. Aber nicht nur durch große Aktionen: Die Vitus-Stiftung überwies der Caritas im vergangenen Jahr eine Einzelspende von 35 000 Euro , um eine Stelle für eine arabischsprachige Arbeitskraft für den Kontakt mit Flüchtlingen zu schaffen. "Mittlerweile haben wir drei arabischsprechende Mitarbeiterinnen eingestellt", sagt Schütz stolz. Denn: Der Landkreis reagierte auf die Spende mit Zuschüssen. "Eine Spende kann eine Initialzündung und ein Signal an die Politik sein", sagt Schütz. Zweckgebundene Spenden erhält auch die Lebenshilfe , auch für Sport-und Freizeitaktivitäten. So werde derzeit beispielsweise der Spielplatz der Rothenbergschule in Eppelborn mit Spendengeld von Grund auf erneuert. Da habe es auch Unternehmen gegeben, die gerne 500 oder 1000 Euro gespendet hätten, so Müller. Das Diakonische Werk veröffentlicht sein jährliches Spendenaufkommen auf seiner Webseite im Internet. Im vergangenen Jahr kamen saarlandweit 223 000 Euro zusammen, davon erhielt die Wärmestubb, die sich um Obdachlose in Neunkirchen kümmert, 4000 Euro .

Doch wird die Spendenbereitschaft für Projekte wie die Wärmestubb angesichts der hohen Flüchtlingszahlen anhalten? "Das wissen wir noch nicht. Es ist nicht auszuschließen, dass sich die Dinge verlagern", gibt der Geschäftsführer der Lebenshilfe zu bedenken. Auf das Ergebnis der Spendenaktion im November sei er gespannt. Caritasdirektor Schütz sieht dagegen keine Gefahr für andere Hilfsorganisationen: "Das Thema Flüchtlinge steht nun mal aktuell im Vordergrund." Er freue sich viel mehr darüber, dass sich die Menschen solidarisch zeigten: "Es gibt ja nicht nur Pegida und Holzköpfe."

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