Neunkirchen liest wieder In diesem Jahr wird es ökotopisch

Neunkirchen · „Neunkirchen liest“ geht in die fünfte Runde. Drei Lesungen finden ab 5. Juli immer dienstags im Arthouse statt.

"Neunkirchen liest" geht in die fünfte Runde
Foto: Elke Jacobi/Elke jacobi

Kriminell war man schon, auch fantastisch und romantisch. Vergangenes Jahr blieb man dann ganz en familie. Dieses Jahr steht die Veranstaltungsreihe „Neunkirchen liest“ unter dem Titel „ökotopisch“. Ökotopisch? Nie gehört. „Kann auch nicht“, sagt Anke Birk von Bücher König bei der Programmvorstellung und lacht. „Das Wort haben wir erfunden“, ergänzt die Leiterin der Stadtbibliothek Gabriele Essler. Und das kam so: Es wird bei „Neunkirchen liest“ dieses Mal um Klimawandel, Nachhaltikgeit, den Umgang mit der Umwelt gehen. Aber den Begriff „ökologisch“ als Mantel zu wählen, das fanden die Veranstalter dann nicht so ganz passend. Schließlich geht es auch um Dystopien. Und – wupp – war ein neuer Begriff geboren: Ökotopisch. „Das hat allen auf Anhieb gefallen“, sagt Essler.

Zum zweiten Mal in der Galerie

Mit einem Jahr Corona-Pause in 2020 geht die Reihe „Neunkirchen liest“ jetzt in die fünfte Runde. Zum zweiten Mal ist sie in der Arthouse-Galerie, der ehemaligen Herz-Jesu-Kirche. In deren kühler Halle findet auch die Programmvorstellung statt. Der Künstler ist anwesend. Wie der Wechsel in die Galerie von Jürgen Trösch zu Stande kam? Nun, auch das ist Corona geschuldet. Denn ursprünglich sollten die drei Lesungen an drei Orten stattfinden: Der Stadtbibliothek, bei Bücher König und im Momentum, dem dritten im Veranstalter-Bunde. Nun hatten die vor einem Jahr noch bestehenden Corona-Beschränkungen das aber schwierig gemacht. „Bei uns in der Buchhandlung hätten mal grad acht Leute kommen können““, erinnert Inhaberin Birk. Also machte man sich auf die Suche nach einem adäquaten Veranstaltungsraum. Die Arthouse-Galerie passte, Trösch war bereit – und so geschah es. Weil man dieses Jahr bei Planung der Reihe im Februar nicht wusste, wie es in Sachen Corona-Maßnahmen im Juli aussehen wird und außerdem die Galerie als Veranstatlungsort super ankam, bleibt man dieses Jahr dabei.

Lesung ohne Auflagen

Letztes Jahr war das noch anstrengend“, erinnert Birk. Da musste noch die Nachverfolgung der Besucher gewährleistet sein. Die Stühle mussten mit 1,50 Meter Abstand stehen. „Ich weiß gar nicht, wie oft wir das gemessen haben“, denkt auch Trösch an den zusätzlichen Aufwand. Der allerdings hatte sich gelohnt: Bei der ersten Veranstaltung waren 50 bis 60 Leute da, bei der zweiten 30 bis 40 und bei der dritten 40 bis 50. „So hätten wir das an einer anderen Lokalität nicht hingekriegt“, sagt Birk. Die Lesungen werden also auch dieses Jahr wieder auf dem Podest vorm ehemaligen Altar stattfinden. Die Besucher sitzen im Raum, dort, wo früher die Kirchenbänke standen. 199 pro Lesung sind ohne weitere Auflagen möglich. „Aber auch die Genehmigung bei höheren Zahlen dann zu bekommen, wäre kein Problem“, denkt Hausherr Trösch.

Als erstes Maria Keim

Den Anfang macht am Dienstag, 5. Juli, Maria Keim. Sie kommt auf Einladung der Bücherei König. (Jeder der drei Veranstalter sucht sich einen Autor aus.) Die junge Kölner Autorin, Jahrgang 1997, hat im vergangenen Jahr ihr erstes Buch veröffentlicht: „Was Schildkröten im Schilde führen“. Auf humorvolle Weise nimmt sich Keim des Themas Ökologie und Nachhaltigkeit an. „Ab 16 Jahre durchaus lesbar“, sagt Birk. Kurz und knapp geht es um das Zusammentreffen eines älteren Mädchen mit einer nörgelnden Schildkröte, die die Ökologie im Blick hat. „Keim geht das Thema nicht mehr erhobenem Zeigefinger an“, beschreibt Birk. Auf ungewöhnlichen Wegen hat Birk die Autorin und ihr Buch für die Reihe entdeckt. Bücherei-Mitarbeiterin Katja Rohles hatte das Hörbuch – gelesen von Anna und Katharina Thalbach — entdeckt, fand es toll, machte Birk auf das Buch aufmerksam. „Mir hat das gut gefallen, dass das Thema auf lockere Weise dargeboten wird und trotzdem eine Botschaft hat.“ Jetzt ist sie ganz gespannt auf die junge Autorin.

Erstmals ein Sachbuch

Ganz was anderes gibt es dann in der Folgewoche, am 12. Juli. Und eine Premiere: Erstmals wird bei „Neunkirchen iiest“ aus einem Sachbuch gelesen. „ich hatte mehrere Anfragen gestellt“, sagt Essler. „Ich wollte jemand Bekanntes, habe also eher nach oben geguckt.“ Geworden ist es dann Nick Reimer. Der preisgekrönte Journalist hat gemeinsam mit Toralf Staud das Buch „Deutschland 2050: Wie der Klimawandel unser Leben verändern wird“ geschrieben. Fast schon eine Dystopie, sagt Essler. „Die Autoren machen sehr konkret klar, was zu tun ist“, ergänzt Birk. „Eine Urlaubslektüre ist das jedenfalls nicht.“ Und in einem Stück lesen, gehe gar nicht. „Da hat man dann schnell einen Kloß im Hals.“ Denn es werde deutlich, ergänzt Essler: „Es ist nicht mehr fünf vor zwölf“, eher um einiges später. Bundesweit sind die Autoren des im vergangenen Jahr erschienen Buches noch auf Lesetour.

Uwe Andresen kommt als Dritter

Fehlt der Dritte im Bunde. Am 19. Juli präsentiert Uwe Andresen Literatur zum Gedanken „Das Klima - glaubt uns doch kein Wort“. Dazu hat der Logopäde, Schauspieler, Sänger jede Menge Literatur zum Thema gewälzt. Von der Sachliteratur bis hin zur Belletristik, Krimis inklusive. Auch für Essler und Birk wird es ein Überraschungspäckchen, wie Andresen – für ihn wird es bereits die vierte Teilnahme an der Reihe sein – das Thema präsentiert. „In der Regel liest, rezitiert und spielt er“, sagt Birk. „Vielleicht singt er auch.“ Provokant wird es sicherlich werden, glaubt Essler. Unterhaltsam aber auf jeden Fall auch.

Mitten in der ständigen Ausstelllung

Beginn der Veranstaltungen ist jeweils um 19 Uhr, Einlass um 18.30 Uhr. Karten zu acht Euro gibt es im Vorverkauf bei den Veranstaltern Bücher König, Stadtbibliothek und Momentum. Und natürlich an der Abendkasse. Falls es heiß wird – keine Panik, Getränke sind auch im Angebot. Und natürlich Kunst. Denn das, was die Arthouse-Künstler zurzeit so in der ständigen Ausstellung haben, das hängt und steht an den Seiten des ungewöhnlichen Veranstaltungsraumes. Wem die Zeit am Lesungs-Abend nicht ausreicht dafür: Das Arthouse ist nach teelfonischer Vereinbarung täglich geöffnet: 0171 4700460.

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