Nächstes Ziel: zehn Euro pro Stunde

Kreis Neunkirchen · Der „8,50-Euro-Daumen“ ist oben: Ein Jahr nach der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns zieht die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) für den Landkreis Neunkirchen eine positive Bilanz. Der Mindestlohn habe den Unternehmen nicht geschadet, meint die NGG.

 Vor einem Jahr wurde der gesetzliche Mindestlohn eingeführt. Foto: NGG

Vor einem Jahr wurde der gesetzliche Mindestlohn eingeführt. Foto: NGG

Foto: NGG

. "Zum ersten Mal haben alle Beschäftigten einen festen Lohnsockel unter den Füßen - von der Küchenhilfe bis zur Verkäuferin im Backshop: Wer arbeitet, muss dafür mindestens 8,50 Euro pro Stunde bekommen", sagt Mark Baumeister. Für den Geschäftsführer der NGG Saar ist der gesetzliche Mindestlohn der "Einstieg in den Lohn-Aufstieg für Menschen, die zuvor mit Niedrigstlöhnen abgespeist wurden", wie es jetzt in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft heißt.

Vom "Schreckgespenst Mindestlohn ", vor dem die Arbeitgeber auch im Landkreis Neunkirchen noch vor einem Jahr gewarnt hätten, sei nichts übrig geblieben: Der Mindestlohn sei weder "Konjunktur-Bremser" noch "gefährlicher Job-Killer". Die NGG legte dazu jetzt eine aktuelle "Mindestlohn-Analyse" vor, die das Pestel-Institut (Hannover) im Auftrag der Gewerkschaft gemacht hat.

Die Wissenschaftler werteten dabei auch die Beschäftigungssituation im Landkreis Neunkirchen aus: "Anstatt Servicekräfte oder Küchenpersonal zu entlassen, haben Hotels, Pensionen, Restaurants und Gaststätten neue Kräfte eingestellt. Insgesamt arbeiteten dort im Juni vergangenen Jahres immerhin 842 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte - und damit 9,1 Prozent mehr als noch im Vergleichsmonat des Vorjahres, als es den gesetzlichen Mindestlohn noch nicht gab", sagt Baumeister.

Nach Angaben der NGG Saar hat der Mindestlohn zudem dazu geführt, dass etliche Arbeitgeber aus Mini-Jobs reguläre Stellen gemacht haben. Das gelte nicht nur für die Gastro-Branche. "Viele Mini-Jobs waren besonders schlecht bezahlt. Durch den Mindestlohn sind die Mini-Jobber dann über die 450-Euro-Grenze gerutscht. Und das sind jetzt sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Diese Menschen haben damit etwas Besseres als den Mini-Job. Das ist ein Riesenerfolg", sagt Mark Baumeister.

Dabei habe die Arbeitslosigkeit im "Mindestlohn-Jahr 2015" abgenommen: Im letzten Dezember waren rund 5561 Menschen im Landkreis Neunkirchen ohne Beschäftigung - und damit 1,7 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Auch die Beschäftigtenzahl insgesamt habe sich positiv entwickelt: Im Sommer des vergangenen Jahres gab es im Landkreis Neunkirchen 146 Menschen mehr, die einen Job hatten, als noch im Sommer des Vorjahres.

Um den Menschen die Chance zu geben, auch Geld für größere Anschaffungen auf die hohe Kante zu legen, müsse der Mindestlohn allerdings steigen: "Unser Ziel ist es, ihn möglichst rasch in einem ersten Schritt auf zehn Euro pro Stunde anzuheben", macht Gewerkschafter Baumeister deutlich. Die NGG habe einen ganz wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass der gesetzliche Mindestlohn eingeführt worden sei. Jetzt werde man ebenso hartnäckig daran arbeiten, ihn schrittweise "zu liften".

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