Winterfest im Vorbeischlendern Reflektoren senken Unfallrisiko um 25 Prozent

Neunkirchen · „Sicher durch den Winter“: Kreisverkehrswacht Neunkirchen informierte zum 17. Mal im Saarpark-Center.

Anschnallen musste man sich in diesem Smart nicht, aber höllisch aufpassen: Wurde doch die Fahrt unter Alkoholeinfluss simuliert.

Anschnallen musste man sich in diesem Smart nicht, aber höllisch aufpassen: Wurde doch die Fahrt unter Alkoholeinfluss simuliert.

Foto: Anja Kernig

Gibt es denn wirklich nichts Wichtigeres, als „Sicher durch den Winter“ zu kommen? Warm durch den Winter zum Beispiel. Ein fataler Denkfehler: Nur weil neue Problemlagen in unseren Alltag drängen, lösen sich die alten nicht urplötzlich in Luft auf. Was im Übrigen niemanden mehr freuen würde als die Kreisverkehrswacht Neunkirchen und ihre Partner. Weil dies nun aber nicht der Fall ist, schlugen sich die Aktiven zum 17. Mal einen langen Novembersamstag um die Ohren, um die Besucher des Saarpark-Centers quasi im Vorbeischlendern winterfest zu machen.

Im Fall von Winfried Eckstein bedeutete das, Geschenke zu machen. „So, damit ihr gesiehn werdet“, drückte er zwei Jungs Smiley-Reflektoren in die Hand. Für die Älteren gab es vom Vertreter der Landesverkehrswacht gelbe Warnwesten und Bänder, die man um die Arme und Beine streift. Der Effekt ist immens: Das Tragen von Reflektoren vermindere das Unfallrisiko für Groß und Klein um ein Viertel. Dunkel gekleidete Fußgänger können bei schlechter Sicht im Abblendlicht vom Autofahrer erst aus 25 bis 30 Metern Entfernung wahrgenommen werden. Mit reflektierender Kleidung werde man dagegen schon aus einer Entfernung von 130 bis 160 Metern gesehen. Wobei es am meisten bringt, Gelenke sichtbar zu machen. „Weil man die bewegt.“

Wer mit dem Rad unterwegs ist, sollte sich überzeugen, dass auch hier alles vorschriftsmäßig leuchtet und reflektiert: an den Pedalen, Scheinwerfer und Rücklicht, Speichen oder umlaufend am Reifen.

Wie schon im Vorjahr hatte Florian Ehrke, angereist aus Berlin, die Multimediasäule des Deutschen Verkehrssicherheitsrates und Gernot Hassknecht „im Gepäck“. Ablenkung lautete diesmal das Thema, ob durch „essen, trinken, streiten“. Oder durch die Nutzung des Handys am Steuer — die größte Gefahr für Leib und Leben aktuell. Wer glaubte, dass Nägel zu lackieren hinterm Steuer, wie es Comedian Hassknecht im Film darstellt — etwas überzogen ist, den belehrte Ehrke eines Besseren. So habe die Polizei tatsächlich schon Lkw-Fahrer beim Nägelknipsen während des Fahrens erwischt. Fußnägel, wohlgemerkt.

Oft vernachlässigt wird das Thema Hören. Kindergeschrei, Martinshorn, Hupen … all das sollte man als Verkehrsteilnehmer wahrnehmen. Knifflig wird es bei E-Autos, die kaum zu hören sind. Doch viele Zeitgenossen finden sich zu schnell mit der Einschränkung dieses im Straßenverkehr wie auch im sozialen Leben wichtigen Sinnes ab, bedauert Hörgeräteakustikmeister Jens-Sven Hüttgen. Deutlich geschrumpft und technisch ausgefeilt sind die High-Tech-Geräte für das Gegenüber heute optisch kaum mehr wahrnehmbar – auch als Kassenversion zum Nulltarif. „Wir versuchen, aus der grauen Steinzeit heraus zu kommen“, versinnbildlichte Hüttgen, was da noch an Überzeugungsarbeit notwendig ist.

 Winfried Eckstein von der Landesverkehrswacht versorgte die Center-Besucher mit reflektierenden Sicherheitsaccessoires Foto: Anja Kernig

Winfried Eckstein von der Landesverkehrswacht versorgte die Center-Besucher mit reflektierenden Sicherheitsaccessoires Foto: Anja Kernig

Foto: Anja Kernig

Um ein anderes Themenfeld handelt es sich beim Fahren unter Alkohol. Was dabei im Körper passiert, konnten die Passanten im Smart-Fahrsimulator austesten. Mit garantiertem Aha-Erlebnis, wie Klaus Zeimet und Thomas Welsch vom Bund gegen Alkohol und Drogen immer wieder feststellen. Engt sich das Gesichtsfeld doch bei 0,8 Promille schon deutlich ein. „Es kommt zum bekannten Tunnelblick.“ Auch die Reaktionszeit verlangsamt sich merklich, weshalb man etwa bei Wildwechsel oder im Fall von Kindern, die unvermittelt auf die Straße springen, nicht mehr rechtzeitig abbremsen kann. Entsprechend hoch war die Unfallrate in der Mall – zum Glück nur virtuell. Viele Gespräche führten auf der Aktionsfläche auch die Seniorensicherheitsberater. Enkeltrick und sicheres Wohnen waren die Topthemen. Dass es nicht immer die teure Spezialausrüstung sein muss, dafür warb etwa Gerd Amman. Oft genügt es, Zugangsbereiche auszuleuchten oder die meist schon recht gut ausgestattete Wohnungstür „mit zweimal rumschließen“ zu einem echten Hindernis zu machen, wie der Ex-Polizist erläuterte.

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