Bald ist es so weit Zaungäste bei der Gründung der Awo

Neunkirchen · In zwei Wochen hat das Musical-Projekt Neunkirchen Premiere mit seinem neuen Stück. Ein Probenbesuch in der Parkschule.

 Der gut gelaunte Stab vorm Plakat zum neuen Musical, von links Francesco Cottone (Komponist), Ellen Kärcher (künstlerische Leitung und Choreografie), Amby Schillo (Komponist), Holger Hauer (Autor) und Mathias Stockinger (Regie).

Der gut gelaunte Stab vorm Plakat zum neuen Musical, von links Francesco Cottone (Komponist), Ellen Kärcher (künstlerische Leitung und Choreografie), Amby Schillo (Komponist), Holger Hauer (Autor) und Mathias Stockinger (Regie).

Foto: Jörg Jacobi

Immer mal wieder kommt er vorbei, guckt durchs Fenster, seinen kleinen Roller umklammert. Vielleicht ist es ja seine Grundschule, die hier während der Ferien zweckentfremdet wird und der junge Mann versteht möglicherweise so gar nicht, was denn hier wohl nun passiert. Hier passiert vor allem eines: Es wird geschwitzt. Dabei ist dieses Wochenende das, an dem die Abkühlung gekommen ist. Wie mag es da erst bei um die 40 Grad gewesen sein, fragt sich der unbeteiligte Besucher.

Aber die Kunst fordert Opfer, das war schon immer so. Und alle diejenigen, die hier tanzen und singen, opfern vor allem eines: Zeit. Und die wird so langsam knapp. Denn in zwei Wochen, am 9. August, ist Premiere. Dann zeigt das Musical-Projekt Neunkirchen sein neuestes Stück: „Meine Herren und Damen: Marie!“, ein Auftragswerk für die Arbeiterwohlfahrt, etwas Neues in der Geschichte des Projektes. Das Stück spiegelt das Leben der Gründerin der Arbeiterwohlfahrt, Marie Juchacz, ihren Kampf für die Gleichberechtigung der Frau bis hin zu ihrem legendären Auftritt als erste weibliche Rednerin im Reichstag: „Meine Herren und Damen.“ 100 Jahre genau ist das jetzt her.

Nicht ganz 40 Leute sind es, Kinder, Männer und Frauen aller Altersstufen, aus dem Saarland und der angrenzenden Pfalz, die ihr Wochenende in der Turnhalle der Parkschule verbringen. „Ich bewundere das ja, vor allem die Kinder, mit welchem Elan und welchem Eifer die bei der Sache sind“, sagt Cornelia Feld vom Stadtmarketing. Zusammen mit Kollege Nicolas Schneider beobachtet sie das Geschehen sozusagen von der Empore aus, würdigt die gesanglichen und tänzerischen Leistungen auch mal mit Zwischenapplaus. Als die SZ kommt, neigt sich das Stück dem Ende zu. Gleich steht die wohlverdiente Pause an, bevor des Durchlaufs zweiter Teil startet. Gott sei Dank stehen im kühlen Untergeschoss pallettenweise kleine Sprudelflaschen bereit. Auf die stürzen sich die Akteure, suchen sich ein einigermaßen sonnenfreies und winddurchzogenes Eckchen und atmen erst einmal durch.

„Normalerweise sind es einige Leute mehr“, klärt die künstlerische Leiterin und Choreografin Ellen Kärcher währenddessen die SZ auf. Aber die Sommergrippe hat zugeschlagen, macht die ein oder andere Änderung im Probenablauf notwendig, ganze Szenen werden aufs nächste Probenwochenende verschoben. Das findet dann schon in der Gebläsehalle statt, wo insgesamt acht Aufführungen folgen. Das heißt: Ab dem kommenden Wochenende wird es richtig anstrengend, denn nach dem Probenwochenende sind die folgenden Abende verplant – mit zwei Hauptproben und der Generalprobe und gerade mal einem Tag zum Verschnaufen vor der Premiere.

Doch vor die Premiere, da haben die Götter den Schweiß gesetzt. Deshalb geht es nach der kurzen Flüssigkeit-Auffühl-Pause weiter. Unter verschärften Bedingungen. Denn extra für den Pressebesuch wird nun sozusagen halb kostümiert gespielt. Da ändert bei einigen nicht viel, kommt doch nur das ein oder andere Röckchen übers eh schon schwarze Trainingsoutfit. Was überwiegend für die Damen gilt. Die Herren schmeißen eine Militärjacke über – Gott sei Dank darf die kurze Bux ruhig drunter bleiben und luftige Beinfreiheit gewährend. „Vorhang ist zu, Licht im Saal geht aus, die Musik fängt an“, simuliert Regisseur Mathias Stockinger Gebläsenhalle-Atmosphäre. Die beiden Komponisten – Francesco Cottone am Keyboard und Amby Schillo am Cello – hören aufs Wort. Autor Holger Hauer zückt den Stift, für Anmerkungen im Skript bereit. Choreografin Ellen Kärcher „dirigiert“ den Einsatz. Und los geht’s. „Die Frau ist ein wunderbares Wesen“ tanzen und singen die Akteure. Turnwerkzeuge werden zu Tischen, Bänken, Stühlen. Der Einblick ins Leben der Marie Juchacz beginnt.

 Probenwochenende in der Turnhalle der Parkschule. Sitzgelegenheiten und Erfrischungen am Rande, im Spiegel zu sehen: ein Teil der Akteure und Nicolas Schneider (2. von links).

Probenwochenende in der Turnhalle der Parkschule. Sitzgelegenheiten und Erfrischungen am Rande, im Spiegel zu sehen: ein Teil der Akteure und Nicolas Schneider (2. von links).

Foto: Jörg Jacobi

Der Junge mit dem Roller ist auch wieder da. Nun, da es etwas zackiger zugeht, harrt er etwas länger aus. Irgendwann aber wird es ihm dann doch zu viel. Und während es bei Marie und ihrer Schwester darum geht, die Wichtigkeit des Lesens musikalisch zu untermauern („denn viel lieber als dumm bin ich schlau“), mag er sich wohl denken, dass für so was auch nach den Ferien noch Zeit ist und verschwindet. . .

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