Naturlandstiftung Saar wertet auch im Kreis Neunkirchen systematisch Flächen ökologisch auf

Kreis Neunkirchen · Die Naturlandstiftung Saar besitzt mehrere Schutzgebiete im Kreis Neunkirchen. Darunter gibt es ganz verschiedene Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Wir haben uns in den Schutzgebieten umgesehen und stellen diese in loser Folge vor. Heute geht es um Verfahren, mit denen Eingriffe in die Natur kompensiert werden.

 Diese Wiese in Schiffweiler wurde durch die sogenannte Heumulchsaat angelegt. Foto: Axel Didion

Diese Wiese in Schiffweiler wurde durch die sogenannte Heumulchsaat angelegt. Foto: Axel Didion

Foto: Axel Didion

Wo Natur durch Eingriffe beeinträchtigt oder beschädigt wird, muss der ökologische Schaden kompensiert werden. So steht es sinngemäß in der Naturschutzgesetzgebung. Was "kompensieren" heißt, erklärt Jürgen Kautenburger von der Naturlandstiftung Saar . "Kompensation ist der Oberbegriff", so Kautenburger. Unterscheiden müsse man hier Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. "Der Ausgleich kann nur direkt am Eingriffsort erfolgen." Beispielsweise, wenn bei einem neuen Gewerbegebiet unmittelbar angrenzende Flächen aufgewertet würden. "Der Ersatz kann etwas vom Eingriffsort entfernt stattfinden", so Kautenburger. Ein Beispiel ist hier eine große Fläche in der Nähe der Windkraft-Anlagen an der B41 zwischen Ottweiler und Schiffweiler. Bei Masten sei zum einen eine Kompensation für das Landschaftsbild und zum anderen für die Beeinträchtigung des Biotops zu schaffen. Bei solchen Maßnahmen kommt unter anderem die Naturlandstiftung Saar ins Spiel. Sie ist Eigentümerin zahlreicher Flächen, die sie mit ihrer Tochtergesellschaft, der Ökoflächen Management GmbH (ÖFM), systematisch nach bestimmten Entwicklungszielen ökologisch aufwertet. So wurden in Schiffweiler (Obst-)bäume und Hecken angepflanzt, außerdem Ackerflächen aufgewertet. Wie das ging, erklärt Biologe Axel Didion, ebenfalls Naturlandstiftung, beim Ortstermin. "Hier kam die sogenannte Heumulchsaat zum Einsatz." Soll heißen, dass eine ehemalige Ackerfläche zunächst mit Gras eingesät wurde. Anschließend wird eine blühende Wiese in der Umgebung gemäht und das sogenannte Mahdgut, also Gras mit Kräutern, Blüten und Samen auf der neuen Fläche aufgebracht. Während geschnittenes Gras verrottet, gehen die darin enthaltenen Samen auf. "Für einen Hektar neue Fläche braucht man ungefähr vier bis fünf Hektar Spenderfläche aus der Nähe", so Didion. Der Vorteil der Methode: es geht schnell und es müssen keine teuren Samen gekauft werden.

Für den Fall, dass weder Ausgleichs- noch Ersatzmaßnahmen am Ort oder in der Nähe möglich sind, gibt es eine dritte Variante: das Ökokonto. "Das wurde 1998 eingeführt, um eine Entkopplung zu erreichen", so Jürgen Kautenburger. Hier wird zunächst der Ist-Zustand eines Gebietes aufgenommen und prognostiziert, um wie viele ökologische Werteinheiten - auch Ökopunkte genannt - sich die Fläche mit einer geplanten Maßnahme verbessert. Die Kontrolle liegt beim Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz. Aufwerten lässt sich ein Grundstück auf ganz verschiedene Arten. "Das kann zum Beispiel eine Gewässerrenaturierung oder der Umbau eines Waldes sein", so Kautenburger. Die Pluspunkte wandern aufs Konto der Stiftung und können an Projektträger, für deren Bauvorhaben noch ein Kompensationsbedarf besteht, verkauft werden. Eine "klassische Ökokontomaßnahme" (Didion) ist zum Beispiel ein Projekt in Lautenbach. Hier hat die Stiftung ein Grundstück erworben, auf dem mehrere Fischteiche angelegt waren und zwei Wochenendhäuser mit Nebengebäuden standen. Jetzt wird die Renaturierung organisiert. Statt großer Teiche und tief eingeschnittenem Lautenbach soll hier wieder ein "natürliches Bachtälchen" (Didion) entstehen. Teiche werden verkleinert und die Ufer für die zahlreichen dort lebenden Amphibien abgeflacht. Die Wochenendhäuser sind bereits abgerissen und der Fichtenwald soll "längerfristig zu einem Laubwald zurückentwickelt werden" (Kautenburger) - nicht durch Kahlschlag, sondern durch mehrmaliges Durchforsten. So wird das Gelände aufgewertet und die erwirtschafteten Ökopunkte verkauft. Mit dem Geld kann dann an anderer Stelle wieder etwas für die Natur getan werden.

nls-saar.de

Meinung:
Handels-Erlös für die Natur

Von SZ-RedakteurOliver Spettel

Es ist eine grundlegende Auffassung von Naturschutz, dass nicht immer mehr Flächen und Lebensräume durch das Wirken des Menschen zerstört werden dürfen. Bei manchem Bauvorhaben lässt sich an Sinn und Notwendigkeit der Planung zweifeln. Wenn gebaut wird, muss aber klar sein, dass der Schaden für das Ökosystem so gering wie möglich gehalten wird. Das Ökopunkte-System bietet hier ein probates Mittel. Es ermöglicht den Spagat zwischen Flächenverbrauch und Umweltschutz und liefert Akteuren wie der Naturlandstiftung ein Geschäftsmodell ganz im Sinne des Naturschutzes.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort