Nobelpreisträger EU - Ehrung einer Organisation

Neunkirchen. Träger des diesjährigen Friedensnobelpreises ist die EU. Zur Begründung hieß es aus dem Komitee, dass die Union und ihre Vorläufer seit mehr als 60 Jahren für Frieden, Versöhnung, Demokratie und Menschenrechte in Europa stehen

Neunkirchen. Träger des diesjährigen Friedensnobelpreises ist die EU. Zur Begründung hieß es aus dem Komitee, dass die Union und ihre Vorläufer seit mehr als 60 Jahren für Frieden, Versöhnung, Demokratie und Menschenrechte in Europa stehen. Wir wollten bei einer Umfrage im Kreis wissen, was Schüler, Lehrer und Menschen, die sich für Städtepartnerschaften, Frieden und Völkerverständigung einsetzen, über die Ehrung der EU denken.Alexander Besch ist Fachleiter für Geschichte am Neunkircher Gymnasium am Krebsberg (GaK). Für ihn ist die EU ein Garant für über 60 Jahre friedliche Entwicklung in Europa. "60 Jahre sind nicht selbstverständlich, es wurde viel geleistet", sagt er. "Ich halte die Entscheidung für weise, weil sie in einer Zeit kommt, in der die Organisation immer wieder in Frage gestellt wird", so Besch. Spanisch-Lehrer Ralph Zimmer, ebenfalls vom GaK, sieht ganz praktische Vorteile für die Arbeit mit Schülern: Es gibt eine Partnerschaft mit einer Schule im spanischen Rota. - gefördert durch die EU. "Da passiert sehr viel in praktischer Friedenserziehung", so Zimmer. Nichts würde eventuelle Vorurteile gegenüber anderen so schnell abbauen wie der persönliche Kontakt.

Sein Kollege Michael Rubly (Geschichte und Französisch) kümmert sich um den Schüleraustausch mit der französischen Stadt Pont-à-Mousson. Er bestätigt, dass es kaum mehr gegenseitige Ressentiments zwischen Deutschen und Franzosen beim Schüleraustausch gebe. Vieles von dem, was heute selbstverständlich ist, war vor wenigen Jahrzehnten noch nicht möglich. Das sieht auch Steffen Renner (Englisch und Geschichte) so. "Man fühlt sich in einem gemeinsamen Europa aufgehoben", sagt er. Die Auszeichnung sei in jedem Fall verdient. Es seien Institutionen geschaffen worden, über die sich kritische Fragen friedlich diskutieren ließen.

Schüler stehen dem europäischen Gedanken zum Teil durchaus kritisch gegenüber. Bei einer kleinen Umfrage auf dem Neunkircher Stummplatz ähnelten sich die Antworten. Florian Volz (13) aus Wemmetsweiler findet es gut, dass die Menschen sich in Europa frei bewegen können. Auch sein Kumpel, Helim Yavus (13), findet Reisefreiheit toll. Trotzdem würden sich die beiden Kontrollen wünschen, um Kriminalität und Drogenschmuggel einzudämmen. So sieht es auch Lisa Feuersänger (15) aus Steinbach. Trotzdem ist sie sich sicher, dass die EU viel für den Frieden in Europa getan hat.

Laima Rui kümmert sich in Ottweiler als Bildungsbeauftragte um die Belange von Menschen mit Migrationshintergrund. Sie hält ein geeintes Europa für den Frieden unumgänglich. Auch Doris Deutsch, die Witwe des mittlerweile verstorbenen Auschwitz-Überlebenden, Alex Deutsch, hält die EU für wichtig. "Der Frieden ist etwas, wofür ständig gearbeitet werden muss", sagt sie. Genau das sieht Frank Pampa vom Verein zur Förderung von Städtepartnerschaften in Ottweiler auch im Kleinen durch die EU gefördert, indem diese Partnerschaften zwischen Städten bezuschusst. "Ohne Bekanntschaft, Freundschaft und Austausch wird es viel schwieriger, Krieg zu verhindern", sagt er.

Josef Mailänder betreut in Illingen die Partnerschaft mit dem französischen Ort Civray. Die Verdienste der EU für den Frieden schätzt Mailänder sehr hoch ein. Er bringt seine Meinung auf den Punkt: "Wenn es die EU nicht gäbe, müsste man sie erfinden." Foto: Spettel

Foto: Spettel

Hintergrund

Der Friedensnobelpreis wird seit 1901 jedes Jahr am Todestag des Stifters, Alfred Nobel, am 10. Dezember in Oslo verliehen. Der Preis zeichnet Menschen aus, die sich in besonderer Weise um den Frieden verdient gemacht haben und ist derzeit mit acht Millionen schwedischen Kronen (rund 930 000 Euro) dotiert.

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