Leseolympiade Neunkirchen Es läuft: Guter Start in die Leseolympiade

Neunkirchen · Mehr als 30 Leseratten haben sich bereits binnen einer Woche bei der Stadtbibliothek angemeldet.

 Natalie Scheidt mit ihrer Tochter Lara (8) und dem Vorlesestoff für diese Woche.

Natalie Scheidt mit ihrer Tochter Lara (8) und dem Vorlesestoff für diese Woche.

Foto: Anja Kernig

Nie standen die Zeichen günstiger für die Neunkircher Leseolympiade als 2020. Sorgten doch Corona und Ausgangsbeschränkungen in den letzten Wochen und Monaten dafür, dass wieder verstärkt zum guten alten Buch gegriffen wurde. Gabriele Essler und ihr Team von der Stadtbibliothek hoffen, dass der Trend noch ein bisschen anhält und mehr Leser in ihr Haus lockt. Wer nicht in Urlaub fahren kann, ist hier im Kult-Kulturzentrum und den Zweigstellen in Furpach und Wiebelskirchen generell gut aufgehoben: „Bücher lassen uns verreisen, wenn man verharren muss.“

Und siehe da: Es scheint zu klappen. Mehr als 30 Anmeldungen zum Lesewettbewerb gingen binnen der ersten Woche ein, die Hälfte davon in Kombination mit einer Neuanmeldung. Bereits treue Kunden sind dagegen die Geschwister Sham und Sailm. Die Zehnjährige liest ihrem kleinen Bruder viel vor. Meistens tagsüber und dann immer so eine halbe Stunde lang. Sailm tut sich noch etwas schwer mit dem lesen. Am meisten interessieren den Achtjährigen und seine Schwester spannende Detektivgeschichten, aber auch Bücher mit Tieren stehen hoch in ihrer Gunst. Gefragt, ob sie lieber fern sieht oder liest, meint Sham: „Lesen. Da kann man mehr Sachen lernen.“ Die beiden besuchen die Parkschule und werden bei ihrem großen „Bücherhunger“ die sechser Marke der Olympiade locker knacken.

Bei dem Lesewettstreit geht es bekanntlich darum, mindestens sechs Bücher/Comix zu lesen und zu jedem einen kurzen Steckbrief auszufüllen. Wer das schafft, bekommt automatisch einen Preis, für die Vielleser gibt es nochmal extra Gewinnmöglichkeiten. Wobei das Voting rein nach Anzahl der Buchtitel für viele Kinder im „Mittelfeld“ bisher oft ein bisschen demotivierend war: Wer schafft schon 50 Bücher und mehr wie die Champions. Um allen eine faire Chance auf die Zusatzpreise einzuräumen, werden deshalb pro Kind und gelesenem Buch diesmal je ein Los in den Topf geworfen. Den Rest besorgt Fortuna.

Lesestoff ist jedenfalls genügend vorhanden. So wurden seit August allein 536 neue Kinderbücher und 200 neue Kindersachbücher in den Bestand aufgenommen. An ebooks können die Kinder und Jugendlichen auf 2100 Titel zurückgreifen. Aktuell registriert sind 433 junge Leser zwischen sechs und zwölf Jahren.

Einen ganz heißen Buchtipp hat Gabriele Essler für Leseratten ab zehn: „Kepler 62“ von Bjorn Sortland und Timo Parvelan mit Illustrationen von Pasi Pitkänen. Die Story: Kepler 62 heißt ein heißbegehrtes, ganz besonderes Computerspiel, gleichzeitig ist es der Name eines neu entdeckten, erdähnlichen Planeten. In der Welt des Buches gibt es nur noch einige wenige mächtige Reiche und viele arme Überwachte und Fremdgesteuerte, unter ihnen Ari und Joni. Ihre Mutter ist verschwunden, vermutlich verschleppt in ein Umerziehungslager. Die Brüder schlagen sich irgendwie durch und sind total aus dem Häuschen, als sie per Zufall- der gar keiner ist – das neue, hippe Game Kepler 62 ergattern können. Man sagt, dass niemand das 100. Level knacken kann. Und wenn doch, würde etwas Außergewöhnliches passieren, eine Einladung von Außerirdischen, irgend so etwas. Ausgerechnet Ari und Joni schaffen es bis zu Level 100. Sie zocken die ganze Nacht und erstmal passiert gar nichts besonderes. Aber dann überschlagen sich die Ereignisse! Erzählt ist „die facettenreiche dystopische Geschichte spannend und gleichzeitig unterhaltsam“, so Bibilotheksleiterin Essler. Vor allem ist der Roman stilistisch mal etwas ganz anderes: halb Erzählung, halb Comic, „ein gelungener Genremix“.

Lara dürfte dafür noch etwas zu jung sein. Die Sechsjährige mag die Conni-Reihe. Aufgeregt erzählt sie, welche Abenteuer diese patente Buchheldin mit der roten Haarschleife schon alles erlebt hat, „Die fährt Ski, die kann alles.“ Sogar im Krankenhaus sei die Arme schon mal gewesen, mit einem gebrochenen Bein. Wenn gerade mal kein Conni-Buch zur Hand ist, tun es auch Märchen aus aller Welt. Die Bücherei kennt Lara von einem Besuch mit ihrer Kindergartengruppe. Im Moment muss noch ihr Mama vorlesen. „Jeden Abend vor dem Schlafgehen“, verrät Natalie Scheidt. Eine Geschichte oder ein Pixy-Buch, das ist Standard.

 Sham (10) und ihr Bruder Sail (8) an der Ausleih-Theke, im Vordergrund eine Auswahl an aktueller Kinder-und Jugendliteratur.

Sham (10) und ihr Bruder Sail (8) an der Ausleih-Theke, im Vordergrund eine Auswahl an aktueller Kinder-und Jugendliteratur.

Foto: Anja Kernig

Ab August lernt die angehende Abc-Schützin dann selbst lesen – in der Grundschule am Steinwald. Die Zeit bis dahin zu verkürzen, hilft die Leseolympiade, bei der mitzumachen sich Mutter und Tochter heute spontan vor Ort entschlossen haben. Denn auch vorgelesene Bücher zählen natürlich voll, betont Gabriele Essler.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort