Luisa lässt Zoologen hoffen

Neunkirchen · Seit Mitte April die Webcams im Gehege installiert wurde, sieht nicht nur Zoopädagoge Christian Andres, was die Schneeleoparden im Neunkircher Zoo den Tag über so treiben. Doch der sieht ein bisschen genauer hin.

 Die Schneeleoparden Sagar und Luisa, beide werden demnächst vier Jahre alt, leben seit August beziehungsweise Oktober 2013 im Neunkircher Zoo. Er gilt als verschmust und gesellig, sie als schüchtern und eher passiv. Foto: Zoo/Krajewski

Die Schneeleoparden Sagar und Luisa, beide werden demnächst vier Jahre alt, leben seit August beziehungsweise Oktober 2013 im Neunkircher Zoo. Er gilt als verschmust und gesellig, sie als schüchtern und eher passiv. Foto: Zoo/Krajewski

Foto: Zoo/Krajewski

. Ist sie's, oder ist sie's nicht? Noch mag der ein oder andere Internet-Beobachter rätseln, wenn er Einblick ins Leben der beiden Schneeleoparden Sagar und Luisa nimmt. Durch die drei vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) installierten Webcams gar kein Problem mehr. Sie ermöglichen aber nicht nur den Blick vom weltweiten Bildschirm ins Schlafzimmer der beiden Schneeleoparden. Sie geben den Pflegern und Betreuern im Zoo die Möglichkeit, das Wohlergehen der beiden genauestens im Auge zu behalten.

Und deshalb ist sich Zoopädagoge Christian Andres eigentlich recht sicher, dass die beiden Nachwuchs erwarten: "Alle Anzeichen sprechen dafür." Auf der Seite des Nabu schreibt Andres das Schneeleo-Tagebuch aus dem Zoo. Auch dort ist es nachzulesen. "Wir beobachten, dass Luisa deutlich an Bauchumfang zugenommen hat und auch vom Verhalten her immer ruhiger wird." Das Strohbett wird als Aufenthaltsort immer beliebter, weiß Andres. Am Montag mochte sie es fast gar nicht verlassen, erzählt er der SZ gestern auf Anfrage. Gestern hingegen wollte sie offenbar dann doch noch mal Freigehegeluft schnuppern. Den Morgen über warteten die Internet-Beobachter vergeblich auf die Rückkehr ins gemachte Nest. Geht Luisa auf Tour ins Gehege, dann gibt das den Pflegern zumindest Gelegenheit, nochmal ein bisschen durchzuwischen. "Ansonsten lassen wir sie ganz in Ruhe", sagt Andres. Man werde auch ganz sicher auf keinen Fall in irgendeiner Form eingreifen. Der Geburtstermin ist noch Luisas Geheimnis. Gepaart haben sich die beiden in der üblichen Paarungszeit von Januar bis März. Wann es jetzt zur Zeugung kam, das weiß natürlich keiner. "Und wer sagt uns, dass es nicht schon passiert ist, bevor man sie dabei beobachtet hat?", gibt Andres zu bedenken. Klar jedenfalls ist: Der zeitliche Ablauf stimmt. Es könnte - und dafür spräche das zurückgezogene Verhalten Luisas - bereits sehr bald, also in den nächsten Tagen, zu Nachwuchs kommen. 95 bis 104 Tage ist so eine Schneeleopardin trächtig, 100 im Schnitt. Wie viel Nachwuchs kommt, auch das gehört zu den vielen Fragezeichen, die es noch gibt. "Sie ist ja noch jung, es ist ihr erster Nachwuchs", sagt Andres. Da könne man eher von ein bis zwei Baby-Schneeleoparden ausgehen. Luisa selbst hat übrigens noch zwei Schwestern, Kindsvater Sagar hat noch ein Geschwister.

Aber auch gerade, weil es die erste Geburt für Luisa wird, ist man im Zoo sehr gespannt: Wird bei der Geburt alles klappen, sind die Jungen gesund, nimmt die Mutter sie an? Sicher ist auf jeden Fall: Papa Sagar wird bei der Geburt nicht dabei sein. Das ist, sagt Andres, zu riskant. Da es die Erstgeburt der beiden ist, weiß man nicht, wie er reagieren wird. "Gerade bei Tieren, die Einzelgänger sind, ist der Vater in der Regel bei der Geburt nicht dabei." Problematisch ist das nicht, die beiden haben sowieso getrennte Schlafzimmer. Ein Relikt aus der ersten Zeit im Gehege, da waren sich die beiden nämlich noch nicht so recht grün. Luisa zeigt Sagar gerne die kalte Schulter. Das hat sich schon im letzten Jahr während der Paarungsphase deutlich sichtbar gelegt. Da hatten sie schon kräftig - wenn auch ergebnislos - geübt, anders offenbar in diesem Jahr. "Alle äußeren Möglichkeiten haben wir geschaffen", sagt Andres. "Auf alles andere haben wir nun keinen Einfluss mehr."

Dank des Kamera-Projektes des Nabu, so hofft der Zoo-Pädagoge, hat man die Geburt gut im Blick. Und wer im richtigen Moment auf der Nabu-Seite ist, der kann dann live dabei sein, wenn sich die Zahl der weltweit auf nur noch wenige Tausend Tiere geschrumpften, bedrohten Tierart erhöht - um eins, zwei oder drei . . ..

NABU.de/leos-live

Zum Thema:

Hintergrund Der Schneeleopard gehört zu den am stärksten bedrohten Großkatzen der Erde. Um das und die Tiere selbst bekannter zu machen, hat der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) das Jahr 2016 zum Schneeleo-Jahr ausgerufen. Mit verschiedenen Aktionen soll auf die Notsituation der Tiere aufmerksam gemacht werden. Obwohl es verboten ist, werden sie in der Heimat Zentralasien immer noch gejagt. Die Aufstellung der Webcams im Zoo - die bundesweit Beachtung fand - ist eine der Aktionen. ji

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort