Mit Billard fürs Leben lernen

Neunkirchen · Jörg Schütz ist offiziell seit 1. Januar 2013 Vorsitzender des Billard Verbandes Saar, der erst seit dem 4. Dezember 2014 alleiniger Dachverband der Billardvereine Mitglied im Landessportverband für das Saarland (LSVS) ist. Im Gespräch mit SZ-Mitarbeiter Sebastian Zenner erklärt Schütz unter anderem, mit welchem Problem die saarländischen Snooker-Vereine zu kämpfen haben.

 Jörg Schütz, Vorsitzender des Billard Verbandes Saar, liebt das Spiel. Foto: Thomas Wieck

Jörg Schütz, Vorsitzender des Billard Verbandes Saar, liebt das Spiel. Foto: Thomas Wieck

Foto: Thomas Wieck

Herr Schütz, wie sehen Sie die Entwicklung des Billardsports im Saarland?

Jörg Schütz: Was die Erfolge angeht, gehören wir bundesweit zum oberen Drittel. Wenn man sich mal die Zahl der aktiven Spieler anschaut, ist das schon gewaltig. Bayern hat beispielsweise vier Mal so viele Mitglieder wie wir und muss sich in Sachen Medaillenspiegel bei uns hinten anstellen.

Gibt es im Saarland eine besondere Billard-Tradition?

Schütz: Im Saarland wurde immer schon viel Billard gespielt - auch schon vor der Zeit des organisierten Sports. Wenn ich 25 Jahre zurückdenke: Da stand in fast jeder Kneipe ein Billardtisch. Im Bereich Karambol war das Saarland immer schon gut aufgestellt. Und das ist auch so geblieben.

Mit welchen Problemen hat der Billardsport im Saarland zu kämpfen?

Schütz: Was uns im Moment wirklich wehtut, ist die Situation der Snooker-Spieler. Es gibt ja die drei Spielarten Pool, Karambol und Snooker . Wir haben mit dem SC Schwalbach nur einen Verein, in dem nur Snooker gespielt wird. Wir haben mehr Vereine, die Pool und Snooker spielen, und das Interesse an Snooker ist auf jeden Fall da. Snooker ist wegen der großen Tische eine sehr raumintensive Disziplin. Und das ist auch der Kern unseres Problems: Die Räumlichkeiten dafür gibt es eigentlich nicht. In keiner Kneipe kann man mal eben so zwei Snooker-Tische stellen. Wenn sich ein kleiner Verein eine solche Räumlichkeit anmieten muss, ist das natürlich sehr teuer und treibt die Mitgliedsbeiträge in eine Höhe, die nicht mehr wirklich gesund sind. Für dieses Problem haben wir auch noch keine Lösung.

Gab es in jüngerer Vergangenheit wichtige Erfolge saarländischer Billardspieler?

Schütz: Ja, Mitte November vergangenen Jahres fanden in Bad Wildungen die Deutschen Meisterschaften statt. Susanne Stengel-Ponsing vom BC St. Wendel hat dabei ihren Meistertitel in der Disziplin Freie Partie erfolgreich verteidigt. Nationalspieler Sebastian Staab vom PBC Joker Altstadt wurde Deutscher Meister im 8-Ball und Vizemeister im 9-Ball, sein Vereinskamerad Ralf Wack wurde bei den Senioren Deutscher 8-Ball-Vizemeister. Und Volker Marx vom BC Elversberg gewann die Bronzemedaille im Dreiband.

Wie ist es derzeit um die Jugendarbeit in ihrem Verband bestellt?

Schütz: Es ist nicht so, dass wir uns vor Jugendlichen nicht retten könnten. Wir haben die gleichen Probleme wie andere Sportarten auch. Aber wir haben einen speziellen Trainingsplan und auch einen speziellen Jugendtrainer, der sich um die Spieler kümmert. Wir kooperieren mit anderen Landesverbänden, die größere Events im Jugendbereich anbieten, die wir finanziell nicht stemmen können. Mit Leon Kohl vom PBC Joker Altstadt haben wir auch ein absolut hoffnungsvolles Talent in unserem Verband.

Wie sehen Sie Ihren noch jungen Verband finanziell aufgestellt?

Schütz: Unsere finanzielle Lage ist gesund. Wenn wir mehr Mittel zur Verfügung hätten, könnten wir aber auch mehr für unsere Vereine tun. Im Moment fördern wir mit unseren Möglichkeiten vor allem unseren Nachwuchs. Jetzt, da wir Mitglied im LSVS sind, werden wir uns intensiv um die Gewinnung von Sponsoren bemühen.

Viele Menschen haben schon einmal Billard gespielt oder spielen sogar regelmäßig, ohne einem Verein anzugehören - zum Beispiel in kommerziellen Billardcafés. Stehen die Vereine mit diesen in Konkurrenz?

Schütz: Nein, im Gegenteil: Dass so viele Billardcafés in den letzten Jahren schließen mussten, tut uns nicht gut. Es müsste mehrere von denen geben. Jedes reine Billardlokal, das man im Saarland findet, beherbergt Vereine. Wir versuchen, diese Lokale in einem gewissen Maß zu unterstützen. Uns ist wichtig, dass wir unsere Vereine, die eigene Vereinsheime unterhalten, zuerst unterstützen. Wenn darüber hinaus die Möglichkeit besteht, unterstützen wir auch gerne mal kommerzielle Lokale.

Gibt es Profi-Billardspieler im Saarland?

Schütz: Nein, das kann sich niemand leisten. Es gibt in der Bundesliga mit Sicherheit den einen oder anderen, der für das Billardspielen bezahlt wird. Aber dass derjenige davon leben kann, wage ich zu bezweifeln. Es handelt sich zum Großteil um einen Amateursport.

W arum sollten sich junge oder ältere Menschen ausgerechnet für Billard entscheiden?

Schütz: Im Billardsport lernen die Jungen auch etwas für das Leben. Es geht um Konzentration, Disziplin und weitere Dinge, die beim Billard neben dem eigentlichen Spiel vermittelt werden. Und ohne die geht es im echten Leben nicht. Als Bonbon kommt noch dazu, dass man selten zu alt wird, um Billard zu spielen. Wir haben Spieler, die 90 Jahre alt sind und immer noch Spaß am Spielen haben.

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