Halbes Jahr in Dienst Mit der Neunkircher City-Wache unterwegs

Neunkirchen · Die tägliche Streife ist für die sieben City-Wache-Mitarbeiter mittlerweise schon Routine. 1500 Aufträge in fünf Monaten, so die bisherige Bilanz.

 Claudia Porcher und ihr Kollege Harry von der Neunkircher City-Wache hören sich das Anliegen der Familie Vielwerth-Dörr an.  In der Haydnstraße nimmt das Grün an der Grenze zu ihrem Grundstück überhand. Foto: Heike Jungmann

Claudia Porcher und ihr Kollege Harry von der Neunkircher City-Wache hören sich das Anliegen der Familie Vielwerth-Dörr an. In der Haydnstraße nimmt das Grün an der Grenze zu ihrem Grundstück überhand. Foto: Heike Jungmann

Foto: Heike Jungmann

Ob sich die City-Wache in der Wellesweilerstraße 3 bisher bewährt hat? „Da müssen Sie die Bürger der Stadt fragen“, gibt der Leiter des Ordnungsamtes, Holger Janes, zur Antwort. Wegzudenken ist sie eigentlich schon nicht mehr aus der Neunkircher Innenstadt, obwohl sie vor gerade einmal fünf Monaten ihre Arbeit aufgenommen hat.

Bisher hat es bereits 1500 schriftliche Aufträge gegeben, die die sieben Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes bearbeiten mussten. Adressen überprüfen und Fahrer ermitteln, die in anderen Städten zu schnell unterwegs waren, gehört zur Routine. Gerade kommt ein Hilfegesuch von Kolleginnen der Verkehrsüberwachung herein, als die SZ der City-Wache einen Besuch abstattet. Drei Falschparker in der Vogelstraße weigern sich, nach Aufforderung aus dem Parkverbot rauszufahren. Sie hätten ja dafür mit dem Knöllchen bezahlt! Alltag, der das siebenköpfige Team der City-Wache nicht aus der Ruhe bringt. Verstärkt werden die sechs Männer und eine Frau seit neuestem mit einem privaten Sicherheitsdienst. Dieser ist mit im Boot, um Personallücken bei Urlaub oder Krankheit aufzufüllen.

Routine ist mittlerweile auch der tägliche Streifendienst durch die Stadt. Das Einsatzgebiet der Mitarbeiter reicht vom Eisweiher im Osten über den Hüttenpark II und die Gebläsehalle im Westen, den Hauptbahnhof und die entgegengesetzte Richtung bis Rathaus und Wagwiesenthal. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Lübbener Platz, dem Stummplatz und der Bliespromenade, wo es besonders viele Einsätze gibt, wo aber auch Präventionsarbeit angesagt ist. Viel reden heißt es da, überzeugen, dass es beispielsweise gefährlich für Passanten sein kann, wenn Fußball gespielt wird. Klappt dies nicht mit Worten, weil das Gegenüber kein oder kaum Deutsch spricht, muss die Zeichensprache herhalten.

Möglichst wenig Worte wiederum sind oft in kritischen Situationen das probate Mittel. Wenn das Gegenüber mehrmals ermahnt wurde, aber sich nicht einsichtig oder sogar aggressiv zeigt. Dann heißt es, sich nicht in Diskussionen einlassen, weiß Nico Backes. „Ruhig bleiben, sich nicht provozieren lassen“, ergänzt seine Kollegin Claudia Porcher. Sie hat wie Nico Backes erst im Herbst letzten Jahres beim Ordnungsamt „angeheuert“ und dann eine Ausbildung in der Saarländischen Verwaltungsschule in Saarbrücken absolviert. Als ehemalige Bahnmitarbeiterin sei sie „stresserprobt“, meint Porcher lächelnd. Starke Nerven braucht man für den Job. Beleidigungen sind durchaus an der Tagesordnung, einem Kollegen wurde sogar der Reifen an seinem Privatauto eingestochen. Persönliche Anfeindungen in den Sozialen Netzwerken sind ebenfalls keine Seltenheit. Ein Kollege möchte deshalb nicht mehr mit seinem Namen in der Zeitung stehen.

Die City-Wache ist eingerichtet worden, um das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken. Doch wie sieht es mit dem Sicherheitsgefühl des City-Wachen-Teams aus? Die Mitarbeiter wurden geschult, um im Falle eines Falles auch körperliche Angriffe abzuwehren. Waffen, auch das sogenannte Pfefferspray, sind nicht erlaubt. Erst dieser Tage hat Oberbürgermeister Jürgen Fried erneut gefordert, dass es Bediensteten der Kommunalen Ordnungsdienste rechtlich erlaubt werden sollte, im Außendienst Pfefferspray zu Notwehrzwecken mit sich zu führen. „Dies stärkt die Form der Präsenz der Dienste vor Ort, auf der Straße.“ Dazu bedarf es aber erst einer Gesetzesänderung. Was sicher eingeführt wird, ist nach Angaben von Holger Janes ein Notsignalgerät. Dies funktioniere mit Pyrotechnik und leiste einen Blitz- und Knalleffekt. Der Angreifer werde kurzzeitig geblendet und erschreckt, der Kollege könne sich in der Zeit zurückziehen und um Hilfe rufen.

 Claudia Porcher und Harry S. von der City-Wache hören sich das Anliegen der Familie Vielwerth-Dörr an.

Claudia Porcher und Harry S. von der City-Wache hören sich das Anliegen der Familie Vielwerth-Dörr an.

Foto: Heike Jungmann
 Claudia Porcher und Harry S. von der City-Wache hören sich das Anliegen der Familie Vielwerth-Dörr an. Foto: Heike Jungmann

Claudia Porcher und Harry S. von der City-Wache hören sich das Anliegen der Familie Vielwerth-Dörr an. Foto: Heike Jungmann

Foto: Heike Jungmann

Am Tag des SZ-Besuchs war solcherlei Abschreckung nicht notwendig. Die Kollegen Claudia und Harry sind unterwegs zu einem Ortstermin in der Norduferstraße/Ecke Haydnstraße. Dort warten bereits Mutter und Tochter Vielwerth-Dörr, sie wollen den beiden einen Missstand an der Grenze zu ihrem Grundstück zeigen. Dort wachsen Bäume und Grünzeug fast ungehemmt, ein Grünschnitt wäre dringend nötig. Vermutlich ist sogar die Stadt Neunkirchen hier für den Rückschnitt zuständig, das muss später im Katasteramt geklärt werden. Die City-Wachler versprechen Abhilfe, dieser Einsatz war einer der angenehmen Art, auch wenn es Bindfäden regnete. Und es gibt sogar richtig erfreuliche Situationen, etwa wenn die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes persönlich verloren gegangene oder gestohlene Geldbörsen oder Ausweise zum Besitzer bringen. „Da hat sich vergangene Woche ein Mann tierisch gefreut“, berichtet Harry. Typische Sommereinsätze gibt es in diesen Tagen am Furpacher Waldweiher. Grillen, Feiern oder sogar Nackbaden – alles dabei. Bei den „Freischwimmern“ im Waldweiher handelte es sich um ein Pärchen, das nur mündlich verwarnt wurde, weil es einsichtig war. Ansonsten kann so ein „öffentliches Ärgernis“ aber auch teuer werden. Etwa wie im Fall eines offensichtlich betrunkenen Mannes, der auf dem Gehweg den Hang runter zur Blies pinkelte. Hier war ein Bußgeld fällig. „Bei uns ist es nie langweilig“, sagt Nico Backes. Er schätzt das gute Verhältnis unter den Kollegen, die an einem Strang ziehen. Einen Wunsch äußert das Team noch zum Abschied: „Wir wären gern häufiger mit der Polizei als gemischte Streife unterwegs, um zu unterschiedlichen Uhrzeiten und an mehreren Brennpunkten Präsenz zu zeigen.“ Eine solche „operative Einheit“ könnte das Sicherheitsgefühl der Neunkircher noch verstärken, sind sie überzeugt.

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