Neunkirchen wächst wieder

Neunkirchen · Die Stadt Neunkirchen verzeichnet zum Jahresende einen positiven Trend: Die Bevölkerung ist zuletzt wieder gestiegen. Nach Jahren des Sinkfluges sorgt die Zuwanderung aus anderen Ländern für Stabilisierung.

Die Bevölkerungsentwicklung sorgt in vielen Rathäusern für Kopfzerbrechen. Selbst die große Zahl schutzsuchender Menschen, die derzeit ins Land strömen, vermag die Prognosen zumindest bislang nicht grundlegend zu ändern. Doch während sich in den vergangenen Jahren die Einwohnerzahl von Nachbarn wie St. Ingbert oder Homburg nach kontinuierlichem Sinkflug gerade mal wieder ein wenig berappelt haben, scheint die Stadt Neunkirchen einen Schritt voraus. Nach statistischen Daten des Rathauses ist die Zahl der Neunkircher in diesem Jahr um über 700 Köpfe gestiegen und liegt jetzt bei gut 47 400. Zu Beginn des Jahrtausends hatte die Kreisstadt noch über 50 000 Einwohner, zwischen 2004 und 2009 verlor sie im Schnitt pro Jahr annähernd 400 Köpfe. Oberbürgermeister Jürgen Fried hat die Diskussion um die demografische Entwicklung jüngst auf seine Art zusammengefasst: "Ich traue den ganzen Prognosen gar nicht."

Neubürger aus der Fremde

Wie dem auch sei, die Stadt hält sich offensichtlich tapfer. Und das ist auch wichtig, bedeutet doch die Kopfzahl einer Kommune beispielsweise Geld aus staatlichen Quellen, beeinflusst sie die Kosten, mit der jeder Einzelne am Erhalt der Infrastruktur beteiligt wird, wirkt sie sich auf den Wert einer Immobilie aus. Der positive Neunkircher Trend hängt mit dem Zustrom aus anderen Ländern zusammen. Der Anteil deutscher Staatsangehöriger an der Wohnbevölkerung, so das Rathaus, sank zwischen dem 31. Dezember 2008 und dem 1. Dezember 2015 von 91,41 Prozent auf 86,61 Prozent. Die Steigerung der Gesamt-Bürgerzahl ist in der Innenstadt am größten. Seit 2010 schlägt ein Zuwachs von 1064 Menschen zu Buche. Die Ortsteile verlieren im Großen und Ganzen, wobei im gleichen Zeitraum Sinnerthal doch wenigstens - man höre und staune - fünf Köpfe mehr in seinen Reihen zählte. Wiebelskirchen schert ebenfalls aus: In diesem Jahr hat der Stadtteil ein Plus von 115 Personen verzeichnet.

Bevölkerung altert

Die Demografen heben aber nicht nur bei der Gesamtzahl der Bürger warnend den Finger, sie machen auch auf die sich verändernde Bevölkerungspyramide aufmerksam. Der Alterungsprozess lässt sich auch in Neunkirchen beobachten. Waren im Jahr 2000 noch 37,6 Prozent der Einwohner in der Altersklasse "50 plus", so hat sich deren Anteil inzwischen auf 45,8 Prozent gesteigert. Fast jeder Zweite also kämpft tendenziell mit grauen Haaren und fragt sich, ob der Begriff des "Best-Agers" nicht reiner Zynismus derer ist, die gar nicht wissen, wie sich so ein halbes Jahrhundert in den Knochen anfühlt. Und während die älteren Jahrgänge im Straßenbild zunehmen, wird Kindergeschrei weniger: In den vergangenen 15 Jahren ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen bis 14 Jahre von 15 auf knapp zwölf Prozent gesunken.

Das Neunkircher Rathaus hat in Sachen Bevölkerung und Altersstruktur auch einen Ausblick gewagt. Eine Reihe von Instituten und Institutionen beschäftigt sich mit dem Thema. Allen gleich, so die Statistiker der Verwaltung, ist die Befürchtung eines deutlichen Bevölkerungsschwundes.

Das Neunkircher Ordnungsamt hat zwei Szenarien durchgespielt: Negative Entwicklung mit wenig Zuwanderung oder eine halbwegs stabile Entwicklung mit einer kontinuierlichen Zuwanderung aus dem Ausland. Demnach würde im schlechteren Fall Neunkirchen 2020 noch 43 400 Köpfe zählen, 2050 noch 32 500. Die freundlichere Prognose erwartet ebenfalls bislang einen klaren Schwund: 2020 wären es dann 45 400 Neunkircher, 2050 noch 39 500. Aber wie gesagt: Auf die statistischen Betrachtungen gibt nicht jeder Neunkircher was.

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