Lokales Fachwissen für Afrika

Neunkirchen · Eine funktionierende Wasseraufbereitung ist teuer und erfordert technisches Know-how. Da Neunkirchen Letzteres bieten kann, wollen jetzt sogar Länder in Afrika und im Nahen Osten von der saarländischen Kommune lernen.

 Noch vieles ungeklärt, aber gute Laune: Chefarzt Schahnaz Alloussi, Betriebsleiter Andreas Kreuz und KEN-Geschäftsführer Heino Grotehusmann mit den afrikanischen Gästen Aissatou Soumare und Abayomi Ajayi (von links) gestern beim Besuch in der Kläranlage Wellesweiler. Foto: Willi Hiegel

Noch vieles ungeklärt, aber gute Laune: Chefarzt Schahnaz Alloussi, Betriebsleiter Andreas Kreuz und KEN-Geschäftsführer Heino Grotehusmann mit den afrikanischen Gästen Aissatou Soumare und Abayomi Ajayi (von links) gestern beim Besuch in der Kläranlage Wellesweiler. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Eigentlich sollte Oberbürgermeister Jürgen Fried gestern hohen Besuch aus dem Libanon empfangen. Doch da das Visum nicht rechtzeitig vorlag, mussten Diab Maalouf, Oberbürgermeister der libanesischen Stadt Zahle, und seine Delegation ihren Besuch in Neunkirchen verschieben. So erging es auch den erwarteten Geschäftsleuten Salim Assi und Samir Hani. Aus diesem Grund stammten die Gäste im Rathaus gestern ausschließlich aus Afrika: Oberbürgermeister Jürgen Fried und Bürgermeister Jörg Aumann begrüßten den nigerianischen Arzt und Unternehmer Abayomi Ajayi und die Senegalesin Aissatou Soumare von Delta S.A., einem senegalesischen Unternehmen für Abwasserverwertung. Den Besuch, der noch bis morgen dauert, prägt vor allem eine Frage: Was können der Senegal und Nigeria in Sachen Wasseraufbereitung und Kläranlagen von Neunkirchen lernen?

"Die Stadt Neunkirchen hat Vorbildcharakter", sagt Schahnaz Alloussi, Chefarzt für Urologie im städtischen Klinikum Neunkirchen . Er hatte den Kontakt zu den libanesischen Vertretern hergestellt und wirbt auch im Senegal und Nigeria für seine Stadt. Auch der Geschäftsführer der städtischen Gesellschaft Kommunale Entsorgung Neunkirchen (KEN), Heino Grotehusmann, möchte die Kooperationsmöglichkeiten ausloten: "Es ist denkbar, dass wir zusammenarbeiten können. Man muss sehen, ob und wie es finanzierbar ist." Schließlich koste die Installation von Kläranlagen viel Geld.

Die KEN ist eine private Dienstleistungsgesellschaft, die im Auftrag des öffentlich-rechtlichen Entsorgungsverbands (EVS) seit 1990 den Bau von Kläranlagen und Kanälen im Saarland koordiniert. "Im Jahr 1990 waren gerade einmal 45 Prozent der Bürger im Saarland an Kläranlagen angeschlossen", sagt Grotehusmann. Mittlerweile sei der Anschluss zu fast 100 Prozent gewährleistet. Saarlandweit wird das Wasser, das in den Abflussrohren landet, in 140 Anlagen weiterverarbeitet und nach der Reinigung in die Gewässer der Umgebung geleitet. Im Kreis Neunkirchen gibt es insgesamt 17 Kläranlagen .

In Nigeria, vor allem in seiner größten Stadt Lagos, müsse viel Wasser in Flaschen gekauft werden, berichtet Ajayi von den Problemen mit der Wasserqualität in seiner Heimat. Der Staat kümmere sich kaum um die Wasseraufbereitung. Deshalb sei er jetzt auf der Suche nach privaten Initiativen, sagt der Unternehmer. Auch die senegalesische Personalmanagerin Soumare sieht viel Nachholbedarf in ihrem Heimatland. "Der Senegal mit seinen knapp 14 Millionen Einwohnern ist stabil. Unser Hauptproblem ist die Abwasseraufbereitung", sagt sie. Jetzt werde geprüft, ob die KEN auch in Afrika mit ihrem Fachwissen dienen kann, so Grotehusmann.

Im Anschluss an den Gästebucheintrag im Rathaus besichtigten die Gäste die EVS-Kläranlage in Wellesweiler. Heute steht die Aufbereitung von Trinkwasser auf dem Programm. Ob sich letztendlich eine Zusammenarbeit ergibt, ist noch offen.

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