Mit dem Smartphone auf Stengels Spuren

Ottweiler. Baumeister Friedrich Joachim Stengel war sicherlich ein weitblickender Mann. Doch als er gegen 1760 die Pläne für das Witwenpalais in Ottweiler entwarf, ahnte er mit Sicherheit nicht, dass das für die Gemahlin von Fürst Wilhelm Heinrich erbaute Gebäude im 20. und 21. Jahrhundert einmal die Kreisverwaltung beherbergen würde

 Das Witwenpalais in Ottweiler soll auch im Smartphone-Zeitalter einen Besuch wert sein - dafür wirbt der Landkreis. Foto: Willi Hiegel

Das Witwenpalais in Ottweiler soll auch im Smartphone-Zeitalter einen Besuch wert sein - dafür wirbt der Landkreis. Foto: Willi Hiegel

Ottweiler. Baumeister Friedrich Joachim Stengel war sicherlich ein weitblickender Mann. Doch als er gegen 1760 die Pläne für das Witwenpalais in Ottweiler entwarf, ahnte er mit Sicherheit nicht, dass das für die Gemahlin von Fürst Wilhelm Heinrich erbaute Gebäude im 20. und 21. Jahrhundert einmal die Kreisverwaltung beherbergen würde. Und was erst recht seine Vorstellungskraft überfordert hätte: 225 Jahre nach seinem Tod streifen historisch interessierte Zeitgenossen durch sein Palais und lassen sich anhand von Stimmen aus einem kleinen Gerät die Glanzlichter des Barockgebäudes erläutern.Das rasant galoppierende Kommunikationszeitalter hat nun dennoch auch Stengel vereinnahmt: Die Kreisverwaltung hat alle Register gezogen, um der Smartphone-Generation das Witwenpalais schmackhaft zu machen. Dazu wurden 2500 Euro investiert, um bei der Firma Pausanio eine Artguide-App einrichten zu lassen. Artguide ist eine Smartphone-Applikation mit Dutzenden von Kunstführern, von der Wartburg bis zum Wormser Dom - und nun auch mit dem Witwenpalais Ottweiler. Ansonsten ist im Raum der Barockstraße Saarpfalz nur das Römermuseum Schwarzenacker aufgeführt.

Eine ausgewählte App lässt sich für 3,99 Euro herunterladen und enthält einen Audioguide, ein E-Book, einen interaktiven Lageplan und eine Zeittafel. Weitere Informationen gibt es unter www.pausanio. de.

"Wir probieren neue Wege aus, mit Besuchern in Kontakt zu treten", so gestern Nicole Cayrol, beim Kreis für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, und Thomas Thiel von der Stabsstelle Bürgerlandkreis. "Wir wollen auf diese Art Leute erreichen, die sich nicht unbedingt im Buchladen einen Kulturführer kaufen würden", ergänzte Stefan Thomas von der Tourismus- und Kulturzentrale des Kreises. Die vertonten Texte haben hauptsächlich er und Reichsgräfin Catharina alias Brigitte Meister entworfen. Letztere steht selbstredend nach wie vor für Palais-Führungen durch eine Person aus Fleisch und Blut zur Verfügung.

Wer keine App zur Verfügung hat oder haben will, kann auch per Hörbuch die 13 aufgelisteten Stationen des Witwenpalais ansteuern - vom historischen Sitzungssaal und dem Kaminzimmer über das Catharina-Porträt und Franz Mörschers Säule bis zur Terrine "Die flüchtige Liebe" im Porzellanzimmer. Für diese gerafften Informationen des Audioguide kann man am Empfang einen MP3-Player kostenlos ausleihen. Auch gibt es an allen 13 Stationen QR-Codes, die mit dem Smartphone angepeilt werden können. Ob mit App oder ohne - alle Erkundungstouren im Witwenpalais sind im Prinzip nur zu den Öffnungszeiten der Kreisverwaltung möglich. Doch auch für jene, die nur außerhalb dieser Zeiten können, lasse sich eine Lösung finden, ist sich Nicole Cayrol sicher. Sie steht dafür unter Telefon (0 68 24) 906-12 45 zur Verfügung.

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